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Thilo Sarrazin kritisiert bei Lesung in der Stadthalle aktuelle Politik

am . Veröffentlicht in Lokalnachrichten

TS240516 CVvon Christoph Volkmer

Kamen. Selbst wenn der mediale Rummel deutlich zurückgegangen ist, hat der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin mit seinem neuen Werk wieder ein Bestseller verfasst, der bis zur vergangenen Woche noch die Verkaufsliste angeführt hat. Gestern Abend, 24. Mai 2016, stellte der in Gera geborene Volkswirt und Autor das neue Buch „Wunschdenken: Europa, Währung, Bildung, Einwanderung - warum Politik so häufig scheitert“ in der Kamener Stadthalle vor.
 „Wunschdenken“ ist das dritte Buch, das auf „Deutschland schafft sich ab“ folgt. Das Buch, das im August 2010 auf den Markt kam, löste eine anhaltende Diskussion aus und entwickelte sich zum meistverkauften deutschen Sachbuch seit 1945. Das Interesse in der Stadthalle war dagegen überschaubar; nur gut 80 Zuhörer nahmen an der Vorstellung und anschließenden Diskussionsrunde teil, die vom TV-Journalisten und Publizisten Hans-Hermann Gockel moderiert wurde.

Schon 44 Jahre lang ist Thilo Sarrazin Mitglied der SPD. „Ich mache mir keine Sorgen um Sigmar Gabriel, ich mache mir Sorgen um die SPD“, sagte der 71-Jährige, bevor er seine Kritik an der aktuellen „Politik des schlechten Gewissens“ äußerte. In seinem Vortrag führte er die Zuschauer chronologisch durch die fast 600 Seiten, auf denen er erklärt, warum Deutschland grundsätzlich schlecht regiert werde und warum Politiker viele Probleme nicht lösen, sondern durch Unwissenheit, Anmaßung, Bedenkenlosigkeit, Betrug sowie mit der Tendenz zur Fremd- und Selbsttäuschung noch verschlimmern. Die Phase der Selbsttäuschung sei im Bereich der Flüchtlingspolitik - mit den derzeit zurückgehenden Zahlen neuer Asylsuchenden - gerade eingetreten: „Jetzt glaubt man, man habe alles richtig gemacht“, warnte Sarrazin. Und weiter: „Teile der Bevölkerung sind zu beschränkt, um das zu erkennen.“
Den zweiten Teil der knapp zweistündigen Veranstaltung stellte danach die Fragerunde mit dem Publikum dar, wo es unter anderem um die Mitgliedschaft in der EU, die Zukunft der SPD und immer wieder um die Flüchtlingsthematik ging. „Die, die kommen, müssen sich integrieren!“ lautete dazu die Kernaussage von Sarrazin, die von den Besuchern viel Applaus erhielt.
Der Kamener Verein „Pro Mensch“ hatte vor der Stadthalle einen Infostand aufgebaut, wo Mitglieder der ehrenamtlichen Gruppe, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert, Besucher des Vortrags über das bevorstehende Straßenfest am Samstag (28. Mai 2016) informierten. Das Fest unter dem Motto „WillKamen“ findet von 12 bis 18 Uhr rund um das Christophorus Haus am Schwimmbad statt.  Foto: Christoph Volkmer für KamenWeb.deDer Kamener Verein „Pro Mensch“ hatte vor der Stadthalle einen Infostand aufgebaut, wo Mitglieder der ehrenamtlichen Gruppe, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert, Besucher des Vortrags über das bevorstehende Straßenfest am Samstag (28. Mai 2016) informierten. Das Fest unter dem Motto „WillKamen“ findet von 12 bis 18 Uhr rund um das Christophorus Haus am Schwimmbad statt.