Fotostrecke: Gedenkstein enthüllt in Heeren-Werve die andere Seite des Bergbaus am 26.04.2025
Kamen-Heeren-Werve. Es ist nur ein Satz mit zwei Jahreszahlen und einer Mengenangabe. Aber es genügte, damit am Samstag Tränen liefen. Der Gedenkstein für die Verunglückten der Zeche Königsborn 2/5 geht auch 60 Jahre nachdem der Letzte tief unter der heutigen Oberfläche Heeren-Werves sein Leben ließ, im Stadtteil etwas an. Obwohl der Bergbau schon lange von hier verschwunden ist.
Da sind nicht nur die Enkelinnen des unlängst verstorbenen Ortsheimatpflegers Karl-Heinz Stoltefuß, dessen letzte Initiative dieser schwarze Stein mit dem Heerener Einhorn und der aufgerauten, kohleähnlichen Oberfläche war. Sie ließen ihren Gefühlen ebenso freien Lauf wie einige Hinterbliebene der 250 Personen, die hier einen Erinnerungsort bekamen.
Da waren beispielsweise auch die Enkelin und die Tochter eines ehemaligen Bergmanns, der noch zu den letzten tödlich Verunglückten der Zeche gehörte. Auch bei ihnen kullerten die Tränen: Die Schließung des Heerener Bergwerks stand bereits fest. Er sollte künftig im benachbarten Bönen einfahren. Am 6. April 1964 sprang er für einen kranken Kameraden an den Loren ein, mit denen die Kohle an die Oberfläche befördert wurde. Eine Sekunde Unachtsamkeit des Zugführers genügten damals. Mit 42 Jahren war er sofort tot. Zurück blieben zwei Töchter und eine hochschwangere Witwe. Er gehörte zu den zwei „Abgängen“ des Jahres 1964, wie die alten Bergbauakten zeigen.
Ein Schicksal, wie es in den Anfangstagen der Zeche 1887 noch weit häufiger zum Bergbaualltag gehörte. Auch Steinmetz Hans Determann verlor seinen Großvater 1922 unter Tage. Er hatte also eine besondere Beziehung zu diesem Auftrag. Ebenso wie Bürgermeisterin Elke Kappen. Ihr Vater arbeitete bei der Grubensicherheit. „Das Telefon ging bei uns ständig. Meist ging es gut aus, aber auch nicht immer“, erinnert sie sich. Auch Kreisheimatpfleger André Siegel kommt aus einer Bergbaufamilie, wo in Kaiserau „alle im Bergbau waren“ und auch die Berufsgefahren allgegenwärtig waren.
Denn darum ging es Karl-Heinz Stoltefuß mit seiner Initiative für diesen Gedenkstein: Die „falsche Verklärung“, die oft mit dem Erinnern an den Bergbau als Grundstock für Wohlstand und Aufstieg der jungen Bundesrepublik verbunden sind, ein wenig geraderücken. Unzählige ließen dafür aus den unterschiedlichsten Gründen ihr Leben, darunter auch zahllose Zwangsarbeiter während des letzten Weltkriegs.
Dass der Stein vor dem ehemaligen Pförtnerhaus steht, dem letzten Rest der Zechengebäude in Heeren-Werve, versteht sich von selbst. Aber auch hierin steckt eine Botschaft, denn die Arbeiterwohlfahrt als Trägerin des Gebäudes hat ihre Wurzeln ebenfalls in der Fürsorge, die den Bergarbeitern zuteilwurde, betonte die Kreisvorsitzende und SPD-Landtagsabgeordnete Silvia Gosewinkel.
Die Knappen kamen aus allen umliegenden Städten als Begleitung des Festakts, den Ortsvorsteher Friedhelm Lipinski „pünktlich wie die Seilfahrt“ einleitete. Sie brachten Grubenlampen, das Steigerlied und ein Stück Nostalgie mit. An einen Ort, der auch „Zuwanderung“ bedeutete und damit ebenso brandaktuell ist wie das im Bergbau allgegenwärtige „gute Miteinander“ als Basis des lebensnotwendigen Vertrauens in einem lebensgefährlichen Beruf. An einem Ort, der mit „Gottes Segen unverhofft“ von Friedrich Grillo dereinst abgeteuft wurde, weil er mehr Kohle als vermutet bereithielt.
Karl-Heinz Stoltefuß sah übrigens noch die Entwürfe für dieses Mahnmal. Die Namen der Verunglückten sollen demnächst noch via QR-Code abrufbar sein, versprach Bürgermeisterin Elke Kappen.
Fotostrecke: Gedenkstein enthüllt in Heeren-Werve die andere Seite des Bergbaus am 26.04.2025