Michael Wilde nennt Gründe für seinen Rückzug
von Christoph Volkmer
Kamen. Der Rückzug von Michael Wilde aus der Gastronomie hat viele Menschen in Kamen überrascht und in den Sozialen Medien für viele Kommentare und eine Reihe an Spekulationen gesorgt. Im Gespräch hat der beliebte Gastronom nun Gründe für seine Entscheidung genannt, das Kümpers und den Lokaltermin nicht mehr zu betreiben.
Bisher ist durch die Berichterstattung bei Kamen-Web.de lediglich bekannt, dass Wilde weiterhin als Gastronomieleiter der Stadthalle Kamen tätig sein wird. Dies sei, so Wilde, bei den vielen Gedanken, die er sich in der vergangenen Zeit bezüglich seiner beruflichen Zukunft gemacht habe, ein entscheidender Punkt gewesen. „Natürlich ist es mir wichtig, dass ich trotzdem mein Geld verdienen kann, denn ich habe eine Verantwortung gegenüber meinen Kindern“, sagt der dreifache Vater.
Mit dem Wissen der festen Anstellung im Hinterkopf habe er dann die schwere Entscheidung getroffen, die beiden von ihm geführten Restaurants aufzugeben. „Ich habe für beide Läden Insolvenz beantragt. Mir blieb nichts anderes übrig, nachdem ich 2023 eine Steuerprüfung gehabt habe, die unverhältnismäßig hohe Nachzahlungen zur Folge hatte.“
Während die Klage gegen die aus Wildes Sicht zu hoch angesetzte Veranlagung noch läuft, führte die hohe Umsatzsteuervorauszahlung für 2024 nun dazu, dass Wilde keine wirtschaftliche Perspektive mehr für beide Betriebe sah. „Ich frage mich, wie der Staat auf die Idee kommt, dass ich so viel Geld bezahlen kann“, sagt er kopfschüttelnd. Eine zusätzliche finanzielle Belastung ist die Rückzahlung eines Teils der Coronahilfen. „Die muss ich zurückgeben, weil ich in der Zeit gearbeitet und nicht einfach die Füße hochgelegt habe“, so Wilde.
Stress und Krankheit
Nachdem Wilde Ende 2023 neben den beiden Restaurants und der Tätigkeit für die Stadthalle zusätzlich noch die Position des Almwirts auf der Kamener Winterwelt übernahm, habe zudem der Körper die andauernden Belastungen nicht mehr mitgemacht. Schon 2022 war der Gastronom wegen gesundheitlicher Probleme über eine längere Zeit im Krankenhaus in Behandlung gewesen. Ende vergangenen Jahres seien diese stressbedingten Krankheitssymptome zurückgekehrt. „Da ist mir klar geworden, dass es so nicht weitergehen kann. Ich habe gemerkt, dass es mir nicht mehr möglich ist, überall und in jeder Situation 100 Prozent zu geben.“ Wilde gibt an, dass er seit Jahren durchschnittlich 15 Stunden an sieben Tagen in der Woche gearbeitet habe. „Die Leute haben mich öfter gefragt, wie ich das mache. Das habe ich manchmal selbst nicht mehr gewusst“, erklärt Wilde.
Mehr Zeit für die Familie
Wilde hat drei Söhne, der Jüngste ist erst ein Jahr alt. „Seit November vergangenen Jahres hatte ich kaum noch Zeit für die Familie. Ich glaube, dass mein Sohn seine Kindergärtnerin mittlerweile öfter gesehen hat als mich“, sagt Wilde mit belegter Stimme. Das soll sich nun ändern, deutlich mehr Zeit für die Familie ist dem Familienvater wichtig. Außerdem möchte Wilde sein Engagement als Jugend-Fußballtrainer für den SuS Kaiserau fortsetzen.
Die Zeit nach der Ankündigung der Aufgabe bis zur Schließung haben viele Menschen genutzt, sich persönlich von Wilde zu verabschieden. „Das hat mir gezeigt, dass ich wohl so viel nicht falsch gemacht habe.“ Besonders dankbar ist Wilde den vielen Kunden, die Verständnis für seine Entscheidung gezeigt haben. Großer Dank geht zudem an die eigene Familie. „Die hat mich über die ganze Zeit unglaublich unterstützt. Sonst hätte ich das so lange sicher nicht durchgehalten.“
Wegen der Insolvenz in Eigenverwaltung kann Wilde keine Gutscheine mehr für seine bisherigen Restaurants einlösen. Dies soll die Verwaltung der Insolvenz erleichtern und verhindern, dass die Insolvenzmasse weiter belastet wird. „Ich kann den Ärger darüber nachvollziehen, aber ich kann das nicht ändern. Das ist bei mir im Kleinen genauso wie bei den Großen wie Kaufhof und Co. Dennoch bin ich bemüht, mit den neuen Pächtern eine kulante Lösung zu finden.“
Archiv: Michael Wilde zieht sich aus der Gastronomie zurück: Zukunft des Kümpers und Lokaltermin ungewiss