-Anzeige-

Anzeige

Anzeigen

alldente17 500
 

 

Venencenter19

 

wolff 2016 web

bannerbecher516

FestMethlerVS500

tanzmai124
 
Anzeige
 

GWAAbfallApp 500

Vahle23500

jacoby500

tanzmai124
 
markencenter1-2-17

Nicoletti0121 500

Gibt es oder gibt es nicht? Fußballfragen für Experten

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Lokalnachrichten

fussballKWvon Heinrich Peuckmann

Alle reden mit beim Fußball, jeder weiß alles besser, aber wer hat wirklich Ahnung? Hier Fragen, die ein Experte auf jeden Fall beantworten müsste.

1. Gibt es das, einen Fußballer, der Deutscher Meister wurde, Pokalsieger, der mehrere Länderspiele bestritt, aber nur einen Arm hatte?

Ja, den gab es. Robert Schlienz hieß er, spielte beim VfB Stuttgart, wurde sogar zweimal mit seiner Mannschaft Meister und Pokalsieger und bestritt 1955 sein erstes von drei Länderspielen. Bei einem Verkehrsunfall hatte er 1948 seinen linken Unterarm verloren, seine Fußballkarriere schien beendet zu sein, aber sein Trainer Wurzer überredete ihn, nicht aufzugeben und so trat Schlienz schon vier Monate nach der Amputation wieder für seinen VfB an, nicht mehr als torgefährlicher Stürmer, sondern als Mittelfeldspieler. Schlienz war nicht irgendein Spieler der damaligen Meistermannschaft des VfB, er war der beste, der Star des Teams. Bundestrainer Herberger zögerte lange, ihn für die Nationalmannschaft aufzustellen. Als er am 28. Mai 1955 beim 2:1-Sieg gegen Irland sein erstes Spiel bestritt, fanden viele Fußballexperten diese Entscheidung längst als überfällig. Herberger hatte so lange gezögert, weil er Sorge hatte, gegnerische Mannschaften könnten einen Spieler mit einem so großen Handicap nicht richtig angreifen und solch einen Vorteil wollte der Bundestrainer nicht.

2. Ein Länderspiel der deutschen Mannschaft, bei dem zu wenig Spieler anreisten und die Verantwortlichen auf der Tribüne nachschauen mussten, ob sie geeignete Spieler finden konnten, die binnen einer Stunde vom Zuschauer zum Nationalspieler aufstiegen, gibt es das?

Ja, das gab es auch. 1910, beim Länderspiel gegen Belgien war das, als der DFB übersah, dass am Tag vorher das Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft stattfand und man vom Meister Karlsruher FV mehrere Spieler einlud, die aber nach ausgiebiger Siegesfeier nicht nach Duisburg anreisen konnten. Nur acht Spieler waren erschienen, die Belgier dagegen waren komplett angereist. Sie bereiteten sich schon auf das Spiel vor, als der Fehler auffiel, so dass eine Absage nicht mehr möglich war. Folglich sah man sich heimlich auf der Tribüne um und entdeckte vier Duisburger Spieler, die gekommen waren, um sich ein Länderspiel anzusehen. Berghausen, Budzinsky, Schilling und Breynk hießen sie, von denen drei kurz drauf in der Anfangsformation standen und Breynk später, was damals noch ungewöhnlich war, eingewechselt wurde. Damals spielte man mit elf Spielern durch, egal, was passierte. Breynk wurde übrigens für Peco Bauwens eingewechselt, den späteren DFB-Präsidenten, der gegen Belgien sein einziges Länderspiel bestritt und nach siebzig Minuten konditionelle Probleme hatte. Was Wunder, dass das Spiel mit 0:3 verloren ging. Dabei spielte Zufallsnationalspieler Christian Schilling so gut, dass er noch zu einem zweiten Spiel eingeladen wurde. Aber auch dieses Spiel gegen Holland ging mit 1:2 verloren. Womit auch seine Nationalmannschaftskarriere, die eigentlich gar nicht beginnen sollte, zu Ende war.

3. Kann man sich denn das vorstellen, einen Nationalspieler, der kein Länderspiel bestritten hat?

Nein, das kann man nicht. Nationalspieler wird man ja gerade dadurch, dass man in einem Länderspiel mitmacht. Aber fast, so könnte man sagen, fast gibt es das trotzdem, was an dem Verständnis des Wortes „mitmachen“ liegt. Denn es gab einen Spieler, der sein erstes Länderspiel bestritt, ohne ein einziges Mal an den Ball zu kommen. Hartwig Bleidick von Borussia Mönchengladbach war das, der mit seiner Mannschaft mehrfach Deutscher Meister wurde, aber immer nur in der Amateurnationalmannschaft eingesetzt wurde. Ob ein Meisterspieler in der Bundesliga tatsächlich noch Amateur sein kann, soll hier nicht weiter hinterfragt werden, aber einmal wurde Verteidiger Bleidick doch zu einem Länderspiel eingeladen. 1971 beim EM-Qualifikationsspiel gegen Albanien war das. Gleich mehrere Abwehrspieler hatten verletzt absagen müssen, da griff Bundestrainer Schön in seiner Not auf Bleidick zurück. Die Absicht, ihn spielen zu lassen, hat er wohl nie gehabt, er wollte nur auf eine Notsituation vorbereitet sein. Aber da kannte er seinen Stammspieler Berti Vogts schlecht, der mit Bleidick befreundet war. Berti war schon immer Kumpel gewesen. Kurz vor Schluss des Spiels, das mühevoll mit 2:0 gewonnen wurde, spielte er plötzlich den Verletzten. Nein, die letzten zwei Minuten konnte er auf keinen Fall weiterspielen, signalisierte er zur Trainerbank, so dass Helmut Schön doch noch Bleidick einwechseln musste. Das geschah freilich so spät, dass er nicht mehr an den Ball kam. Ein Nationalspieler, der nicht mal den Ball berührt, also nicht im Wortsinne mitgemacht hatte, das konnte Helmut Schön nicht zulassen. So lud er ihn zehn Tage später zu einem weiteren Länderspiel ein und wechselte ihn nach einer Stunde für Beckenbauer ein. Zwei Länderspiele hat Hartwig Bleidick also bestritten. Eines mit Ballberührung und eines ohne.

4. Gibt es das denn, einen Schiedsrichter, der im Spiel bei einer Weltmeisterschaft die Flanke einer Mannschaft absichtlich wegköpft, damit sie kein Tor schießen kann?

Tatsächlich, das hat es auch gegeben. Der schwedische Schiedsrichter Eklind leistete sich diese unglaubliche Unsportlichkeit bei der WM 1934 in Italien. Die Österreicher mit ihrem Wunderspieler Sindelar reisten als Favoriten an, und obwohl gleich mehrere ihrer besten Fußballer durch Fehlplanung des Verbands nicht mitreisen konnten, erreichten die Österreicher erwartungsgemäß das Halbfinale gegen Italien. In diesem Spiel fing ihr Torwart Platzer eine Flanke des italienischen Außenstürmers Orsi ab, wurde dann aber von den italienischen Stürmern Miazza und Schiavo schwer gefoult und im Fallen auch noch über die Torlinie geschubst. Eklind erkannte trotzdem auf Tor. Der Ball hatte ja, in den Armen des gefoulten Torhüters Platzer, die Torlinie überschritten. In der zweiten Halbzeit setzte er dem Ganzen dann die Krone auf. Eine Flanke von Sindelar auf seinen frei vor dem italienischen Tor stehenden Mitspieler Zischek köpfte er einfach weg. Nicht ein italienischer Abwehrspieler tat das, sondern der Schiedsrichter selber! Italien wurde Weltmeister, die Österreicher, enttäuscht durch den Ausgang dieses Spiels, verloren auch noch das Spiel um den dritten Platz gegen Deutschland. Später stellte sich heraus, dass Eklind, noch am Abend vorher Ehrengast bei dem Faschisten Mussolini, bestochen war.

5. Ist das denkbar? Ein Weltstar des Fußballs, den die Nazis ermorden ließen?

Doch, das ist denkbar, wenn auch nicht bewiesen. Es handelte sich um den schon erwähnten Matthias Sindelar, den wohl besten Fußballer seiner Zeit. Sindelar, so viel steht fest, mochte die Nazis nicht, die 1938 Österreich besetzten und die österreichische Nationalmannschaft, die sich für die WM 1938 qualifiziert hatte, sofort auflösten. Als Trost für die enttäuschten Fußballfans fand ein Spiel „Altreich“ gegen „Ostmark“ statt. In diesem Spiel hat Sindelar in aufreizend lässiger Weise gleich mehrere hundertprozentige Chancen vergeben, um zu zeigen, wie wenig Wert er diesem Spiel beimaß. Als er dann doch das 1:0 für die „Ostmark“ erzielte, führte er vor den Nazis auf der Haupttribüne ein Freudentänzchen auf, um sie noch mehr zu provozieren. Danach wurden alle Profiverträge der österreichischen Fußballer aufgelöst und so genannte jüdische Vereine verboten. Dazu gehörte auch Sindelars Verein Austria Wien. Dessen Vorsitzenden auch nur zu grüßen, wurde den Spielern verboten, woran sich Sindelar nicht hielt. „I, Herr Doktor, wird Ihna oba immer griaßn“, soll er gesagt haben.
Herbergers wiederholte Einladungen, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen, ignorierte er. 1939 wurde er tot in seinem Bett gefunden, neben ihm lag seine jüdische Freundin Camilla, die zwar noch lebte, aber einen Tag später verstarb. Der Kamin wäre schadhaft gewesen, wurde bei Untersuchungen festgestellt, beide seien an einer Kohlenmonoxydvergiftung gestorben. Aber die Polizisten, die die beiden gefunden haben, behaupteten später, Ofen und Kamin wären in Ordnung gewesen. Der Verdacht, dass daran manipuliert worden war, blieb bestehen.
Sindelar, ein doppelt betrogener also. Beim Fußball betrogen um den WM-Titel 1934 und später, seiner Standhaftigkeit wegen, auch noch um sein Leben gebracht.

6. Hat es das gegeben? Einen Fußballer, der viele Länderspiele bestritt, an einer Weltmeisterschaft teilnahm und gleichzeitig ein bekannter Romanautor war, der viele Literaturpreise erhielt und als Kandidat für den Nobelpreis galt?

Nein, das hat es nicht gegeben. Aber in Ungarn gibt es ein Brüderpaar aus der berühmten Esterhazy-Sippe, von denen der eine ein großartiger Fußballer wurde und der andere ein weltberühmter Schriftsteller. Marton Esterhazy kam auf fast 30 Länderspiele und nahm mit der ungarischen Mannschaft an der Weltmeisterschaft 1986 teil, bestritt dort alle drei Vorrundenspiele, schied dann aber aus. Sein Bruder Peter sollte nach dem Willen der Fußball begeisterten Mutter, die mit den großen Spielern der Wunderelf von 1954 befreundet war, ebenfalls Fußballer werden. Zu jedem Spiel ihrer Söhne ist sie hingelaufen und hat auf der Tribüne mitgezittert, geschimpft, gedroht und ist so manches Mal des Platzes verwiesen worden. Zu Peters Spielen kam sie aber nicht mehr, als der 14 Jahre alt wurde. Da hatte ihr der fachmännische Blick gezeigt, dass aus diesem Jungen nichts werden würde. So wurde Peter fast zwangsläufig Schriftsteller, der großartige Romane geschrieben hat, nicht zuletzt über Fußball. „Keine Kunst“ zum Beispiel, in dessen Mittelpunkt die Fußballverrückte Mutter steht, für die kein Geringerer als der geniale Ferenc Puskas geschwärmt hat.

7. Schon einen Hattrick in einem Länderspiel zu erzielen, ist schwierig. Kann man sich dann vorstellen, dass ein Spieler mal sage und schreibe 10 Tore in einem Länderspiel erzielt hat?

Doch, das hat es tatsächlich gegeben, auch wenn man es sich kaum vorstellen kann. Dem Karlsruher Gottfried Fuchs ist diese bisher einmalige Leistung in der deutschen Länderspielgeschichte geglückt. Sie fand statt während der Olympischen Spiele 1912 in Stockholm im Spiel gegen Russland. Mit 16:0 wurden die Russen vom Platz gefegt, Fuchs traf zehnmal, sein Freund Fritz Förderer, der wie er beim Karlsruher FV spielte, schoss 4 Tore. Eine Medaille haben die Deutschen trotzdem nicht gewonnen, weil in den anderen Spielen gegen Ungarn und Österreich jeweils Spieler verletzt wurden, die nicht ausgewechselt werden durften, darunter bei der Niederlage gegen Österreich der Torhüter Albert Weber. Insgesamt bestritt Fuchs 6 Länderspiele, in denen er 13 Tore schoss. Der Schnitt von über zwei Toren pro Spiel ist ebenfalls bis heute Rekord. 1910 wurde Fuchs mit seinem Verein Karlsruher FV zudem deutscher Fußballmeister.
Fuchs hatte ein besonderes Schicksal, denn er war Jude, der zweite Spieler dieses Glaubens, dem der Sprung in die Nationalmannschaft gelang. Während sein Mannschaftskollege Julius Hirsch 1943 von den Nazis in Auschwitz ermordet wurde, gelang Fuchs 1937 rechtzeitig die Flucht über die Schweiz nach Frankreich. 1940, als die Nazis einmarschierten, musste er weiter nach Kanada fliehen, wo er unter dem Namen Gotfrey Fochs den Rest seines Lebens verbrachte. Sein größter Fan war der spätere Bundestrainer Sepp Herberger. Herberger war ja ebenfalls ein guter Fußballer gewesen, der dreimal für die Nationalmannschaft spielte. Fuchs war sein großes Vorbild, auch später, als Fuchs längst aus allen Fußballannalen gestrichen war, erinnerte er immer wieder an ihn. Als die deutsche Nationalmannschaft 1956 in Moskau gegen die Sowjetunion spielte, schickte Herberger ihm eine Grußkarte nach Kanada, die er von allen Spielern unterschreiben ließ. Damit erinnerte er Fuchs an seinen Torrekord gegen Russland. Als 1972 das Olympiastadion in München mit einem Spiel gegen die Sowjetunion eingeweiht werden sollte, schlug Herberger dem DFB-Präsidenten Neuberger vor, Fuchs auf DFB-Kosten als Ehrengast einzuladen, was Neuberger aber ablehnte, um – wie er sagte – keine Präzedenzfälle zu schaffen. Eine unsinnige Argumentation, Fuchs war der einzige überlebende jüdische Nationalspieler. Enttäuscht schrieb Herberger seinem Vorbild Fuchs von dieser Ablehnung, die ihn aber nicht mehr erreichte. Fuchs war einen Monat vorher gestorben.
Den Weltrekord an Toren in einem Länderspiel hält übrigens der Australier Archie Thompson, der 2001 beim Länderspiel gegen Amerikanisch-Samoa dreizehn Mal traf. Der australische Sieg in Höhe von 31:0 ist ebenfalls Weltrekord. Thompson schoss, dies nebenbei, auch den schnellsten Hattrick der Geschichte. Nach seiner Einwechslung im Spiel gegen Guam traf er innerhalb von fünf Minuten dreimal.

8. Einen Torwart, der bei einer Weltmeisterschaft einen Sonnenstich erleidet, in tranceähnlichem Zustand durch den Torraum taumelt und schließlich vom Masseur, der hinter seinem Tor steht, dirigiert wird, sich nach links oder rechts zu werfen, weil er die Schüsse auf sein Tor nicht mehr erkennen kann, hat es das gegeben?

Ja, auch das ist vorgekommen. Im Viertelfinalspiel bei der Weltmeisterschaft 1954 zwischen Österreich und Gastgeber Schweiz erlitt der österreichische Torwart Kurt Schmied schon kurz nach Anpfiff einen Sonnenstich, was dadurch auffiel, dass er plötzlich durch die eigene Hälfte irrte, kaum noch ansprechbar war und so gut wie nichts vom Spiel mitbekam. Es war ein glühend heißer Tag, als „Hitzeschlacht von Lausanne“ ging das Spiel in die Annalen ein. Vor allem aber als dasjenige WM-Spiel, in dem bisher die meisten Tore fielen. Die Schweizer gingen mit 3:0 in Führung, kein Wunder bei dem Handicap der Österreicher, die dann ihre Taktik umstellten. Bedingungsloser Angriff war fortan ihre Devise, zumal sie sich auf ihre Abwehr ja nicht mehr verlassen konnte, und tatsächlich verwandelten sie den klaren Rückstand innerhalb von nur zehn Minuten in einen Vorsprung von sage und schreibe 5:3. In der Halbzeit wurde Schmied ohnmächtig, konnte aber rechtzeitig bis zum Anpfiff wieder zu Bewusstsein gebracht werden. Nur noch zwei Tore ließ er zu, dank der Mithilfe des Masseurs natürlich, der ihn dirigierte und Schwämme mit kaltem Wasser zuwarf, zwei Tore schossen aber auch die Österreicher, so dass sie am Ende mit 7:5 gewannen. Alle österreichischen Spieler haben später von diesem Sieg in höchsten Tönen geschwärmt, Schmied hat sich ihre Berichte immer nur ungläubig angehört. Er konnte sich nämlich an nichts erinnern.
Im Halbfinalspiel gegen Deutschland musste er durch den verletzten Stammtorwart Zeman ersetzt werden, der einen rabenschwarzen Tag erwischte. Locker mit 6:1 besiegten die Deutschen die Österreicher und schafften im Finale die Sensation gegen Ungarn. Wer vom „Wunder von Bern“ redet, sollte auch die „Hitzeschlacht von Lausanne“ nicht vergessen.