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Kamener Straßennamen: Koppelstraße

am . Veröffentlicht in Lokalnachrichten

von Klaus Holzer

Eine Koppel ? lat. copula, ist ein Verbindungsstück bzw. ein Band. Und genau so zog sich das große Areal, das in der Kamener Urkatasterkarte von 1827 so hieß, wie ein Band westlich bis südwestlich um die Stadt.

Dieses Gelände umfaßt das gesamte Areal südwestlich bis westlich der Stadtmauer: „Auf der kleinen Koppel“ im Süden, direkt an den südlichen städtischen Filleplatz (Abdeckplatz für die Schuhmacher bzw. Gerber) angeschlossen, reicht sie in 2 Arealen „In der Koppel“ bis nördlich des Westentors. Westlich schließt sich der Kalthof an, nördlich „Auf dem Spiek“. Älteren Kamensern dürfte dieses Gelände wohl vor allem als „Römers Wiese“ in Erinnerung sein.

In früheren Zeiten handelte es sich bei der heutigen Koppelstraße nur um einen Feldweg, auf dem Vieh zu und von der Weide getrieben wurde.

Vom Westentor gingen zwei Wege ab: der wichtigere, daher größere, führte nach Lünen, eine alte Handelsroute (Lünen war auch Hansestadt) und eine kleine nach Westick und Methler, die damals einzige Verbindung dorthin.
Foto: Römers Wiese Alle Abbildungen: Archiv Klaus Holzer

Im Süden ging dieser Feldweg bis zur Seseke, die vor der Regulierung in den 20er Jahren hier einen starken Knick nach Süden machte, im Norden über das Kämertor hinaus bis zum Norden–oder Viehtor.

Zwischen dem „Koppelweg“ und der Stadtmauer lag der alte Kirchhof, wahrscheinlich ein Armenfriedhof, da er außerhalb der Stadtmauer lag, doch soll hier auch der jüdische Friedhof gewesen sein, vielleicht auf einem abgeteilten Stück. Juden mußten damals immer außerhalb der Stadtmauern beerdigt werden, weil sie eben nicht Christen waren.
Foto: Bau des Koppelteichs Alle Abbildungen: Archiv Klaus Holzer
Foto: Eindeichung der Seseke - Alle Abbildungen: Archiv Klaus Holzer
Die Koppelstraße wurde erst in den 20er Jahren zur richtigen Straße ausgebaut, in Verbindung mit dem Seseke-Umbau. Es handelte sich dabei um den Beginn einer Umgehungsstraße. Eigentlich eine recht weitsichtige Entscheidung, können doch heutige Städte den modernen Verkehr nicht mehr verkraften. Im Mittelalter war das undenkbar. Mann wollte allen Verkehr in der Stadt haben, sie brachte Akzise (Warenzoll), und man wünschte die Beschickung der Märkte. Und die Kaufleute schätzten die Sicherheit innerhalb der Stadtmauern.
Die Seseke war damals schon zu einer Kloake verkommen, durch starke Verschmutzung vor allem von der Zeche in Bönen bereits ein toter Fluß. Im Oktober 1905 hatte eine hochkonzentrierte Ammoniakeinleitung alle Fische in der Seseke getötet, darunter auch den  Kömschen Bleier, der damit ausgestorben war. Obendrein waren die alljährlichen Überschwemmungen gefährlich. Bis in die Weststraße stand das Hochwasser manchmal. Um dieses Problems Herr zu werden, war 1913 die Seseke-Genossenschaft gegründet worden.
Da traf es sich gut, daß der damalige BM Berensmann, selber aus Laasphe kommend, sich von dort den Baurat Reich nach Kamen holte. Die beiden entwickelten große Aktivität bei der Neugestaltung der Stadt. Um die Seseke einzudeichen, brauchte man viel Aushub. Den bekam man auf dem Areal „In der Koppel“ und am Bahndamm gegenüber der Post. So hatte Kamen 1930 zwei wunderschöne Teiche, die sich auch bald größter Beliebtheit in der Bevölkerung erfreuten. Vor allem der Koppelteich konnte bald mit Gondeln befahren werden und bekam daher den Namen „Gondelteich“. In der Mitte befand sich eine Insel mit einem Schwanenhaus darauf.
Foto: Gondeltecih mit Schwanenhaus - Alle Abbildungen: Archiv Klaus Holzer

Foto: Schlittschuhlaufen auf dem Gondelteich - Alle Abbildungen: Archiv Klaus Holzer

Im Winter waren beide Teiche bestens geeignet zum Schlittschuhlaufen,
Eishallen gab und brauchte es nicht. Gleichzeitig mit dem Straßenbau wurden auch die dortigen Häuser errichtet.    
Sie gehörten wohl der Zeche und waren für die sog. Zechenbeamten gebaut.
Am Haus Koppelstraße 24 befindet sich über der Eingangstür die Skulptur
eines Ziehharmonikaspielers, in einem Stil, der für die damalige Zeit typisch
war. Ein Pendant dazu, ein Flötenspieler, befindet sich übrigens am Ulmenplatz.

Foto: Harmonikaspieler am Haus Nr. 24 - Foto: Schlittschuhlaufen auf dem Gondelteich - Alle Abbildungen: Archiv Klaus HolzerDiese Arbeiten wurden im Rahmen von Notstandsarbeiten nach der Inflationszeit ausgeführt. Sie bedeuteten einen großen Sprung vorwärts für die Stadt, aber es gab auch viel politischen Streit wegen der daraus resultierenden hohen städtischen Verschuldung.

Die Koppelstraße wurde am 20. August 1924 für den Verkehr freigegeben und hieß Walther– Rathenau–Straße (29.9.1867 - 24.6.1922; dieser war der Sohn des AEG-Gründers Emil Rathenau; sozial– und kulturpolitischer Schriftsteller, selber im Vorstand der AEG. Er war 1919 bei den Vorbereitungen zur Friedenskonferenz von Versailles tätig; ab 1922 Reichsaußenminister, schließt den Rapallo–Vertrag mit der UdSSR ab; er wurde von ehem. Offizieren der Organisation Consul ermordet, einer rechtsradikalen Organisation, die die Weimarer Republik zerstören wollte).
Ab 1934 hieß die Koppelstraße Horst-Wessel-Straße (9.10.1907 - 23.2.1930); Student, ab 1926 NSDAP-Mitglied, ab 1929 SA-Sturmführer; er starb an den Folgen eines Überfalls, wurde zum nat.–soz. Märtyrer stilisiert; sein Lied „Die Fahne hoch … „, das „Horst–Wessel–Lied“, wurde von den Nationalsozialisten zur 2. Nationalhymne erhoben). Eine Merkwürdigkeit der Koppelstraße: die beiden ersten Namengeber wurden von ihren jeweiligen Anhängern quasi als Märtyrer gesehen.
Erst nach dem Krieg erfolgte die Benennung in Koppelstraße.

Dort, wo sich heute die Auffahrten zur Hochstraße befinden, sowohl an der Bahnhofstraße wie an der Koppelstraße, lag bis dahin der „Grüne Weg“, der für viele Kinder der Weg zur Badeanstalt war. Der Name erinnert an die Flur „In der grünen Straße“ zwischen Mühlensteinweg und Filleplatz.

 

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