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Mit Motorengeheul, Strohballen und Gottes Segen in die neue Bikersaison

am . Veröffentlicht in Lokalnachrichten

Bikergodi11417KBMit Motorengeheul, Strohballen und Gottes Segen in die neue Bikersaison. Foto: Katja Burgemeister für KamenWeb.de

von Katja Burgemeister | Fotostrecke >>>

Kamen-Heeren. Der Altar ist aus Strohballen aufgestapelt. Die Decke ist von der Uroma und das Kreuz ist von der Kirchengemeinde geliehen – das mobile Exemplar für den schnellen Einsatz. Wo sich jetzt die Gläubigen versammeln, stehen normalerweise die Pflüge und Eggen. Während in der Ferne die Kirchenglocken läuten, heult ein Motorradmotor auf und ein knatternder Auspuff rollt an den Sitzreihen vorbei. Vor dem Altar rangeln die beiden Hofhunde um den frisch erbeuteten Stock, als sich Pfarrer Uwe Rimbach vor dem Mikrofon aufstellt. Dieser Gottesdienst ist wahrlich kein gewöhnlicher.

Es ist der zweite Bikergottesdienst, der auf Hof Möllmann stattfindet. Direkt neben dem Kuhstall haben ich sich fast alle versammelt, die sonst auf „heißen Öfen“ gut 6.000 Kilometer fahren – die meisten davon gemeinsam. Fast alle der 70 Biker sind heute gekommen, um die Saison besinnlich und mit dem Segen „von oben“ einzuläuten. Sie haben ihre Harley Davidsons auf Hochglanz poliert. Auch manche Yamaha oder BMW ergänzt die lange Reihe der Motorräder. Kinder und Enkelkinder sind mitgekommen. In manchem Motorradschloss steckt ein Schlüssel mit Fuchsschwanz. Auf dem Heck riesiger Maschinen mit mehreren Auspuff-Ausgängen weht eine amerikanische Flagge. Es herrscht ein ganz besonderes Ambiente.

Vom Grill weht verführerisch der Rauch direkt unter das Dach, wo das erste Lied den Gottesdienst eröffnet. „Ich habe furchtbar Angst vor dem Tod“, singt ein junger Mann zur Gitarre. „Trotzdem bin ich froh, dabei zu sein.“ Ganz schön nachdenklich beginnt die Veranstaltung. Viele bekommen jetzt ganz ernste Gesichter. Sie stehen, denn die Sitzplätze reichen bei weitem nicht auf. „Bewahre uns vor Übertretungen, vor Punkten und Radarfallen, aber auch vor Stolz und Überheblichkeit“, heißt es jetzt. Nun huscht ein Lächeln über die Gesichter.

„Motorradfahren ist ein lebensgefährliches Hobby – dessen sind sich alle bewusst“, weiß Pfarrer Uwe Rimbach. Er sitzt selbst viele Stunden im Jahr auf dem geliebten Motorrad und hat gerade seine Motorradjacke mit Protektoren und Nierenschutz gegen den Talar eingetauscht. „Mit diesem Gottesdienst wollen wir alle innehalten, uns auf die Saison vorbereiten und vor allem die Gemeinschaft pflegen, die für uns das Wichtigste ist“, schildert er. Ansonsten ist das „ein Gottesdienst wie andere auch“ – mit kürzerer Liturgie und anderem Ambiente.

Aber auch die Inhalte sind besondere. Es wird der Biker-Freunde gedacht, die verstorben sind oder Unfälle hatten. Die Gefahr auf der Straße spielt eine Rolle, aber auch die Freude, die von der 125er bis zum Big Bike die Gemeinsamkeit prägt. „Macht Motorradfahren wirklich frei?“, fragt Uwe Rimbach seine Zuhörer. „Verstanden habe ich das nie“, gesteht er. Bis vor kurzem. Da hat er eine Motorradfahrer-App heruntergeladen, die Rundtouren aufzeigt. „Gerade das will man doch eigentlich nicht, weil wir doch alle so erzogen wurden, uns nicht im Kreis zu drehen, vorwärts zu kommen.“ Aber gerade das sei „die letzte Anarchie“: Das sinnlose im-Kreisfahren, einfach, weil es Spaß macht.

Das Leben ist ein Geschenk und die Straße führt all diese Leben zusammen – ob mit oder ohne Motorrad. Am Samstag führten alle Bikerstraßen auf den Hof Möllmann. Dort sitzen Mutter und Tochter regelmäßig auf sehr schweren Maschinen und genießen genau das. Ganz nebenbei sind sie in der Kirchengemeinde engagiert für einen Gott, der sie auch auf dem Motorrad begleitet. Deshalb schließt sich für alle hier, direkt neben dem Kuhstall mit Blick auf die Felder der Kreis. Nach Fürbitte und Gebet mit Bratwurst, Getränken, langen Gesprächen, aufheulenden Motoren und gemeinsamen Ausfahrten. Fotostrecke >>>