Kurz nach Urteil wieder hinterm Steuer: Diesmal Haft

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amtsger19NKWvon Andreas Milk

Kamen. Sechs Monate Haft, dazu eine dreijährige Führerscheinsperre: Dieses Urteil wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis bekam der 43-jährige Bergkamener Murat O. (Name geändert) vor dem Amtsgericht in Kamen. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft hatte eine - hohe - Geldstrafe beantragt. Dass das Urteil härter ausfiel, hängt mit O.s Vorgeschichte zusammen. Es gab schon eine Reihe von Verfahren.

Zum Beispiel einen Berufungsprozess vor dem Landgericht Dortmund im Dezember 2017. Die illegale Autofahrt, um die es jetzt in Kamen ging, passierte im Februar 2018 - ganze zwei Monate später. Murat O.wurde von Polizisten gestoppt, nachdem er mit überhöhter Geschwindigkeit über die A 1 bei Unna gerauscht war.

Seinen Verteidiger ließ er erklären, dass die Fahrt "eingeräumt" werde. Ein solches Geständnis ist grundsätzlich strafmildernd, bloß: Abzustreiten gab es bei der Beweislage sowieso nichts.
Gegen die Verurteilung zu der Haftstrafe kann Murat O. nun Berufung einlegen. Dann würde auch dieser Fall wieder das Landgericht in Dortmund beschäftigen.

Ein rundum netter Kerl - trotzdem: Gefängnis

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Kamen. Es half alles nichts: Zwar sei er "ein sympathischer, netter Mensch", gestand der Amtsrichter dem Angeklagten zu. Trotzdem verurteilte er ihn zu vier Monaten Haft. Sedat K. (Name geändert) war ohne Führerschein Auto gefahren. Es war nicht das erste Mal.


An einem Abend im Oktober 2018 wurde K. auf der A 1 in Richtung Köln geblitzt. Er war rund 30 km/h zu schnell. Klingt nach einem Hallodri. K.s Vorgeschichte sagt etwas anderes - und das machte sein Verteidiger in einem engagierten Plädoyer deutlich. Seit 18 Jahren ist Sedat K. in Deutschland, er ist geschieden, hat eine Tochter, für die er Unterhalt zahlt und die auch der Grund sei, warum er nicht in die Türkei zurückgeht, wo seine Familie ist und wo es wohl leichter für ihn wäre. K. lebt von seiner Arbeit als Schlosser in Zeitarbeit, will kein Geld vom Staat, "er geht malochen und macht immer weiter", sagt sein Anwalt. Als er nachts auf der A 1 geblitzt wurde, war das keine Spritztour aus Lust und Laune - K. kam von einem Job. Montage-Einsätze und ÖPNV, das passe nicht zusammen, erklärte der Anwalt und spielte damit auf einen Rat der Staatsanwältin an. Sie hatte empfohlen, Bus und Bahn zu fahren, statt sich immer wieder illegal hinters Steuer zu setzen.


"Sie dürfen schlicht nicht fahren", erklärte ihm am Ende nochmals der Richter. Ohne Freiheitsstrafe gehe es in diesem Fall nicht mehr. Hilfreich könnte eines Tages noch K.s in der Türkei lebender Bruder sein: Er hat angeboten, einen Führerschein zu finanzieren. Fürs erste gilt jetzt aber laut dem Kamener Urteil eine einjährige Sperre. Und dann wäre da auf dem Weg zur Fahrerlaubnis auch noch die MPU zu meistern.

Zum Polizeitermin mit dem Auto - und einem falschen Führerschein

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Kamen. Im vergangenen Dezember hatte die Bergkamenerin Maria L. (Name geändert) einen Termin bei der Polizei in Kamen. Es ging um eine Zeugenaussage. Sie setzte sich in ihren Opel Corsa und fuhr hin. Ein Beamter kam nach ihrer Ankunft auf die Idee, sich Maria L.s Führerschein zeigen zu lassen. Und (fast) von diesem Moment an war sie selbst Beschuldigte in einem Strafverfahren: Ihr Führerschein war gar keiner - er stammte aus Polen und war gefälscht.

Im Prozess vor dem Kamener Amtsgericht gab es nichts drum rum zu reden: "Schuldig im Sinne der Anklage", erklärte der Verteidiger. Seine Mandantin stehe zu ihrer Tat. Mehr noch, sie wolle "Ross und Reiter" nennen. Die Vorgeschichte: Im Freundeskreis hatte Maria L. angekündigt, den Führerschein zu machen. Da bekam sie zu hören: Das gehe doch auch einfacher. Eine ganz bestimmte Bergkamenerin war es dann wohl, die Maria L. den falschen "Lappen" vermittelte. Ihren Namen notierte sich nun die Vertreterin der Staatsanwaltschaft.

Für Maria L. endete das Verfahren mit einer Geldstrafe: 50 Tagessätze à 10 Euro muss sie wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Urkundenfälschung zahlen.

Bei Ebay "rumgetrickst": Geldstrafe für Phantom-Handy

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Kamen. Michael E. (34, Name geändert) ist dabei, sich eine Existenz aufzubauen. Er betreibt einen Online-Handel. Im August 2018 machte sich der Kamener dabei strafbar. Bei Ebay verkaufte er ein Samsung-Handy für 347,90 Euro an einen Kunden in Süddeutschland. Der Kunde überwies das Geld - das Handy kam nicht. Der Kunde ging zur Polizei.

Michael E. war jetzt vor dem Kamener Amtsgericht wegen Betrugs angeklagt. Was im vergangenen Sommer passiert war, stellte er als eine Art Panne dar. Wider Erwarten habe er selbst von seinem Lieferanten keine Handys erhalten. Folge sei gewesen, dass er mehrere seiner eigenen Kunden nicht habe beliefern können. Die Betroffenen waren sauer, informierten Ebay, Ebay sperrte E.s Account, E. konnte sich nicht mehr mit den Kunden in Verbindung setzen, um eine Einigung herbeizuführen - so jedenfalls beschrieb er den Vorgang. "Ich hatte nicht die Absicht zu betrügen." Sein Fehler sei gewesen, mehr Handys zu verkaufen, als er tatsächlich zum Zeitpunkt des Verkaufs verfügbar hatte.

Richter Martin Klopsch kam an der Sache einiges merkwürdig vor. Zum Beispiel habe Michael E. keine Belieferung gegen Vorkasse via Paypal angeboten, sondern sich das Geld aufs eigene Konto schicken lassen. Außerdem habe er in Mails an den geprellten Kunden - noch vor Sperrung seines Ebay-Accounts - den Eindruck erweckt, über ein eigenes Warenlager zu verfügen, das den Versand des Samsung-Handys längst veranlasst haben sollte. Klopsch zu Michael E.: "Sie haben rumgetrickst."

E. ist schon wegen Betrugs und Urkundenfälschung vorbestraft. Die Sache mit dem Samsung-Handy brachte ihm nun seine dritte Verurteilung: eine Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu 25 Euro. Er sagt: Inzwischen biete er nur Dinge zu kaufen an, die er auch wirklich habe.

Ex-Paar vor Gericht: Buße für mutmaßliche Todesdrohung

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Kamen. Pjotr O. (50, Namen geändert) und die Bergkamenerin Magda M. (47) waren bis Oktober 2017 ein Paar. Die Beziehung ging kaputt, es gab Streit, und der hatte juristische Folgen. Pjotr O. soll seiner Ex im Dezember 2017 gedroht haben, die Bremsschläuche an ihrem Auto zu zerschneiden; außerdem sei er mit seinem Wagen auf sie zu gefahren und habe gedroht, sie umzubringen. So steht es in der Anklage, über die heute vor dem Kamener Amtsgericht verhandelt wurde.

Die wohl verängstigte Magda M. war an jenem Dezemberabend zur Polizei gegangen und hatte die Vorwürfe gegen Pjotr O. zu Protokoll gegeben. Das sei alles lange her, erklärte sie nun im Gerichtssaal - sie wolle einfach ihre Ruhe. Eine Erinnerung an damals habe sie nicht mehr. Der Umgang zwischen Magda M. auf dem Zeugenstuhl und Pjotr O. auf der Anklagebank war entspannt. Sie dolmetschte für ihn, wenn er eine Bemerkung des Richters nicht verstand.

Pjotr O. hatte eine Bedrohung verneint: Er habe Ende 2017 bloß noch ein paar Dinge aus Magda M.s Wohnung holen wollen. Magda M. habe ihm gesagt, da sei gar nichts mehr.
Vorstrafen hat Pjotr O. nicht. Und Magda M. schien auch keinerlei Interesse zu haben, dass sich das ändert. Der Richter schlug eine Verfahrenseinstellung gegen Zahlung einer Buße an eine gemeinnützige Einrichtung vor. Damit war Pjotr O. - nach eigener Darstellung ja unschuldig - einverstanden. Er muss 750 Euro an die Deutsche Wildtierstiftung überweisen. Sobald er das getan hat, ist der Fall abgehakt.