Angehender Erzieher kauft Marihuana vorm Gymnasium
von Andreas Milk
Kamen. Erst die Staatsanwältin: "Ich finde das ein Unding!" Später - nach der Urteilsverkündung - der Vorsitzende Richter: "Das ist - auf Deutsch gesagt - wirklich Scheiße." Selten bekommt ein Angeklagter derart deutliche Worte zu hören wie Tom B. (Name geändert). Im Sommer vorigen Jahres hatte er auf dem Schulhof des Kamener Gymnasiums ein Gramm Marihuana erstanden. Das ist erst mal nicht allzu dramatisch.
Allerdings ist der junge Mann in einer Ausbildung zum Erzieher. Und: Er hatte bei dem Drogenkauf ein 14 oder 15 Jahre altes Mädchen aus einer Wohngruppe bei sich.
Vorbildfunktion geht anders - da waren sich die Juristen im Prozess vor dem Kamener Amtsgericht einig. Positiv: B. legte ein - knappes - Geständnis ab. "Es stimmt", erklärte er zu dem Vorwurf. Weiterer Pluspunkt: Sein Vorstrafenregister ist leer.
Allerdings wirkte Tom B. vor Gericht auch etwas phlegmatisch. Er gab zu, dass er seinen Kontakt zur Drogenberatung zwischenzeitlich ein wenig hat schludern lassen, weil er mit einer Verletzung und familiären Problemen habe kämpfen müssen. Dem Richter präsentierte er immerhin einen Beleg über ein Beratungsgespräch Anfang April. Kontakt zur Drogenszene meide er inzwischen konsequent, versicherte Tom B. im Gerichtssaal.
Das Urteil: eine Geldstrafe von 30 Tagessätzen à 10 Euro. B. hat eine Woche Zeit, über eine Berufung nachzudenken. Er sagte, er wolle das mit seinen Eltern bereden.