-Anzeige-

Anzeige

Der Dieb, der aus dem Fenster sprang und krauses Zeug erzählte

am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

Foto: Amtsgericht Kamen (C) Andreas Milk für KamenWeb.devon Andreas Milk
Kamen. Ab und zu werden vor Gericht Dinge verhandelt, die kommen einem vor wie aus einem schlechten Boulevardstück. Zum Beispiel heute vor dem Kamener Amtsgericht. Da saß der 31-jährige Pascal T. (Name geändert) auf der Anklagebank; es ging um Diebstahl. Tatort: der Keller eines Mietshauses. Eine Reisetasche samt allerhand Krimskrams soll T. geklaut haben. Und wozu? Angeblich - so T.s eigene Version -, um den Diebstahl einem jahrelangen Bekannten anzuhängen, von dem er vermutete, was mit seiner Freundin am Laufen zu haben.

Dieser vermeintliche Nebenbuhler versicherte dem Richter glaubhaft, das sei völliger Quatsch. Und Quatsch - das ist überhaupt ein gutes  Stichwort: Der rechtmäßige Reisetascheneigentümer erzählte, er habe das gute Stück seit nunmehr 13 Monaten nicht angerührt, um eine eventuell noch notwendige Spurensicherung nicht zu erschweren. Allerdings hat sich bisher noch keine "Soko Reisetasche" bei ihm blicken lassen, und das wird vermutlich auch nicht mehr passieren.

Der Richter war am Ende überzeugt: Hinter der krausen Story steckte gar kein Eifersuchtsdrama, und zwischen den Männern habe es auch keinerlei Stress um eine Frau gegeben. Vielmehr habe Pascal T., mehrfach vorbestraft, ganz einfach die Tasche an sich bringen wollen. Für diese Annahme sprach in der Tat einiges - unter anderem, dass T. beim Auffliegen des Taschen-Diebstahls Reißaus nahm und aus einem Fenster im ersten Stock des Hauses hüpfte. Wer eiskalt Rache für einen Seitensprung üben will, verhält sich wohl ein bisschen anders. Das Urteil: eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 12 Euro.

Gut, dass es auch einfachere Fälle gibt. Ebenfalls auf der Terminliste stand an diesem Mittwoch ein Prozess um den Diebstahl von acht Flaschen Schnaps bei Rewe. Weil der Angeklagte einen ersten Termin geschwänzt hatte, musste er die Zeit vom 21. Dezember bis heute in U-Haft verbringen. Sein Urteil: vier Monate - aber wenigstens auf Bewährung. Also: nach Prozessende nicht zurück in die JVA. Und hoffentlich auch nicht zu Rewe.