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Anwalt auf der Anklagebank: Unfallflucht - eher nein

am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

Foto: Amtsgericht Kamen (C) Andreas Milk für KamenWeb.devon Andreas Milk

Kamen. Ein Rechtsanwalt auf der Anklagebank - das gab es heute im Amtsgericht. Dieser Anwalt ist Fachanwalt für Versicherungsrecht und wurde ausgerechnet der Unfallflucht beschuldigt. Passiert sein soll die im vergangenen September auf dem Ikea-Parkplatz im Kamen Karree. Aber: "Ich habe die Kollision nicht bemerkt."

Beim Zurücksetzen aus einer Parkbucht streifte der VW des Juristen - eine Limousine der Oberklasse - einen abgestellten Toyota und fuhr davon. Ein Pärchen bekam das mit, notierte das Kennzeichen, ließ den Toyota-Besitzer ausrufen.

Der Schaden am Toyota war eher eine Bagatelle. 1.300 Euro kostete die Reparatur - die im wesentlichen aus einer neuen Lackierung bestand. Aber es hilft ja nix: Wer einen Schaden verursacht und verschwindet, macht sich strafbar.

Die entscheidende Frage ist allerdings, ob der Verursacher überhaupt wusste, was er gerade getan hatte. Und da lautet die Antwort nach der heutigen Verhandlung: Er wusste es eher nicht. An einen Knall oder ein vergleichbares lautes Geräusch konnte sich das Zeugen-Pärchen jedenfalls nicht erinnern. Und die VW-Limousine ist solide und geräumig - und außerdem hatte der Anwalt das Radio an, sagte er. Da kann ein Knirschen oder Kratzen am Heck durchaus untergehen.

Das Verfahren wurde eingestellt, sogar ohne Auflagen wie etwa die Zahlung einer Geldbuße. Bekannt ist so etwas als "Freispruch zweiter Klasse". Das heißt: Es gab zwar ein Verschulden - aber ein so geringes, dass sich schon fast nicht mehr von einem Verschulden sprechen lässt.