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Es weihnachtet - auch im Gericht: Eine Geige, 2.000 Euro in bar und ein Freispruch

am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

amtsgerichtKamen AMvon Andreas Milk

Kamen. Ob es etwas mit Weihnachten zu tun hatte, dass die Stimmung im Verhandlungssaal des Amtsgerichts so prächtig war? Es ging um eine wertvolle Geige, es ging um Betrug. Der Verteidiger des Angeklagten überreichte dem Geschädigten 2.000 Euro. "Jetzt können die Weihnachtsgeschenke ein bisschen größer ausfallen", kommentierte Richter Christoph Hommel. Der wiederum sprach den Angeklagten am Ende frei, sowohl auf Antrag des Verteidigers (natürlich!) als auch der Staatsanwältin. Pure Harmonie.
Und das passt ja auch zu dem "corpus delicti", der besagten Geige.

Die hatte der Kamener Student Lukas M. (Namen geändert) im Sommer vorigen Jahres bei Ebay zum Kauf angeboten. Es meldete sich Antonio H. aus Eschweiler: Er war überzeugt, in seiner großen, musikalisch vorbelasteten Familie einen Abnehmer für das Instrument zu finden. Sein Plan: die Geige erst mal zu nehmen, sie weiter zu verkaufen, einen Gewinn zu behalten und Lukas M. den ursprünglichen Preis zu überweisen. Dieser Preis sollte 2.400 Euro betragen. Fürs erste flossen aber nur 400 Euro als Anzahlung.

Die übrigen 2.000 Euro flossen dagegen nie - bis zum Gerichtstermin diese Woche. Die Geldübergabe hob die Stimmung bei allen Beteiligten deutlich. Antonio H.s Familie hatte das Geld aufgebracht. Und was den Betrugsvorwurf der Staatsanwaltschaft anging: Die Beweisaufnahme zeigte, dass Antonio H. den Kamener Lukas M. zwar wieder und wieder hinhielt und vertröstete - aber im eigentlichen Sinne getäuscht hat er ihn nicht. Ein Chatverlauf zwischen den Männern belegte, dass Antonio H. die Geige zum Weiterverkauf wollte. Dass dieser Weiterverkauf scheiterte - Pech.

Kleiner Makel: Antonio H. ist unter anderem wegen Betrugs "vorbestraft bis zur Unkenntlichkeit", so der Richter. In Sachen Geige saß er acht Tage in U-Haft, weil er einen ersten Gerichtstermin ignoriert hatte. Aber egal: Diesmal war es eben anders. Er wolle sich bessern, sagte Antonio H. - Weihnachten kann kommen.