Ich war's nicht - Ich war's doch
von Andreas Milk
Kamen. Zwischen "Ich hab' nichts gemacht" und "Ich war's" lag rund eine Viertelstunde. Die Kamenerin Silke T. (49, Name geändert) stand wegen Betrugs vor dem Amtsgericht - und nachdem sie die Tat erst einmal abgestritten hatte, war sie es am Ende eben doch. Wieder mal spielte das Internet eine Rolle.
Leute zu betrügen, die einem gar nicht Auge in Auge gegenüberstehen, sei ja auch recht leicht, die Hemmschwelle niedrig, fand Richter Christoph Hommel. Im Oktober 2016 hatte Silke T. laut Anklage ein Samsung-Tablet bei eBay angeboten, Preis: 145 Euro. Ein Käufer aus Kiel griff zu, überwies das Geld - und bekam nie sein Tablet. Der Mann erstattete Anzeige.
"Ich komme gerade mal mit meinem Handy klar", sagte Silke T. nun. Ware professionell bei eBay präsentieren? Keine Ahnung, wie das funktioniert. Bloß ist T. wegen einer sehr ähnlichen Geschichte vorbestraft. Und auch der Hinweis, die ec-Karte für ihr Girokonto sei gestohlen worden, brachte sie nicht weiter: Wäre schon ein doller Zufall, wenn der Kartendieb dann auch noch ihre Kontonummer benutzt hätte, um einen betrügerischen eBay-Verkauf abzuwickeln, so Hommel.
Ohne Geständnis wäre es teuer geworden: Der Käufer aus Kiel hätte als Zeuge geladen werden müssen, seine Fahrtkosten und ein möglicher Verdienstausfall wären bei einer Verurteilung an Silke T. hängen geblieben. Ihre Geldstrafe fiel ohnehin deutlich aus: 600 Euro. Silke T. lebt von Hartz IV.