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Weihnachten hinter Gittern - wegen 50 Euro

am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

Foto: Amtsgericht Kamen (C) Andreas Milk für KamenWeb.devon Andreas Milk
Kamen. Ungewöhnlich, dass in einem Strafprozess die Angeklagte weniger von der Staatsanwältin gepiesackt wird - und umso mehr vom eigenen Verteidiger. Aber so war es heute tatsächlich im Kamener Amtsgericht. Es ging um einen Fall von Betrug. Die 41-jährige Michaela A. (Name geändert) soll einen HD-Receiver verkauft haben, der gar nicht ihr gehörte, sondern Eigentum von Unitymedia war. 50 Euro zahlte ihr eine Frau dafür. Der Deal war auf Facebook zustande gekommen.
"Lassen Sie uns jetzt nicht rumeiern", redete der Verteidiger auf seine Mandantin ein, wohl wissend, dass ein Geständnis immer einen ganz guten Eindruck macht auf den Richter, der die Strafe festlegt. Aber erst mal behauptete Michaela A., sie habe nicht gewusst, dass der Receiver bloß ein Leihgerät war - denn ihr Ex habe bei der Anmietung die Formalitäten erledigt. Nach ein paar Anläufen und einer Verhandlungspause kam doch noch eine Art Geständnis: "Im Endeffekt schon" sei sie sich über die ganze Sache klar gewesen. Na also.
Und auch ihre Kundin muss wohl was geahnt haben. Die Verkaufsanzeige für den Receiver sei ihr "etwas komisch" vorgekommen. Im Gerichtssaal gab sie das Gerät zurück, ließ sich dafür von Michaela A.s Verteidiger die 50 Euro aushändigen. Und nun will das Gerät keiner mehr haben - nicht mal Unitymedia. Denn die Kabelfirma hat ihre Ansprüche aus dem Vertrag mit Michaela A. längst an eine Inkassofirma abgetreten.
Michaela A. hat eine Reihe von Vorstrafen wegen Betrugs. Darunter ist eine Bewährungsstrafe: ein Jahr, drei Monate. Wäre es nach der Vertreterin der Staatsanwaltschaft gegangen, wären heute sechs Monate dazu gekommen - und zwar ohne Bewährung. Der Richter verhängte stattdessen eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen à 10 Euro. Der Hintergrund: Michaela A. hatte die Zeit vom 13. Dezember bis heute in U-Haft verbracht. Die war angeordnet worden, weil A.  einen ersten Prozesstermin im Dezember ignoriert hatte. Und diese U-Haft inklusive Weihnachten hinter Gittern - so die Überzeugung des Richters - dürfte gereicht haben, Eindruck bei Michaela A. zu hinterlassen.