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"Was für eine Kacke": Motiv für Ebay-Betrug rätselhaft

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

amtsgericht19KWvon Andreas Milk

Kamen. Im Sommer vorigen Jahres hat die Kamenerin Janine E. (35, Name geändert) so einiges über das Ebay-Kleinanzeigenportal verkauft. Dafür bekam sie Geld überwiesen. Bloß: Sie verschickte die Sachen nicht - weil sie die Sachen nicht (mehr) hatte. Da war zum Beispiel eine Federwiege für Babys, ein Mal vorhanden, aber drei Mal verkauft, für einen Betrag jeweils um die 100 Euro. Auch Computerspiele verkaufte die Frau, ohne dass die Kunden sie je bekommen hätten.

Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft sah in dem Handeln von Janine E. gewerbsmäßigen Betrug. In der Verhandlung im Amtsgericht forderte sie sieben Monate Haft, ausgesetzt zur Bewährung. Vorstrafen hat Janine E. nicht.

Der Richter sah das Ganze letztlich sehr viel entspannter. Denn den Eindruck einer gewieften Betrügerin, die sich eine Geldquelle erschlossen hatte, machte Janine E. so gar nicht. "Was hast du da bloß für eine Kacke gemacht, hab' ich mich gefragt", erzählte sie. Die Verkäufe im Netz seien ihr zu viel geworden. "Aber Sie wollten die Leute ja schon reinlegen?", fragte der Richter nach. Antwort: "Eigentlich nicht." Sie sei nicht in Geldnot gewesen und könne auch sonst kein Motiv angeben, sagte sie. Janine E. hat längst begonnen, den Schaden wieder gut zu machen. Das Konto, auf das die Kunden Geld überwiesen hatten, wurde dicht gemacht. Alles, was mit Zahlungsverkehr zu tun hat, überlässt Janine E. inzwischen ihrem Mann.

Der Richter verurteilte sie zu einer Geldstrafe: 120 Tagessätze à 15 Euro werden fällig. Am Schluss, so der Jurist, bleibe "etwas rätselhaft", was Janine E. zur Betrügerin werden ließ. Die Frau nahm das Urteil an. Die Staatsanwaltschaft könnte allerdings noch in Berufung gehen.