ADAC Crash zeigt: Reifen beim Transport unbedingt gut fixieren / Bußgeld bis 200 Euro und Punkt in Flensburg drohen
Der Fahrer-Dummy wird beim Crash durch im Fahrzeug umherfliegende Reifen schwer verletzt. Quelle: ADAC / Uwe Rattay
Wer seine Reifen nicht selbst wechselt, sondern sie dafür in die Werkstatt bringt, sollte streng darauf achten, dass sie gut im Wagen gesichert sind. Crashversuche des ADAC haben gezeigt, dass ungesicherte Reifen bei einem Unfall mit bereits 50 km/h zum gefährlichen Geschoss werden können.
Ein bekanntes Bild: Weil der Kofferraum vieler Autos nicht alle vier Reifen fasst, wird kurzerhand die Rückbank umgeklappt und die Reifen auf die nun vergrößerte Ladefläche gelegt – ein fataler Fehler. Denn bei einem Crash-Test des ADAC mit einem Golf V-Modell, das mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h gegen ein Hindernis prallte, schlugen die schweren Reifen in die Vordersitze ein, rissen die Kopfstütze ab und flogen über den Kopf des Fahrers Richtung Frontscheibe. Bereits bei dieser vergleichsweise geringen Geschwindigkeit wirken bei einem Unfall enorme Kräfte: Bei einem Aufprall vervielfacht sich das Gewicht der Reifen kurzzeitig um das 30- bis 50-fache – ein ca. 15 kg schwerer Reifen fliegt dann mit etwa 600 kg Gewicht durch das Fahrzeug. Das kann zu enormen Verletzungen führen. Schon die Brems- und Ausweichmanöver, die der ADAC mit ungesicherten Reifen fuhr, zeigten ein gefährliches Verrutschen der Ladung.
Was effektiv hilft: Zurrgurte oder besser noch ein spezielles Ladungssicherungsnetz zum Transportieren von Autoreifen im Kofferraum. Die entsprechenden Versuche stellten die ADAC Tester einigermaßen zufrieden. Dazu wird ein Sicherungs- bzw. Zurrgurt (Norm EN 12195) durch die Naben der nebeneinander aufgestellten Reifen gefädelt, die Enden jeweils an einer Öse im Kofferraumboden fixiert und straff gespannt. Das Gepäcknetz erfüllt die Anforderungen sogar noch etwas besser: Es umfasst die aufgestellten Reifen vollständig von außen und wird nicht nur an zwei, sondern vier Zurrösen am Kofferraumboden verankert.
Die Lehne der Rücksitzbank kann bei beiden Sicherungsarten hochgeklappt bleiben und wird zusätzlich stabilisiert, indem die Drei-Punkt-Gurte der hinteren Sitzplätze über Kreuz in die gegenüberliegenden Gurtschlösser gesteckt werden. Dies bietet vermehrten Schutz bei einer scharfen Bremsung oder gar einer Kollision. Weil aber auch hier starke Kräfte wirken und sich die Lehne in den Crashversuchen deutlich verformte, sollten beim Reifentransport keine Passagiere auf der Rückbank mitfahren. Finden nicht alle vier Reifen im Kofferraum Platz, wird einer in den Fußraum zwischen Rückbank und Rücklehne des Beifahrers (den Sitz möglichst weit nach hinten fahren) geklemmt.
Fazit: Reifen ungesichert im Laderaum eines Autos zu transportieren ist hochgefährlich. Mit einfachen Mitteln – Zurrgurt oder Gepäcknetz – bleiben die Reifen auch in brenzligen Situationen im Kofferraum fixiert. Die Rückenlehne zusätzlich stabilisieren, evtl. den vierten Reifen einklemmen. Letztlich gibt es die Möglichkeit, die Reifen einzulagern und so den Transport ganz zu vermeiden.
Übrigens: Wer mit ungesicherter Ladung erwischt wird, muss mit einem Bußgeld bis zu 200 Euro sowie einem Punkt in Flensburg rechnen. Bei einem Crash mit Verletzungen, schlimmstenfalls sogar mit Todesfolge, drohen im Extremfall Strafen wegen fahrlässiger Körperverletzung oder Tötung.
Weitere Informationen finden Sie unter adac.de