Lauter "Notrufe" von einer Nervensäge
von Andreas Milk
Kamen. Die Polizei hat's auch nicht immer leicht mit ihrer Kundschaft: In einer Nacht im vergangenen Oktober wählte die 48-jährige Brigitte M. (Name geändert) wohl rund ein Dutzend Mal den Notruf, ohne auch nur ansatzweise in Not zu sein. Sie nervte einfach nur. Auch über die normale Amtsleitung ging sie den Beamten in der Leitstelle auf den Zeiger. Der Anlass: Sie hatte Tage vorher ihr Handy als gestohlen gemeldet und wollte sich anscheinend nach dem Stand der Ermittlungen erkundigen.
"Es gehört schon einiges dazu, dass wir bei sowas 'ne Anzeige schreiben", sagte ein Polizeibeamter heute dem Kamener Amtsrichter. Missbrauch von Notrufen lautete der Vorwurf gegen Brigitte M. Bloß war die gar nicht da. Was ein bisschen erstaunlich ist, denn bei einem ersten Verhandlungstermin Anfang des Jahres hatte sie gar nicht wieder gehen wollen, erinnerte sich der Richter. Ihr Mitteilungsbedürfnis sei riesig gewesen.
Allerdings trug es eher wenig zur Klärung des Tatvorwurfs bei - sonst wäre ja jetzt nicht der zweite Termin nötig gewesen. Damit Brigitte M. beim dritten Termin garantiert wieder mit von der Partie ist, soll ein Haftbefehl ausgestellt werden.
Schon in jener turbulenten Notrufe-Nacht war sie im Gewahrsam gelandet: Eine Streife rückte aus, und weil die betrunkene Frau nicht öffnete, wurde noch ein Schlüsseldienst dazugeholt und Brigitte M. einkassiert. Quasi eine Notwehrmaßnahme der Polizisten, die sich endlich wieder um die richtigen Notrufe kümmern wollten.