Titel "Darf ich?" enthält Datei: #166484651 | © pixelkorn / Fotolia.comvon Julian Eckert
Kamen/Berlin. Showdown im Bundestag: Nachdem CDU und AfD dem Gesetzesentwurf der Ampel-Parteien zu neuen Corona-Regeln zweimal nicht zugestimmt hatten, wurde es mit den Stimmen der Parlamentsmehrheit (SPD, Grünen und FDP) soeben beschlossen. Für Ungeimpfte wird es ungemütlich.
7 – das ist die Zahl der noch freien Intensivbetten im Kreis Unna. 11 – das ist die Zahl der aktuell in Dortmund invasiv beatmeten Corona-Patienten. 50 – das ist die Zahl der Städte und Landkreise Deutschlands, in denen alle Betten belegt sind. 65.371 – das ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden. Es ist der höchste jemals gemessene Wert. „Wir laufen momentan in eine ernste Notlage. Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern“, kommentierte RKI-Chef Lothar Wieler die aktuelle Infektionslage in Deutschland.
Aufhebung der epidemischen Lage beschlossen
Die Ampel-Parteien im Bundestag wollen mit einer Veränderung des Infektionsschutzgesetzes dafür sorgen, dass sich die Lage verbessert. Dazu wollen sie neue Instrumente, wie etwa 3G- und 2G-Modelle ermöglichen, gleichzeitig aber die im März 2020 erstmals festgestellte epidemischen Lage von nationaler Tragweite aufheben. Die Parteien meinen, diese hätte vor den Gerichten keinen Bestand mehr. „Wir wollen die Maßnahmen auf rechtssichere Beine stellen“, so FDP-Geschäftsführer Marco Buschmann. Die CDU wirft den Parteien nun vor, dass die Aufhebung der Lage der falsche Weg und ein falsches Signal sei. Auf den Tag genau vor einem Monat hatte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) doch genau dies gefordert. In der „Bild“-Zeitung wurde er zitiert: "Damit wird ein seit dem 28. März 2020 und damit mithin seit fast 19 Monaten bestehender Ausnahmezustand beendet." Auf diesen Widerspruch wies auch Unionsparteifreund Markus Söder gestern Abend in der Talkshow „Maischberger – Die Woche“ hin. Dort sagte er: „Der zuständige Chef der gesamten Behörde im Gesundheitsbereich, unser Freund Jens Spahn, hat als Erster das Ende der epidemischen Lage ausgerufen.“
3G-Pflicht am Arbeitsplatz
Die heute im Bundestag neu beschlossenen Corona-Regeln sehen eine 3G-Regel am Arbeitsplatz vor. Diese gilt ab Montag (22.11.). Damit darf nur noch auf die Arbeit, wer geimpft, genesen oder frisch – maximal vor 48 Stunden – negativ getestet ist. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die 3G-Nachweise – insbesondere die Testnachweise – täglich zu kontrollieren. Wer ohne 3G-Nachweis zur Arbeit erscheint, darf nicht arbeiten und hat Experten zufolge dann auch keinen Anspruch auf Lohn- oder Entgeltfortzahlung.
Bus und Bahn nur noch mit 3G / Homeoffice-Pflicht kehrt zurück
Neu ist auch, dass nur noch mit Bus und Bahn fahren darf, wer über einen 3G-Nachweis verfügt. Wieder eingeführt wird das Recht auf Homeoffice. Arbeitgeber haben „den Beschäftigten im Fall von Büroarbeit oder vergleichbaren Tätigkeiten anzubieten, diese Tätigkeiten in deren Wohnung auszuführen, wenn keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen“. Die Beschäftigten sind dazu verpflichtet, dieses Angebot anzunehmen, soweit ihrerseits keine Gründe entgegenstehen.
Kein Lockdown mehr für Alle möglich
Darüber hinaus enthält das neue Gesetz nicht viele Neuheiten. Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Abstandsgebote – all dies bleibt wie bisher. Was wegen des Wegfalls der epidemischen Lage von nationaler Tragweite nicht mehr geht, ist ein bundesweiter Lockdown im Sinne von Ausgangsbeschränkungen für alle. Möglich bleiben aber einerseits regionsspezifische Einschränkungen oder weitere bundesweite Einschränkungen für Ungeimpfte.
CDU will womöglich blockieren
Am heutigen Nachmittag findet außerdem noch ein Bund-Länder-Treffen unter Vorsitz des NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) statt. Dort soll unter anderem die von mehreren CDU-geführten Bundesländern geforderte berufsspezifische Impfpflicht besprochen werden. Für Wüst ist es die erste Ministerpräsidentenkonferenz, der er auch zugleich direkt vorsteht. Er hat angekündigt, dass die CDU das neue Gesetz der Ampel-Parteien möglicherweise morgen im Bundesrat blockieren wird. Dies hätte dann womöglich einen Vermittlungsprozess zur Folge, der entsprechende Zeit in Anspruch nehmen würde, während der die neuen Regeln nicht in Kraft treten würden.