Brunnenfest mit Geburtstagsstimmung und Feriennostalgie
von Katja Burgemeister | Fotostrecke >>>
Kamen. „Wir treffen uns um 21 Uhr unter der Uhr“, sagt eine, die eilig mit einer Gruppe durch die Fußgängerzone eilt. Das gleiche haben sich Hunderte von Kamenern vorgenommen und stehen am Ende am Freitag doch einigermaßen ratlos auf einem randvoll gefüllten Marktplatz. Hier rund um die Uhr irgendjemanden zu finden, ist um 21 Uhr ein Kunststück. Da hat sich Burning Heart auf der Bühne längst warm gesungen und die wogende Menschenmasse beim Brunnenfest auch. Da hilft es nur, sich gegenseitig auf die Schultern zu nehmen, denn auch das Handy verliert hier seine Zauberkräfte.
Direkt vor der Bühne haben die Smartphones dagegen längst die klassischen Wunderkerzen und Feuerzeuge abgelöst. Hunderte werden in die Höhe gereckt, direkt vor das eigene Gesicht gehalten und verwandeln alles in Bits und Bytes, was sich dort im Scheinwerferfeuerwerk abspielt. Mancher sieht auf dem Handy des Vordermannes besser, was Burning Heart dort anstellt, als aus der eigenen von Haaren, Händen und Rücken verstellten Perspektive. Wenn die Jungs beispielsweise synchron über die Bühne tanzen, holt der Bildschirm nebenan alles im Zoom heran. Zum hundertfach wiederholten „Burning Heart – 30 Jahre – Start in Kamen“-Rap muss man eigentlich nirgendwo hinschauen. Da reicht es, einfach mitzusingen.
Richtig zufrieden war die Kamener Coverband aber auch nach einer Stunde noch nicht mit ihrer Fangemeinde. „Seid ihr noch im Urlaub?“, fragten sie provozierend, weil es immer noch mehr Gespräche als lauthals mitgesungene Refrains der aktuellen Hits gab. Immerhin waren schon einige auf die Schultern ihrer Begleiter geklettert und einige Hände winkten im Takt mit. Trotzdem hatten sich die Kamener noch lange viel zu erzählen. Schließlich ist das auch der Sinn des Brunnenfestes. Zum Ende der Ferien sehen sich die Kamener hier wieder und berichten, was sie alles wo in der Welt erlebt haben – das hat längst Tradition. Da hat auch der „Kamen-Song“ von Andy C keine wirkliche Chance, denn zum Auftakt stehen erstmal ausgiebige Wiedersehensrituale bei allen Besuchern auf dem Programm.
Dann knallen die Korken auch schon mal im Vorfeld in anderen Teilen der Stadt und es wird „vorgeglüht“. Auch der namensgebende Brunnen spielt immerhin eine Neben-Rolle. Wenn das Rind Wasser spuckt, dann werden Plastiktüten kurzerhand zu Wasserbomben umgebaut. Der Döner schmeckt unter dem speienden Maler richtig gut und das mitgebrachte Bier sowieso. Direkt daneben ist außerdem einer der gigantisch ausgeschilderten Fluchtwege. Denn auch die Terror-Sicherheitsbestimmungen werden hier streng befolgt. Zwischen quergestellten Fahrzeugen und riesigen Fässern ist kein Durchkommen für etwaige Attentäter.