von Andreas Milk
Kamen. Immer wieder kommt es vor, dass Zeugen trotz Ladung nicht zu einem Strafprozess gehen. In der Regel wird dann ein Ordnungsgeld verhängt. Melanie H. (Namen geändert) dagegen kam sehr wohl zum Prozess gegen ihren "Ex" Dennis T. - sie verduftete allerdings, während zuerst andere Zeugen ihre Aussagen machten. Verurteilt wurde T. trotzdem. Er hatte im Sommer vergangenen Jahres Melanie H. mehrfach geprügelt.
Am Anfang waren beide noch gemeinsam in einer städtischen Unterkunft in der Nähe des ehemaligen Freibades untergebracht. Sie gehören der "Marktszene" an. Melanie H. ist Trinkerin. Im Suff beleidigte sie wohl wieder und wieder ihren Freund Dennis T., der selbst keinen Alkohol anrührt. Die Beleidigungen waren heftig, vom Typ "unterste Schublade". Bei wenigstens zwei Gelegenheiten versetzte T. seiner Mitbewohnerin im Zorn Faustschläge ins Gesicht; einmal bekam sie seinen - unbeschuhten - Fuß in den Bauch. Die Stadt reagierte und erteilte Dennis T. Hausverbot. Er kam trotzdem nochmal - was ihm, neben den Körperverletzungen, eine Anklage wegen Hausfriedensbruchs einbrachte.
Notorisch gewalttätig ist T. nicht. "Nur" bei Melanie H. brennen die Sicherungen durch. Vor Gericht gab er sich geständig. Und: "Wir haben uns wieder vertragen." Polizisten im Zeugenstand berichteten, das Paar habe seinerzeit eben zur Stammkundschaft gehört.
"Schläge gegen Frauen gehen gar nicht", stellte der Richter fest - die Devise für Dennis T. müsse künftig sein: Weggehen statt zuschlagen. Sonst steuere er auf den Knast zu. Das Urteil: eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 10 Euro. T., der inzwischen bei seiner Mutter wohnt und Bürgergeld bezieht, kann die Strafe in Raten zahlen. Die ausgebüxte Belastungszeugin Melanie H. muss 500 Euro Ordnungsgeld zahlen, ersatzweise zwei Tage "sitzen".
