Modellbahn Union feiert 25-Jähriges mit internationalem Flair
von Katja Burgemeister
Kamen. Pippi Langstrumpf wuchtet Kleiner Onkel lässig in die Höhe. Die Maus, der Elefant und die Ente überqueren wie die Beatles den Zebrastreifen. Und King Kong steht auf dem Empire State Building. Beim Jubiläum der Modellbahn Union hätte es allein zwei Tage gedauert, um diese eine Modellwelt bis in die noch nicht mal fingernagelgroße Tiefe zu ergründen. Dabei wartete dort noch weit mehr auf dem Gelände an der Gutenbergstraße.
Wer den Kennern an den vielen Ständen lauschte, verstand als Laie kein Wort mehr. Es ging um elektrische Spannung, digitale Programmierung und Details, die selbst mit der Lupe kaum noch zu erkennen sind. Alles live dokumentiert von eigenen Modellwelt-TV-Sendern und Influencern im Social Web. „Das hier ist eine eigene Welt keine Frage“, beobachtet Heiko Stoll zufrieden das ganz spezielle Treiben. Er hat vor 25 Jahren die Modellbahn Union als Ein-Mann-Betrieb gegründet. Inzwischen gehört das Hamburger Miniatur Wunderland ganz selbstverständlich zu den Kunden. Der RRX wird hier exklusiv produziert. Und fingerfertige Experten bemalen in Thailand mit der Hand, was hier im winzigen Maßstab ausgedacht wird.
„Angefangen hat es natürlich mit der Leidenschaft für die Modelleisenbahn“, sagt Heiko Stoll. Daraus wurde eine Erfolgsgeschichte, als er mit dem Import japanischer Eisenbahnen begann. „Die gab es hier nicht“, erzählt er. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Modellbahnen dazu. Extrem seltene Spezialmodelle aus England, beispielsweise. „Die hatte hier keiner.“ Inzwischen hat er die Firma verkauft, arbeitet aber weiterhin für die Modellbahn Union. Die beschäftigt in Kamen rund 20 Mitarbeiter, eine weitere Firma gibt es in Issum. Produziert wird in China, Zubehör wird in Polen hergestellt, Dienstleistungen kommen aus Hongkong und Wales. „Es ist irrsinnig schwierig, beispielsweise Fachleute für die Bemalung überhaupt zu finden“, schildert Stoll.
Entsprechend weit gereist sind auch die Besucher des zweitägigen Jubiläumsfestes. Alle wichtigen Hersteller haben einen Stand aufgebaut, auch aus Österreich. Aus Berlin, München, England sind Menschen gekommen, die echte Experten sind. „Nerds“, sagt Stoll. „Die sehen jeden falschen Punkt den Zügen.“ Welches Geräusch muss der Zug bei der Einfahrt machen, wie muss die Innenbeleuchtung aussehen, welche Landschaft gehört drumherum: Das Fachsimpeln fand kein Ende. Die Modellbau-Union arbeitet mit Siemens zusammen, um alles detailgetreu nach den Originalplänen zu übertragen. Getestet wird vieles in der Miniatur Wunderwelt in Hamburg – oft stunden- und tagelang.
Seit Jahren sitzt bereits Markus Schiavo an seiner Miniaturwelt. Auf einigen Quadratmetern hat er Hollywood Blockbuster und bekannte Filmszenen nachgebaut. Bis ins allerkleinste Detail. Moby Dick zieht die Walfänger in die Tiefe, Popeye paddelt direkt daneben im Boot und am Strand sind die Baywatch-Retter unterwegs. Auf jedem Zentimeter gibt es Action satt mit bekannten und weniger geläufigen Filmszenen – von Pan Tau bis Dudu. „Anfangen hat es mit kleinen Filmautos“, erzählt der Essener. „Daraus entstand die Idee, ganze Filmszenen nachzubauen.“ 2016 begann er damit, seine bestehende Spur N-Anlage umzubauen. „Ich schaue immer erst, was es schon an Objekten gibt und überlege dann, welche Szene sich damit umsetzen lässt.“ So wächst seine „Cinema City“ stetig – auch mit der Hilfe von Sonderanfertigungen. „Viele Figuren lasse ich extra herstellen und gebe dabei alles genau vor“, erzählt er. Seine Ehefrau ist aktive Stütze seines ausgefallenen Hobbies und steuert viele Ideen bei.
Beim Jubiläum verbrachten viele Besucher einige Zeit an seinem Stand. Es gab aber auch eine Tombola und die neuesten Modelle der Hersteller. Dazu viele kleine Modellwelten und Zubehör, die das Modellbauer-Herz höherschlagen ließen. Besonders das Herz der Kamener mit einem Nachbau des Kamener Bahnhofs – und natürlich dem neuesten RRX am Gleis.