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"Geglaubt, ich hätte einen Freund": Rentner vermisst 18.100 Euro

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

amtsgericht19KWvon Andreas Milk

Kamen. Nach gut einer Stunde Verhandlung war im Sitzungssaal des Kamener Amtsgerichts so gut wie gar nichts klar. "Ich versteh' nicht, was da gelaufen ist", sagte der Richter - und es ging wohl allen Verfahrensbeteiligten so. Fest steht: Ein 79-Jähriger fühlt sich um 18.100 Euro betrogen. Den Angeklagten (51) hatte er, wie er sagte, für seinen Freund gehalten.

Rentner Heinz D. und Lagerarbeiter Murat M. (Namen geändert) hatten sich über gemeinsame Bekannte kennen gelernt. Die beiden verstanden sich prima. Die 18.100 Euro gab D. dem jüngeren Mann laut Anklage für den Ankauf von Goldschmuck. Der sollte weiterverkauft werden, inklusive Gewinnbeteiligung für Heinz D.

Bloß: Das Geld ist weg. Und der angeklagte Murat M. präsentierte dem Gericht wortreich eine verworrene Geschichte, die erst einmal nichts mit Goldgeschäften zu tun hat. Er habe sich mit seiner Frau überworfen, sei ausgezogen, habe dabei sein Erspartes mitgenommen. Ein Konto besaß er nicht. Um trotzdem seiner Familie Geld zukommen zu lassen, habe er seinen neuen Freund Heinz D. gebeten, das per Überweisung für ihn zu erledigen. Heinz D. schickte also auf Veranlassung Murat M.s Geld durch die Gegend. Und zwar Geld, das M. vorher von Heinz D. selbst bekommen hatte - aber auch Geld, das Murat M. bei seinem Auszug von zuhause mitgenommen haben könnte.

Alles nachvollziehbar? Eher nicht. Dem Richter erschien schleierhaft, warum Heinz D. überhaupt tat, was er tat: Ob ihm denn gar nicht der Gedanke an Geldwäsche gekommen sei? D. bescheinigte seinem früheren Freund Murat M., ein "begnadeter Redner" zu sein - und damit vielleicht auch ein begnadeter "Überreder".

Das Strafverfahren führte vorerst zu nichts. Weil Zeugen sich krank gemeldet hatten, wurde die Verhandlung ausgesetzt. Ein neuer Termin wird frühestens gegen Ende des Jahres möglich sein. Parallel wird am Landgericht Dortmund über zivilrechtliche Ansprüche von Heinz D. gegen Murat M. verhandelt.