Frauke Kern vom Bundesverband für Logopädie, SPD-Landtagskandidatin Silvia Gosewinkel, Dörte Schall, stellvertretende Landesvorsitzende der NRW-SPD und Magnus Memmeler, Fachbereichsleiter der ambulanten Gesundheitsdienste der AWO (v.r.) informierten die rund 20 interessierten Besucher der SPD-Veranstaltung im Konferenzsaal der Stadthalle. Foto: Alex Grün für KamenWeb.de
Kamen. (AG) Um die Zukunft der ambulanten Versorgung in Nordrhein-Westfalen ging es in der dritten thematischen Präsenzveranstaltung, zu der am Montagabend SPD-Landtagskandidatin Silvia Gosewinkel in die Kamener Stadthalle eingeladen hatte.
Rund 20 Besucher, nicht nur aus den Reihen der Orts-SPD, folgten der Einladung und gingen mit einigen Erkenntnissen nach Hause, die ihnen die Experten der Veranstaltung aus dem Gesundheitsbereich mitgaben. Mit Frauke Kern vom Bundesverband für Logopädie, Dörte Schall, stellvertretende Landesvorsitzende der NRW-SPD und Magnus Memmeler, Fachbereichsleiter der ambulanten Gesundheitsdienste der AWO, waren vier Spezialisten im Bereich der regionalen Gesundheitsversorgung geladen, die nicht nur aus ihrem Erfahrungsschatz referierten, sondern sich den - teilweise auch kritischen - Fragen der Besucher der Infoveranstaltung stellten.
In einem waren sich Experten und Publikum einig: Das Gesundheitssystem im Land muss bedarfsorientierter und menschlicher werden. Ansatzweise sei dieses Vorhaben schon auf einem guten Weg, etwa in Bezug auf die Novellierung des Sozialgesetzbuchs V, die eine Verordnung von Heil- und Hifsmitteln durch Pflegefachkräfte ermöglicht. Dadurch sei gewährleistet, dass die Person, die den Patienten täglich sieht und daher am besten kennt, ohne Umwege die individuellen Bedarfe des Pflegefalls bei der Kassenärztlichen Vereinigung geltend machen kann. Diese Info, sagt AWO-Mann Magnus Memmeler, sei längst noch nicht bei allen Ärzten angekommen. Es müsse viel mehr Wert auf die Möglichkeit der ambulanten Behandlung - sprich: des möglichst langen Verbleibens der Pflegepatienten in den eigenen Wänden, auch im eigenen Interesse - gelegt werden, so Memmeler.
Schon aus Kostengründen, denn die stationäre Behandlung sei erstens "exorbitant teuer" und außerdem aufgrund des Fachkräftemangels immer schwerer für den Patienten in lebenswerter Form zu gewährleisten. Der Patientenwunsch nach häuslicher Pflege, so Landtagskandidatin Gosewinkel, müsse viel weiter in den Fokus der Gesundheitspolitik gerückt werden. Dazu gehöre auch die Unterstützung der pflegenden Angehörigen, die aus ihrer Sicht mit der Verschiebung des sozialen Gleichgewichts mehr und mehr aus dem Blickfeld gerate.
Die stellvertretende Vorsitzende der nordrhein-westfälischen SPD Dörte Schall machte auf die "Landflucht" der Hausärzte und deren Folgen für die ländlichen Gebiete aufmerksam. Das Land solle die Möglichkeiten, Anreize für die Ansiedlung von jungen Ärztinnen und Ärzten außerhalb der Zentren zu schaffen, verstärkt nutzen, so Schall. Die Akademisierung vernachlässigter medizinischer Randbereiche wie etwa der Logopädie und die damit einhergehende Aufwertung dieser Berufsbilder müsse vorangetrieben werden, sagte Logopäden-Verbandssprecherin Frauke Kern. Auf diese Weise könne dem Fachkräftemangel im gesamten Gesundheitswesen auch im präventiven Bereich wirksam entgegen getreten werden.