"Schöner Wohnen" zwischen Müllbergen
von Ulrike Faulhaber
Kamen. „Schöner Wohnen“ mit „Altro Mondo“ - die Grundbesitzgesellschaft, der etliche Häuser in den Straßen Auf dem Spiek und Blumenstraße gehören, hat eine sehr eigenwillige Vorstellung von einem behaglichen Zuhause. Keller und Flure einiger Häuser sind zugemüllt. Weil Kellerfenster fehlen, gehen Ratten ein und aus. Haustüren lassen sich nicht schließen. Auf dem Rasen sind Fernseher, Kühlschranke, Klosetts, Autoteile, Schränke, Polstermöbel aufgestapelt.
Horst Dinter von der Gemeinschaft „Flowerstreet“, die sich 2014 gründete, um das Quartier nach vorn zu bringen, möchte die Brocken manchmal hinschmeißen. Seit Wochen macht er Altro Mondo auf die Missstände aufmerksam, schickt Fotos per Mail, greift zum Telefon. Ohne Erfolg. „Man bekommt niemanden an die Strippe“, sagt Dinter.
Auch wir haben die im Internet des Unternehmens angegebene Telefonnummer etliche Male angerufen. Als Ansprechpartnerin ist eine Katharina Kiecksee angegeben. Tatsächlich wird der Anrufer von einer Computerstimme begrüßt, die eine Tasteneingabe fordert. Egal, welche Taste man drückt, stets folgt eine musikalische Dauerberieselung. Es dudelt und dudelt und dudelt – und irgendwann legt man auf.
Der Stadt – auch sie hat Horst Dinter kontaktiert - sind die Hände gebunden. Heißt: Ordnung schaffen kann sie nur im Rahmen ihrer rechtlichen Möglichkeiten. Und die hören da auf, erklärt Stadtsprecher Hanno Peppmeier, wo sich der Müll auf Privatflächen türmt. In dem Fall ist das Kreisumweltamt zuständig. Blockiert der Müll aber öffentliche Verkehrsflächen oder geht von ihm eine Gefahr aus, informiert die Verwaltung das Entsorgungsunternehmen GWA, das den Abfall abfährt – auf Steuerzahlerkosten. Was auch jetzt wieder geschieht in dem Viertel. „Wir betreiben einen enorm hohen Aufwand“, sagt Peppmeier. Doch sei die Situation rund um die Blumenstraße „schwierig und unbefriedigend“. Was Horst Dinter bestätigt: Es gebe leider nur wenige Bewohner, sagt er, denen ein schönes Umfeld wichtig sei.
Auch wenn Dinter bisweilen verzweifelt ist angesichts des Zustands im Viertel. Aufgeben wollen er und seine Flowerstreet-Mitstreiter nicht. Sie setzen auf das integrierte Handlungskonzept, das das Wohnquartier in absehbarer Zeit nach vorn bringen soll.
Wer übrigens auf die Internetseite von Altro Mondo geht, findet unter dem Punkt „Philosophie“ folgenden Eintrag: „Grundbesitz verpflichtet! Wir sind uns dieser Verantwortung insbesondere in Hinblick auf die Schaffung und Erhaltung von sozialverträglichem, lebenswertem Wohnraum bewusst. So ist es die oberste Maxime unseres täglichen Handelns, den Städten und Ihren Einwohnern ein besseres Lebensumfeld und ein modernes Zuhause zu schaffen, in dem sie mit Freude leben.“
Tja, wenn in dem Unternehmen mal einer ans Telefon ginge, könnten die Bewohner ihnen mitteilen, wie toll es sich lebt in Altro Mondo-Häusern…