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Digitalisierung im Straßenbau: Jeder Strich weiß, was er ist

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Auto, Straßen & Verkehr

digitalsnrw720Grafik. Quelle: Straßen.NRW
 
Gelsenkirchen (straßen.nrw). Straßen.NRW treibt die Digitalisierung des Straßenbaus voran: Im kommenden Jahr werden erste Projekte beim Bau von Straßen und Brücken umgesetzt, bei der nicht mehr zweidimensionale Pläne zum Einsatz kommen. Stattdessen nutzen die Experten des Landesbetriebs dreidimensionale Modelle – generiert am Computer und ausgestattet mit sämtlichen relevanten Informationen eines Bauprojektes.
 
Alle arbeiten an einem Modell
 
Building Information Modeling (BIM) lautet die Bezeichnung für jene Methode, die bereits erfolgreich im Hochbau eingesetzt wird und mit der Straßen.NRW seit 2018 erste Projekte plant: Am Computer entsteht ein dreidimensionales Gesamtmodell, auf das alle Beteiligten – sowohl interne als auch externe – zugreifen können. „Jeder Fachplaner hat sein eigenes Fachmodell“, erläutert Katharina Schillack. Als BIM-Verantwortliche kümmert sie sich bei Straßen.NRW um die Einführung der neuen Methode. „Der Straßenplaner arbeitet an seiner Straße, der Brückenbauer arbeitet an der Brücke. Diese einzelnen Fachmodelle werden dann in einem Gesamtmodell zusammengeführt. Als Brückenbauer kann ich mein Modell in das Gesamtmodell laden, und die Software erkennt, ob das Ganze beispielsweise mit der Straßen- oder der Kanalplanung kollidiert.“ Der Vorteil: Über eine gemeinsame Daten-Plattform wird die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten verbessert und verringert so mögliche Schnittstellenverluste, die bei der Übergabe von Plänen entstehen können. Und: Wird in einem Fachmodell ein Detail geändert, ändert sich anschließend auch das Gesamtmodell entsprechend.
 
Den gesamten Zyklus im Blick
 
BIM steht damit für die automatisierte Nutzung von Informationen – ein Trend, der bereits mit dem Aufkommen von CAD-Software, also computerunterstützten Konstruktionsprogrammen, begann. Der Vorteil: Das digitale Modell befindet sich stets auf dem aktuellen Planungsstand und ermöglicht den Projektbeteiligten, Entscheidungen basierend auf einer soliden Datengrundlage zu treffen. „In diesen Modellen ,weiß‘ jeder Strich genau, was er ist: Asphalt oder ein Brückengeländer oder vielleicht auch ein Tempo-30-Schild“, so Schillack. „BIM wird dabei nicht nur für die Planung genutzt, sondern über den gesamten Lebenszyklus von Straßen und Brücken. Wenn beispielsweise Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden, kann man zukünftig direkt auf das bestehende Modell zurückgreifen.“ Bisher müssen Daten bestehender Straßen nochmals erfasst werden, wenn Erhaltungsmaßnahmen anstehen.
 
Derzeit befindet sich Straßen.NRW in der Pilotierungsphase. Fünf Projekte sowohl im Brückenbau als auch im Straßenbau werden aktuell mit BIM bearbeitet. Im kommenden Jahr soll das erste Projekt in Bau gehen: Auf einem elf Kilometer langen Teilstück der Autobahn 40 wird dann die Fahrbahn zwischen der niederländischen Grenze und der Anschlussstelle Wachtendonk erneuert. Teil des Vorhabens sind zudem die Erneuerung von drei Brücken sowie die Errichtung von barrierefreien Notrufsäulen. Das Projekt wurde bereits mit 3D-Modellen mithilfe von BIM geplant. Straßen.NRW liegt damit genau im Zeitplan des Bundesverkehrsministeriums: In einem Stufenplan hat das Ministerium festgelegt, dass alle Länder ab 2021 mit BIM arbeiten sollen. Bis die neue Arbeitsmethode aber zum Regelprozess für Projekte wird, werden noch einige Jahre vergehen.
 
Schillack: „Wir prüfen derzeit, für welche Projekte die Bearbeitung mit BIM bereits Sinn macht. Denn noch fehlen Standardisierungen, und natürlich müssen auch die Mitarbeiter entsprechend geschult werden“, resümiert die Expertin. Nichtsdestotrotz werde BIM, da ist sich Katharina Schillack sicher, den Projektbeteiligten im Laufe der Zeit „in Fleisch und Blut“ übergehen. „Auch CAD war zu Beginn mit höherem Aufwand verbunden. Es kann also gut sein, dass uns BIM in ein paar Jahren, wenn die Beteiligten daran gewöhnt sind, genauso schnell von der Hand geht wie heute die Erstellung von 2D-Plänen.“ Geplant sei zudem, dass BIM in Zukunft auch bei Genehmigungsverfahren eingesetzt wird. Bauprojekte könnten dann von der zuständigen Behörde nicht mehr anhand von ausgedruckten Plänen, sondern mithilfe von anschaulichen 3D-Modellen geprüft werden. Auch bei Bürgerbeteiligungen werden bislang noch Pläne zur Ansicht ausgelegt. „Man könnte sich durchaus vorstellen, dass den Bürgern künftig dreidimensionale Modelle präsentiert werden.“ Noch ist das Zukunftsmusik – doch der Anfang ist bereits gemacht.