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Beratungsstelle der Verbraucherberatung zieht Jahresbilanz 2023: Stress mit Energieanbietern macht 35 Prozent des Beratungsbedarfs aus

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Lokalnachrichten

Das Team der Kamener Beratungsstelle der Verbraucherzentrale, Astrid Lindner und Jutta Eickelpasch (4.u.6.v.l.), zogen gemeinsam mit Bürgermeisterin Elke Kappen (3.v.l.) und Jutta Maeder, Rainer Fuhrmann und Marian-Rouven Madeja vom politischen Beirat der Beratungsstelle (v.l.) eine Bilanz aus dem Geschäftsjahr 2023. Foto: AGDas Team der Kamener Beratungsstelle der Verbraucherzentrale, Astrid Lindner und Jutta Eickelpasch (4.u.6.v.l.), zogen gemeinsam mit Bürgermeisterin Elke Kappen (3.v.l.) und Jutta Maeder, Rainer Fuhrmann und Marian-Rouven Madeja vom politischen Beirat der Beratungsstelle (v.l.) eine Bilanz aus dem Geschäftsjahr 2023. Foto: AG

Kamen. (AG) Das Team der Kamener Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW hat es mit einer Unmenge verschiedener Thematiken zu tun, und ständig kommen neue hinzu. Im Geschäftsjahr 2023, für das Leiterin Astrid Lindner und Umweltberaterin Jutta Eickelpasch jetzt eine erfolgreiche Bilanz zogen, gab es bei den Bürgern verstärkt Beratungsbedarf in Sachen Energie: Verträge, Tarife, Online-, Telefon- oder Haustürgeschäfte machten 35 Prozent der Anfragen aus.

Von denen gab es im letzten Jahr 4065 Stück, das sind knapp 1000 mehr als noch im vorletzten Jahr - Grund genug für Stadt und Kreis, den Finanzierungsvertrag bis Ende 2028 zu verlängern. Denn der Beratungsbedarf steigt kongruent zur Anzahl der Problematiken, mit denen es das Beratungsstellenteam täglich zu tun hat. Wie schon vorletztes Jahr stand auch 2023 ganz offenkundig unter dem Einfluss von Energiepreisen und Inflation. Zwar sanken im Jahresverlauf die Preise für Strom, Erdgas und Heizöl wieder, doch die wechselnden Regelungen zu den Energiehilfen wie der Strompreisbremse und dem abschlagfreien Dezember 2022, verlangten erhöhten Aufklärungsbedarf bei vielen überforderten Verbrauchern. Darüber hinaus waren viele Menschen mit hohen Nachzahlungen konfrontiert, es hätten etliche Menschen auf der Matte gestanden, die kurz vor einer Stromsperre gestanden hätten, wie Astrid Lindner berichtet.

Mahnungen von Firmen, mit denen aus Missverständnissen heraus dubiose Verträge geschlossen wurden, seien keine Seltenheit - auch auf dem Kommunikationssektor. So habe etwa der Düsseldorfer Anbieter 1N Telecon für Irritationen bei den Verbrauchern gesorgt. "Aufgrund der Namensähnlichkeit stimmten viele Verbraucherinnen und Verbraucher ungewollt einem Vertragswechsel von der Deutschen Telekom zu 1N Telecom zu und wurden anschließend sogar mit Schadensersatzforderungen konfrontiert", erklärte die Beratungsstellenleiterin. Die Verbraucherzentrale half hier Hunderten von Ratsuchenden mit Infos über Widerrufsmöglichkeiten und Zahlungspflichten weiter. So empfiehlt es sich etwa, bei Erhalt eines Inkassoschreibens erst einmal auf die Homepage der Verbraucherzentrale NRW zu gehen und auf der dort veröffentlichten Liste den Namen des jeweiligen Büros gegenzuchecken. Denn wenn das Inkassobüro dort nicht zu finden und damit nicht registriert ist, kann das Schreiben getrost ignoriert werden.

Im Freizeitbereich führten verstärkt Verträge mit Fitnessstudios zu Nachfragen. Viele Betreiber würden die gestiegenen Betriebskosten innerhalb der laufenden Verträge auf ihre Kunden abwälzen, viele ließen sich zum Thema Kündigungsrecht beraten. Direkt helfen konnte das Team in Form von Rechtsberatungen und -vertretungen, die fast 1700 Menschen im letzten Jahr in Anspruch nahmen, rund zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. In diesem Rahmen wurden Kamener Bürgern insgesamt 2.500 Euro erspart, die auf der Suche nach schufafreien Krediten an unseriöse Finanzvermittler geraten waren. Hinzu kommen rechtliche Neuerungen, über die viele Menschen Informationen brauchten. Der Wegfall des Nebenkostenprivilegs für Vermieter etwa sei einerseits gut, weil die Mieter jetzt selbst über ihre Kabel- und Netzanbieter entscheiden können, ohne mietvertraglich gebunden zu sein, andererseits würden in diesem Rahmen auch viele unnütze Verträge mit schneller Feder unterschrieben, aus denen später schwer herauszukommen sei.

Auch Umweltberaterin Jutta Eickelpasch hatte im letzten Jahr alle Hände voll zu tun. Rund 4000 Kontakte registrierte sie auf ihren Touren durch Schulen, Jugendzentren, Bürgerhäuser und öffentliche Veranstaltungen. Die Themen Mehrwegverpackungen und Müllvermeidung standen weit oben auf der Liste ihrer mehr als 90 Außeneinsätze. Unter dem Motto "Schon Mehrweg probiert?" warb sie nicht nur bei den Jüngeren für die Abkehr von Einwegverpackungen und informierte über Alternativen, die es in Form von Mehrwegbechern, Butterdosen und mittlerweile sogar wiederverwendbaren Pizzakartons gibt. Im Rahmen der europäischen Woche der Abfallvermeidung wurden nicht nur den Schülern der Diesterwegschule die Möglichkeiten der Mehrwegverpackung schmackhaft gemacht, sondern rund 70 Eltern gleich mit.

Auch in diesem Jahr geht die Umweltberaterin davon aus, dass der Sesekestadt aufgrund der zahlreichen fair gehandelten Produkte, die von der Beratungsstelle protegiert werden, wieder der Titel "Fair Trade Town" zugesprochen wird - und das bereits zum elften Mal. Das Zehnjährige wurde letztes Jahr mit einer Urkunde und rund 30 Aktionen zum Thema gefeiert. Bürgermeisterin Elke Kappen und die Mitglieder des politischen Beirats der Einrichtung, Jutta Maeder (SPD), Rainer Fuhrmann (CDU) und Marian-Rouven Madeja (Bündnis90/Grüne) versicherten Lindner und ihrem Team ihre Unterstützung auch über den jetzt verlängerten Finanzierungsvertrag hinaus. Auch in finanziell schwierigen Zeiten sei die Arbeit der Beratungsstelle in Kamen ein unverzichtbarer Baustein im sozialen Gefüge der Stadt, würdigte Bürgermeisterin Kappen die Arbeit der Zentrale. Sie werde sich auch weiterhin persönlich für den Forbestand dieser wichtigen Einrichtung einsetzen, so Kappen. Der ist für die nächsten fünf Jahre in trockenen Tüchern.