Die Marihuana-Schwaden vom Nachbarn

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amtsgerichtKamen AMvon Andreas Milk

Kamen. Die Chemie scheint nicht recht zu stimmen in dem Mehrfamilienhaus am Rand der Kamener Innenstadt. Eine Bewohnerin lief jedenfalls im Frühjahr zur Polizei, um ihren Nachbarn Tobias H. (Name geändert) anzuzeigen. H. wohnt eine Etage tiefer. Von seinem Balkon - so berichtete die Frau - zögen wieder und wieder Marihuanaschwaden zu ihr rauf. Konsequenz: Ende April gab es bei Tobias H. eine Wohnungsdurchsuchung. Tatsächlich wurden Marihuanareste gefunden. Es folgte eine Anklage. Über die wurde jetzt vor dem Amtsgericht verhandelt.

H. erklärte, das Marihuana sei längst Teil seiner Vergangenheit gewesen. Dass er vor einem halben Jahr nochmal etwas geraucht habe, hänge mit der Geburt seines Kindes zusammen. Die habe ihn arg mitgenommen; das Marihuana habe ihn wieder beruhigt. Zwei Mal sei das der Fall gewesen - nicht mehr. Bloß: Die Nachbarin sagte bei der Polizei etwas anderes. Häufig habe es nach Marihuana gerochen, mit der Zeit sei es sogar schlimmer geworden. Zitat aus dem Protokoll: "Ich weiß mir keinen Rat mehr."

Nach Ansicht des Richters wäre es eine gute Idee, wenn sich das Jugendamt der Sache annähme - wegen des Kindes von Tobias H. Der junge Vater zeigte sich kooperationsbereit: Jederzeit stehe er für einen Drogentest zur Verfügung. "Ich will für mein Kind da sein." Wegen Drogendelikten ist H. vorbestraft, saß auch schon in Haft. Mit all dem habe er abgeschlossen, sagte er.

In der zweiten Novemberhälfte wird es erst mal vor Gericht einen Fortsetzungstermin geben: Die Nachbarin soll aussagen. Abgehakt ist wenigstens schon ein zweiter Anklagevorwurf: Betrug. Vor knapp einem Jahr hatte H. im Dortmunder Mediamarkt einen 55-Zoll-Fernseher für rund 1.400 Euro gekauft. Die Lastschrift platzte, denn er hatte bloß 4 Euro auf dem Konto. Inzwischen hat er den Betrag abbezahlt.