Austritt von Gefahrstoff in einem Industriebetrieb in der Edisonstraße. Foto: Feuerwehr Kamen
Kamen. Am heutigen Dienstag, dem 27.12.2022 wurde die Feuerwehr Kamen um 04:03 Uhr in die Edisonstraße alarmiert. Gemeldet war der Austritt von 1000 Liter Schwefelsäure in einem Industriebetrieb. Vor Ort bestätigte sich der Austritt eines Gefahrstoffes und die Feuerwehr ergriff erste Maßnahmen.
Die Erkundungsergebnisse der ersteintreffenden Einsatzkräfte bestätigten diese Meldung: Etwa 1.000 Liter eines zunächst unbekannten Gefahrstoff-/Wassergemisches waren aus einem Behälter auf dem Dach einer Produktionshalle ausgetreten und von dort teilweise in die Produktionshalle gelaufen. Mitarbeiter des Betriebes hatten die Produktionshalle bereits verlassen; einer dieser Mitarbeiter wurde vorsorglich dem Rettungsdienst übergeben und zur weiteren Untersuchung einem Krankenhaus zugeführt. Der Behälter, aus dem das Gemisch ausgetreten war, ist Bestandteil einer Produktionsanlage, die die Mitarbeiter bereits bei Schadenseintritt abgeschaltet hatten, so dass bei Eintreffen der Feuerwehr kein weiterer Gefahrstoffaustritt erfolgte.
Da zu Beginn der Einsatzmaßnahmen noch unklar war, welche Gefahren von dem ausgetretenen Stoff ausgingen, hat der Einsatzleiter der Feuerwehr Kamen weitere Kräfte nachalarmieren lassen - unter anderem den Fernmeldezug des Kreises Unna sowie ABC-Fachberater. Außerdem wurden die Verantwortlichen des Industriebetriebes hinzugezogen. Der Löschzug 3 der Feuerwehr Kamen wurde ebenfalls alarmiert, um den Grundschutz für das Stadtgebiet Kamen sicher zu stellen.
Vor dem Gebäude wurde ein sogenannter Dekontaminationsplatz aufgebaut. Zwei Trupps gingen unter Chemikalienschutzanzügen sowohl in die Produktionshalle als auch auf das Dach der Halle vor, um Proben von dem ausgetretenen Gefahrstoff-/Wassergemisch zu nehmen.
Nach der Analyse der Proben sowie Hinzuziehung der Werksverantwortlichen konnte dann aber Entwarnung gegeben werden. Es handelte sich um ein Stoffgemisch, das zwar eine Säure enthielt, jedoch in so geringer Konzentration, dass hiervon keine weiteren Gefahren ausgingen.
Da auch kein weiterer Austritt des Gefahrstoffes zu verzeichnen war, konnte der Einsatz der Feuerwehr Kamen gegen 6 Uhr beendet und die Einsatzstelle an die Verantwortlichen des Werkes übergeben werden.
Am Einsatz beteiligt waren die Feuerwehr Kamen mit rund 70 Einsatzkräften und allen drei Löschzügen, aus dem Kreis Unna der Leitende Notarzt sowie der Fernmeldezug, von der Feuerwehr Hamm ein Gerätewagen Atemschutz, Polizei und mehrere Kräfte des Rettungsdienstes.
Statement von 3M
- In unserem Werk in Kamen kam es heute Nacht gegen 3:00 zu einem technischen Defekt in einer Reinigungsanlage, welcher zum Überlaufen und Austreten von ca. 1.000 Liter Flüssigkeit geführt hat.
- Bei der Produktion von medizinischen Pflastern wird Ammoniak-haltige Abluft nachträglich gereinigt. In der Reinigungsanlage wird der Ammoniakstrom mithilfe von Schwefelsäure und Wasser zu Ammoniumsulfat neutralisiert.
- Die Feuerwehr wurde sofort alarmiert, um die wässrige Lösung zu analysieren.
- Der involvierte Mitarbeiter blieb unverletzt, wurde aber vorsichtshalber im Krankenhaus untersucht. Mittlerweile ist er wieder zurück im Werk.
- In der Zwischenzeit wurde offiziell bestätigt, dass die ausgetretene Flüssigkeit mit einem pH-Wert von 6-6,5 als unbedenklich einzustufen ist.
- Es lag zu keinem Zeitpunkt eine Belastung der Umwelt und der Mitarbeiter vor.
"Der Defekt an einer Anlage zur Abluftbehandlung führte zum Überlauf der Wanne in der die Anlage steht. In der Anlage wird 76%ige Schwefelsäure benutzt um Ammoniakhaltige Abluft zu reinigen um kein Ammoniak in die Abluft zu emittieren.
Als der Defekt auftrat wurden die vorgeschalteten Anlagen unmittelbar abgefahren um einen Schaden für die Umwelt zu vermeiden. Hier haben involvierte Mitarbeiter sehr schnell und umsichtig gehandelt.
Übergelaufen ist ein Gemisch aus Wasser, Ammoniumsulfat und freiem Ammoniak.
Dies war der Gestank den man vernehmen konnte. Freud Schwefelsäure war im ausgetreten Medium nicht mehr vorhanden.
Die Kontamination konnte auf die Innenräume begrenzt werden. Es wurden umgehend von uns Messungen vorgenommen um zu vermeiden, das MA dem Ammoniak ausgesetzt werden. Es wurde eine Fachfirma beauftragt um ausgetretenes Medium aufzunehmen und fachgerecht zu entsorgen. Gegen Mittag war alles im Normbereich und die Anlagen die Ammoniak emittieren werden erst wieder in Betrieb genommen wenn die Abluftreinugung wieder in Funktion ist." erklärt Produktionsmeister Michael Stockhausen (3M Kamen)