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Wenn die Kamera die Schönheit hinter dem Handicap hervorholt

am . Veröffentlicht in Lokalnachrichten

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von Katja Burgemeister

Kamen. Heute kommen einige später zum gemeinsamen Treffen. Die einen müssen sich noch das Haar bürsten und kämmen. Die anderen brauchen ganz dringend ein spezielles Parfüm, eine besondere Creme, ein ganz bestimmtes T-Shirt. Denn alle wollen heute besonders schön sein. Schließlich kommt der Fotograf. Und der soll alle Teilnehmerinnen des Frauenprojekts im Haus Mühlbach ins richtige Licht rücken.

Schön sein will schließlich jede Frau. Egal, ob sie ein Fotomodel ist oder im Rollstuhl sitzt, den Rollator als Gehhilfe braucht, das Down Syndrom hat oder Spastiken das Gesicht in Bewegung halten. „So wie ich bin, bin ich schön“, heißt deshalb das besondere Projekt, das Beeinträchtigungen in den Hintergrund rücken lässt und das Selbstbewusstsein hervorlockt. Denn die Zweifel am eigenen Aussehen sind manchmal dann doch allzu groß, wenn es mit dem Gehen nicht so richtig klappt, der Mund oder ein Augenlid gelegentlich ganz schön eigensinnig sind oder Hüftumfang nicht wirklich den Model-Maßen entspricht.

Frauenproj2518KBDurch Beobachtungen und Gespräche haben die Mitarbeiter in der Wohneinrichtung der Perthes-Stiftung bemerkt, dass sich die elf Bewohnerinnen im Haus Mühlbach oft mit genau diesem Thema beschäftigen. „Es gibt häufig Hemmschwellen oder es fehlt oft die Eigeninitiative, um die eigenen Ideen und Bedürfnisse auch in die Tat umzusetzen“, schildert Silja Poschmann. So entstand der Grundgedanke für das spezielle Projekt nur für Frauen. Ein perfektes Vorhaben für Studentin Laura Lülf. Sie arbeitet im Haus Mühlbach und kann das Projekt wunderbar in ihr Studium der Rehabilitationspädagogik integrieren. Sie plante zusammen mit den Frauen, wie sie der eigenen Schönheit auf Spur kommen können.

Ein großes Lachen schallt durch den Innenhof. Dagmar kommt gerade vom „Schönmachen“ und ist kalkweiß im Gesicht. Die Sonnencreme hat sie so großzügig aufgetragen, dass kaum noch Haut zu erkennen ist. Sie muss selbst lachen, als Laura Lülf mit einem Tuch die dicke Schutzschicht deutlich verringert. Für gute Laune sorgt auch das Totenkopf-Tshirt, das sich Sigrid für das Fotoshooting ausgesucht hat. Keine Frage: Dieses Projekt macht richtig Spaß. Da vergessen alle fast die riesengroße Kameralinse, die auf sie gerichtet ist. Zum Beispiel dann, wenn sich zwei Freundinnen auf der Bank umarmen, weil sie sich gerade an die Beerdigung eines Mitbewohners erinnern, der vor wenigen Wochen verstorben ist.

Das sind die besonderen Momente, die Reinald Döring mit seiner Kamera einfängt. Er gehört längst zum Inventar von Haus Mühlbach. Er hat selbst einen Angehörigen, der hier lebt. Als Hobbyfotograf hat er schon oft die Bewohner im Bild festgehalten. Heute beobachtet er die Frauen, drückt in intimen, verträumten, entrückten, nachdenklichen und manchmal auch traurigen Momenten ab. Oder genau dann, wenn die Frauen sich nur für ihn in Szene setzen. So entstehen nicht nur ganz besondere Portraits, sondern auch ganz individuelle Gesichter. Gesichter, die ausnahmslos schön sind. Denn: „Schön ist jeder“, ist der Fotograf überzeugt. Er versucht, mit der Linse die Schönheiten einzufangen, die ihre Besitzerinnen vielleicht noch gar nicht an sich gesehen haben.

Das Fotoshooting ist nur ein Teil des Projektes, das aus Kollektenmitteln der Diakonie realisiert wird. Die Frauen haben sich zu Beginn bereits zu einer Gesprächsrunde getroffen, bei der die wesentliche Frage im Mittelpunkt stand: „Wie fühle ich mich als Frau?“ – und wie gehe ich im Alltag mit meinen Einschränkungen um. Es gab einen Wellnesstag mit Hand- und Gesichtsmassagen sowie einer Phantasiereise, auch ein gemeinsames Eisessen und Kinoabende standen auf dem Programm. Zum Abschluss wird es eine weitere Gesprächsrunde mit der Behindertenbeauftragten des Kreises Unna geben. Dann werden alle Erfahrungen noch einmal gemeinsam besprochen.

Eines jedenfalls ist jetzt schon nicht zu übersehen: Der Spaß an dem Projekt ist riesig. Und vor der Kamera entfalteten sich so viele Schönheiten, dass Reinald Döring alle Hände voll zu tun haben wird, um hier eine Auswahl für die Fotowand und die individuellen Porträts zu treffen. Wer da noch Zweifel an sich und ihrer Schönheit hat…