Die Päpste in modernen Zeiten
Kamen. Am Dienstag, den 4.3., setzt die VHS um 19.30 Uhr im Haus der Kamener Stadtgeschichte, Bahnhofstr. 21, ihre Vortragsreihe zur Geschichte des Papsttums mit einem Vortrag von Manfred von Horadam fort.
Im 19. Jahrhundert stand das Papsttum vor dem scheinbaren Ende: Die Aufklärung, die Französische Revolution 1789, das Ende der geistlichen Fürstentümer, die Säkularisation des Kirchenbesitzes, die Revolutionen von 1830 und 1848, die stürmische Entwicklung der Wissenschaften, das Aufkommen der Arbeiterbewegung im Zuge der Industrialisierung, demokratische, kommunistische oder sozialistische Bewegungen veränderten die geistige Situation und die kirchliche Ordnung Europas grundlegend. Die bisherigen Glaubenswahrheiten gerieten ins Wanken, religiöse Zweifel wurden durch wissenschaftliche Erkenntnisse (z.B. Darwin!) geweckt, die Trennung von Staat und Kirche/Religion war weit verbreitete Forderung. Die Katholische Kirche, organisatorisch und geistig dem Absolutismus verhaftet, stand im 19. Jahrhundert auf der Seite der politischen und gesellschaftlichen Restauration, des Antimodernismus und Antiliberalismus. Dieser kirchliche Abwehrkampf gegen damals moderne Auffassungen von Staat, Politik, Menschenrechten, politischer Teilhabe usw. gipfelte im Ersten Vatikanischen Konzil (1870/71): Papst Pius IX. verkündete das Dogma der "Unfehlbarkeit des Papstes" in Glaubensfragen! Das wiederum führte u. a. zur Kirchenspaltung (Bildung der Altkatholischen Kirche) und zum verheerenden Kulturkampf mit dem Deutschen Reich unter Bismarck. Schließlich ging sogar der Kirchenstaat unter! Andererseits nahm die Katholische Kirche endlich am Ende des Jahrhunderts die unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen des Proletariats zur Kenntnis. 1891 wurde durch "Arbeiterpapst" Leo XIII. in der Enzyklika "Rerum Novarum" die katholische Soziallehre formuliert, mit der die Kirche hoffte, die Distanz zu großen Teilen des Volkes durch Kritik an Armut und Ausbeutung überwinden zu können.
{fshare}






