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Wieder Wechselunterricht an NRW-Schulen

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in "Darf ich?"

darf ich500Titel "Darf ich?" enthält Datei: #166484651 | © pixelkorn / Fotolia.comIntensivmediziner warnen vor Triage

von Julian Eckert

Düsseldorf/Köln. Am heutigen Mittwoch kündigte die NRW-Schulministerin Gebauer (FDP) an, dass es in der kommenden Woche wieder Wechselunterricht geben wird. Derweil warnen Intensivmediziner vor der möglicherweise in der kommenden Woche bevorstehenden Triage. Ebenfalls kommende Woche werden frühestens bundesweite Lockdown-Regeln in Kraft treten.

Schulen starten in NRW wieder mit Wechselunterricht

Aus Modell „Distanz“ wird wieder Modell „Wechsel“: Ab kommendem Montag (19.04.) startet in Nordrhein-Westfalens Schulen wieder der Wechselunterricht - vorausgesetzt, die kreisweite 7-Tage-Inzidenz liegt unter 200. Das teilte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch in Düsseldorf mit. Das Wechselmodell soll Gebauer zufolge dann „eine längere Zeit gelten.“ Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht ist, dass sich Schülerinnen und Schüler zweimal in der Woche auf Corona testen lassen. Ohne Durchführung der Tests ist keine Teilnahme am Präsenzunterricht möglich. Die Tests sollen in den Schulen unter Aufsicht von den Schülerinnen und Schülern selbst durchgeführt werden. Alternativ ist die Vorlage eines negativen und maximal 48 Stunden alten Bürgertests möglich. Kreisweit beträgt die aktuelle 7-Tage-Inzidenz knapp 182. 15 der 20 Neuinfektionen binnen 24 Stunden entfallen im Gebiet der Stadt Kamen auf die britische Virusmutation B.1.1.7.

Neuinfektionen, Positivrate und Todesfälle kennen eine Richtung: Aufwärts

Der 7-Tage-Schnitt der bundesweiten Neuinfektionen liegt aktuell bei 18.240 - so hoch wie seit drei Monaten nicht mehr. Seit dem Jahreswechsel sind die Inzidenzwerte insbesondere in der Altergruppe der 15- bis 44-jährigen stark angestiegen. 11,06 Prozent der deutschlandweit durchgeführten PCR-Tests sind aktuell positiv, auch dieser Wert ist der höchste seit drei Monaten. Eine steigende Positivrate der PCR-Tests ist Ausdruck einer sich ausbreitenden Pandemielage. Auch die täglichen Todesfälle steigen seit Anfang des Monats dauerhaft an.

Triage binnen einer Woche möglich

Im Kreis Unna sind aktuell nur noch vier Prozent der Intensivbetten in den Krankenhäusern frei. 13 Patienten liegen derzeit wegen einer COVID-19-Erkrankung kreisweit auf Intensivstationen. Auch deutschlandweit nimmt die Zahl der belegten Intensivbetten kontinuierlich zu, was Intensivmedizinern große Sorgen bereitet. Susanne Johna, Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund warnte davor, dass in Deutschland bald die Triage nötig werden könnte. Dabei müssen Ärzte aufgrund zu geringer Kapazitäten entscheiden, welchen von mehreren Patienten sie behandeln. Dem RedaktionsNetzwerk Deutschland sagte sie: „Die Notbremse kommt ohnehin spät. Aber wenn wir noch länger warten, droht eine Überlastung der Intensivstationen. Dann kann eine Triage nötig werden.“ Michael Hallek, Internist und Professor am Kölner Universitätsklinikum sagte gegenüber dem WDR über den Zeitpunkt der möglichen Triage: "Wenn die Zahlen weiter steigen, ist es noch eine Woche."

Bundesweite Lockdown-Regeln frühestens kommende Woche

Das Bundeskabinett hat ein Gesetz zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes auf den Weg gebracht. Danach soll bundesweit einheitlich gelten: Bleibt die 7-Tage-Inzidenz in einem Landkreis drei Tage in Folge über 100, treten unter anderem folgende Maßnahmen automatisch und ohne Abweichungsmöglichkeit durch die Länder in Kraft:

  • Treffen sind nur noch mit einer weiteren Person außerhalb des eigenen Hausstandes erlaubt
  • Es gilt eine nächtliche Ausgangssperre von 21 Uhr bis 5 Uhr; Ausnahmen gelten z.B. für medizinische Notfälle
  • Alle über den täglichen Bedarf hinausgehenden Einzelhandelsgeschäfte müssen schließen
  • Freizeiteinrichtungen wie Zoos oder Museen müssen ebenfalls schließen
  • Präsenzunterricht an Schulen darf bis zu einer Inzidenz von 200 erfolgen

Die Änderung des Infektionsschutzgesetzes muss vom Bundestag beschlossen werden, der Bundesrat könnte dagegen einen Einspruch einlegen. Noch in dieser Woche soll die erste Lesung im Bundestag stattfinden. Die Regierungskoalition hat vor, die Gesetzesänderung im Eilverfahren zu beschließen. Bayerns Ministerpräsident und möglicher Kanzlerkandidat der Union, Markus Söder, sagte am Wochenende im ZDF: „Ich bin hoffnungsvoll, und es liegt jetzt an der Opposition, ob sie das Verfahren beschleunigt.“ Für das beschleunigte Gesetzgebungsverfahren ist jedoch eine Zweidrittelmehrheit im Parlament vonnöten. Die Regierung ist also auf Stimmen aus der Opposition angewiesen. FDP und Linkspartei haben bereits angekündigt, gegen die Änderungen stimmen zu wollen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass das beschleunigte Gesetzgebungsverfahren erfolgen kann. Somit könnte der bundesweite Lockdown frühestens gegen Ende der kommenden Woche in Kraft treten.

Wir berichten fortlaufend über die aktuelle Corona-Lage in Bund, Land und Kreis.