Polizeilicher Slapstick: Vier Leute im Gebüsch

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

von Andreas Milk

amtsgericht19KWKamen. Ein bisschen slapstickhaft, leider aber auch schmerzhaft war das, was sich am 3. November 2022 vor der Polizeiwache am Bahnhof abspielte: Da purzelten vier Leute ins Gebüsch. Drei von ihnen waren uniformiert. Der vierte war Sergej W. (39, Name geändert), der sich jetzt vor der Kamener Strafrichterin wegen Widerstands verantworten musste. Und wegen Ladendiebstahls.

Schon drei Tage vor dem Sturz an der Wache war W. bei Rewe in der Lünener Straße mit einer geklauten Flasche Champagner für 60 Euro erwischt worden. Am 3. November nun hatte er sich wieder schnappen lassen. Auf der Wache sollten wenig später seine Personalien festgestellt werden. Das passte W. so gar nicht - denn er wusste: Es gab noch einen offenen Haftbefehl gegen ihn. In einem passenden Moment lief er los. Drei Beamte liefen hinterher. Beim gemeinschaftlichen Sturz ins Gebüsch erlitt eine Polizistin ein Hämatom. Sergej. W. verletzte sich am Knie.

Das Weglaufen vor der Polizei allein ist noch kein Widerstand. Allerdings versuchte W. auch dann noch, seine Verfolger abzuschütteln, als die ihn schon zu fassen bekommen hatten. Genau das hätte er nicht tun dürfen. Klar ist andererseits auch: Wenn "Widerstand" vor Gericht kommt, geht's üblicherweise um ganz andere Kaliber. W.s Handlung war eher ein Reflex.

Nach dem Zwischenfall ging W. wegen früherer Straftaten in Haft - da blieb er bis vor ein paar Tagen. 17 Vorstrafen hat er angesammelt, überwiegend wegen Diebstahlsdelikten. Er hat ein Drogenproblem. Derzeit wohnt er bei seiner Mutter und wird substituiert. Ein Job ist in Aussicht. Das Urteil für ihn: Sechs Monate Haft - ausgesetzt zur Bewährung. Er soll die Chance haben, sein Leben endlich in den Griff zu kriegen.