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Der einsame Audi vom Hornbach-Parkplatz

am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

Foto: Amtsgericht Kamen (C) Andreas Milk für KamenWeb.devon Andreas Milk
Kamen. Es war ein Prozess der weiten Wege: Der Angeklagte Pawel K. (33, Name geändert) war aus Polen zum Termin am Kamener Amtsgericht angereist; zwei Zeugen - Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma - kamen immerhin aus Magdeburg. Und am Ende ging es doch bloß um vier geklaute Lego-"Power Functions"-Sets für 148 Euro von Toys-R-Us am Zollpost.
Am 16. Oktober 2014 hielt auf dem benachbarten Hornbach-Parkplatz ein dunkler Audi A 4 mit polnischem Kennzeichen. Der Baumarkt selbst war zu dem Zeitpunkt aber noch gar nicht eröffnet. Der einsame Audi weckte das Interesse der beiden Security-Leute. Sie behielten das Ganze im Auge. Etwas später tauchten Pawel K. und ein weiterer Mann auf. Sie hatten eine volle Tasche bei sich. Als sie mitkriegten, dass sie Verdacht erregt hatten, ließen sie den Audi Audi sein und rannten weg.
In dem Wagen fanden Polizeibeamte später sieben Lego-"Star Wars"-Raumschiffe sowie neun elektrische Zahnbürsten für Kinder, Gesamtwert rund 370 Euro. Bloß: Vom Zollpost können die Sachen nicht stammen - denn die Diebe hatten ja gar keine Zeit mehr gehabt, ihre Kamener Beute im Auto zu verstauen. Sehr wohl aus dem Kamener Toys-R-Us stammen dagegen die "Power Functions"-Spielzeuge: Die fanden sich in einem Gebüsch nahe dem Spielzeugmarkt. Die Tasche war innen mit Alufolie ausgekleidet, um das Sicherungssystem auszutricksen.
Pawel K. saß jetzt allein auf der Anklagebank. Der Mittäter - auch er in Polen zuhause - war bisher für die deutsche Justiz nicht greifbar. K. erzählte, er sei an jenem Tag im Oktober 2014 nur der Fahrer gewesen. Etwas anderes ließ sich nicht nachweisen. Das Urteil: Neun Monate Haft auf Bewährung wegen Beihilfe. Es handelt sich um eine so genannte Gesamtstrafe - sie schließt eine Verurteilung am Amtsgericht Hagen wegen eines weiteren Diebstahls mit ein, begangen im November 2014, also wenige Wochen nach der Tat am Zollpost. In den Vorjahren hatte Pawel K. auch schon in den neuen Bundesländern vor Gericht gestanden - mit etwas kürzerer Anreise.