-Anzeige-

Anzeige

Anzeigen

 
tanzmai124
 

Vahle23500

-Anzeige-

200 289 onli Premiumslider 500x280px lay01 02

 

Clubhaus Kamen 500

bannerbecher516

bannerbecher516

Vahle23500

wolff 2016 web

Roettgerbis130120

Anzeige
 
markencenter1-2-17

FestMethlerVS500

Kamener Straßennamen: Ostenallee – Ostkamp – Bleiche

am . Veröffentlicht in Lokalnachrichten

von Klaus Holzer
Kamen. Hier, im östlichen Bereich der Stadt, gerade außerhalb der früheren Stadtmauer, stand noch in den 50er Jahren kein einziges Haus. Ich kann mich gut erinnern, wie wir als Kinder, die in Bahnhofstraße, Mühlenweg (heute: Mühlentorweg) und auf dem Sesekedamm wohnten, auf unserem Schulweg zum Gymnasium den unbefestigten, auf der Ostseite mit Sträuchern und Büschen bewachsenen Weg entlanggingen, der damals keinen Namen hatte, heute Ostenallee heißt. Im Winter hingen diese Sträucher, schwer von Schnee, so weit über den Weg, daß der Eindruck eines Hohlweges entstand. Und auf der Stadtseite lag der Rest eines Stadtgrabens (vor der Stadtmauer gab es ein System von Wällen und Gräben zum besseren Schutz vor Angreifern) – in den auch der Goldbach hineinfloß. Oft, wenn wir im Sommer nach Hause gingen, tummelten sich dort -zig Ratten. Welcher Junge konnte damals der Versuchung widerstehen, mit Steinen nach ihnen zu werfen?
Der Name Ostkamp greift die Lage auf. Der alte Flurname war lt. Urkatasterkarte von 1827 „Ostenkamp“. Es hat sich also kaum etwas geändert. „Kamp“ kommt aus dem lateinischen „campus“ für Feld, Gefilde. Also bedeutet der Name nichts weiter als „Ostfeld“.

Anders liegt es mit der „Bleiche“. Die Leineweber mußten zwar ihr frisch gewebtes Leinen auf die Bleiche bringen. Da es aber ständig feucht gehalten werden mußte, ging das am leichtesten dort, wo es sauberes Wasser gab: im Mühlenkolk. Die Weberfrauen gingen also durchs Mühlentor zum Mühlenkolk, spülten ihr Leinen und trugen es zum Bleichen auf die Merschwiesen, dorthin, wo heute das Amtsgericht steht. Und natürlich mußte es bewacht werden, damit das wertvolle Leinen nicht gestohlen wurde oder Vieh auf ihm herumtrampelte. Die „Bleiche“ am Ostkamp dient also nur der Erinnerung an ein einstmals in Kamen blühendes Handwerk.

Schon 1605 gab es übrigens in Kamen eine Bruderschaft (noch keine Zunft!) der Leineweber (damals Linneweber), zu der allerdings keine Zahl an Meistern überliefert ist. 1722 gab es 44 Linneweber in Kamen, die bei weitem stärkste Zunft, (zum Vergleich: 28 Schuster, 16 Wolltuchmacher und 16 Schneider), und 1801 unterschrieben immerhin noch 32 Zunftmeister der Linneweber eine Erklärung, die alten Schichte(=Nachbarschafts–)pflichten wieder zu übernehmen.
Foto: Archiv Klaus Holzer
Hier lag auch Kamens erste Badeanstalt. Schon 1843 hatte sich eine Badegesellschaft in Kamen gegründet, im Hagen hinter der Ostenmauer. 1874 pachtete die „Badegesellschaft Flora“ einen Wiesenstreifen im Mersch und baute eine richtige Badeanstalt, die vor dem Ostentor im Gebiet des heutigen Ostkamps lag. Alle Kamener Honoratioren waren als „Actionaire“ dabei. Man befestigte das Ufer und baute eine Treppe zum Wasser. Ein Bademeister erteilte Schwimmunterricht. Die Mädchen der Höheren Töchterschule erhielten, an einer Angel hängend, Schwimmunterricht bei einem Herrn Freischläger. Dieses Schwimmbad bot ein Sprungbrett und eine Dusche: auf einem Gerüst stand ein Faß, in das man mit einer Handpumpe Wasser hinaufpumpte. Dann zog man an einer Kette zum Brausen.

Frauen war der Zutritt zunächst verwehrt. Zum einen konnten die meisten nicht schwimmen, zum anderen schickte es sich für sie nicht, sich ohne vollständige Bekleidung in der Öffentlichkeit zu zeigen. Und richtige Badeanzüge gab es für sie ohnehin nicht. Und so durften sie sich nicht unter die Männer mischen. Sie hatten ihr eigenes Bad kurz vor der Mühle. Der Badebesuch hier kostete 10 Pfennige an. Dann stiegen die Frauen in langen Kleidern in einen Holzkäfig und wurden mit Hilfe einer Seilwinde bis zum Hals ins Wasser gelassen. Und wenn sie sich erfrischt fühlten, zog man sie wieder herauf. Abtrocknen und Umziehen geschahen dann in extra aufgestellten Kabinen.
Foto: Archiv Klaus Holzer
Übrigens: Die Kamener mußten noch lange auf eine „richtige“ Badeanstalt warten. Erst am 27. August 1927 wurde das heutige Schwimmbad eröffnet. Männer und Knaben durften von 8 – 10 und von 15 – 22 Uhr baden, Frauen und Mädchen von 10 – 12 und von 13 – 15 Uhr. Das Bad wurde gleich gut angenommen. Die Kamener Zeitung vom 30.8.1927 berichtet von einem vollen Bad, beklagt sich aber gleichzeitig, daß der neue Zaun schon beschädigt sei, da er vor allem von Jungen häufig überstiegen werde.

{fshare}