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Das Kriegsende in Kamen

am . Veröffentlicht in Lokalnachrichten

Foto: Pauluskirche kriegsbeschadigt (Quelle: Archiv Klaus Holzer)von Klaus Holzer | Fotos: Archiv Klaus Holzer

Am 8. Mai 2015 jährte sich die Kapitulation Nazi-Deutschlands zum 70 Mal. Für Kamen war der Krieg aber schon einen Monat früher vorbei. Am 10. April 1945, um 13.10 Uhr, übergab der Kamener Journalist Otto Birkefeld die Stadt Kamen den Amerikanern, am 11. April begann für Kamen die Nachkriegszeit.

Birkefeld befand sich zu dem Zeitpunkt zusammen mit einem Polizeileutnant und zehn Mann im (alten) Rathaus. Bei ihnen befand sich noch eine Angestellte des Standesamtes, die immer wieder die Luftalarmsirene bediente. Als die Besatzung des Rathauses die amerikanischen Panzer, aus der Weißen Straße kommend, langsam auf den Markt vorrücken sah, wußte zuerst keiner, was nun zu tun war. Dann sagte der Polizeioffizier zu Birkefeld: „Sie sprechen doch Englisch. Gehen Sie mal dahin und sprechen Sie mit den Amerikanern.“ Die standen inzwischen relativ locker vor ihren Panzern und hatten sich Zigaretten angesteckt. Als Birkefeld das sah, steckte er sich seine Pfeife an und ging dann langsam auf die Eroberer zu. Sein spontaner Entschluß brach das Eis und rettete Kamen womöglich vor weiterer Zerstörung. Er übergab die Stadt bedingungslos an den Sieger. 

Foto: Heilige Familie kriegsbeschadigt (Quelle: Archiv Klaus Holzer)Vorausgegangen waren schwere letzte Gefechte. Nach den verheerenden Luftangriffen von Ende Februar und dem absehbaren Ende, nämlich der Niederlage Nazi-Deutschlands, errichtete der Kamener Volkssturm dennoch an allen großen Einfallstraßen mächtige Panzersperren, am Bahnübergang in der Nähe des damaligen Cafés Schneider, bei Jackenkroll an der Hammer Straße und auch auf der Lünener Straße. Besetzt wurden diese Sperren von alten Volkssturmmännern und Hitlerjungen, die in Schnellkursen notdürftig im Gebrauch von Panzerfäusten unterrichtet worden waren.

Viele Kamener fanden noch Anfang April anonyme Flugblätter in ihren Briefkästen und Vorgärten, in denen Nazis denen Tod und Vergeltung androhten, die vor den anrückenden Feinden den „weißen Fetzen“ zum Fenster heraushängen würden. SS-Streifen rasten in ihren Autos durch die Straßen Kamens und suchten Fahnenflüchtige, mit denen sie im Trichter hinter der ehemaligen VfL-Turnhalle „kurzen Prozeß machten“, d.h., sie erschossen sie kurzerhand, ohne jedes Gerichtsurteil. Kriegstote mußten in der Morgendämmerung beerdigt werden, weil Tiefflieger während des Tages auf alles schossen, was sich bewegte.

Besonders schrecklich war der „Heerwurm“, der sich am Karfreitag von Lünen her durch Kamen bewegte, über die Koppelstraße und den Bahnübergang nach Heeren, 20000 Gefangene und Flüchtlinge. Sie waren total zerlumpt, heruntergekommen und ausgehungert, oft nur mit Lappen an den Füßen. Über dem Zug hing bedrückend der Geruch von Karbol und Desinfektionsmitteln. Eskortiert wurde der schnell so genannte „Russenzug“ von ein paar Dutzend klappriger deutscher Landesschützen, erinnert sich Otto Birkefeld später.

Als Kamen eingenommen war, wurden zuerst zwei Englischlehrerinnen des Gymnasiums, Maria Ahmer und Eleonore Friedrichs, als Dolmetscherinnen ins Rathaus zitiert. Der erste Stadtkommandant erwies sich als großzügig und weitherzig. Er ernannte umgehend ein kleines Ratsherrenkollegium, da an Wahlen nicht zu denken war. Valentin Schürhoff wurde nach der Besichtigung als Obmann von Grillo berufen. Gustav Adolf Berensmann mußte als kommissarischer Bürgermeister den Sonderauftrag umsetzen, alle ehemaligen Nazis unter dem Schiefen Turm zum Schippen und Füllen der Bombentrichter in Kamen einzubestellen, wo sie dann für jedermann sichtbar mit Hacke, Schaufel und Schubkarre malochen mußten.

Und es war viel zerstört worden: 125 Gebäude vollständig, 111 sehr schwer, 350 leicht. Der Schiefe Turm war demoliert, die Kirche Hl. Familie wies an der Ostseite ein großes Loch auf, Krankenhaus, Bahnhof, Altersheim, die Druckerei der „Kamener Zeitung“, die VfL-Turnhalle, das damalige Realgymnasium zu einem großen Teil und der Kindergarten der evangelischen Gemeinde. Und, schlimmer, es gab 245 Tote.

Kamen, wie ganz Deutschland, mußte ganz von vorn anfangen, neu aufgebaut werden. Die Narben kann man heute noch im Stadtbild erkennen.

Quelle: Archiv Klaus Holzer

Wer weiß, wo die Szene sich abspielt? Wo? Wann genau? Wer sind die beteiligten Männer? Antworten an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!