von Andreas Milk
Kamen. Wer ihn googelt, bekommt Einträge angezeigt, die mit seiner Zugehörigkeit zur Kamener CDU zu tun haben. Er war sogar - erfolgloser - Kandidat zur Stadtratswahl. Aktiv gewesen sei er in der Partei in letzter Zeit nicht mehr, sagte uns ein Mitglied des Stadtverbandsvorstandes an diesem Mittwoch Mittag vor dem Amtsgericht, kurz vor dem Start des Prozesses gegen Marvin K. (24, Name geändert). Es geht um den Besitz von Kinder- und Jugendpornografie.
Das Material - Fotos und Videosequenzen - wurde im Februar 2024 auf elektronischen Geräten von K. gefunden. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft beschrieb im Detail, was es da zu sehen gibt: Kinder ab einem Alter von etwa sechs Jahren in aufreizenden Posen und bei sexuellen Handlungen. Der Auslöser der Durchsuchung bei Marvin K. ist im Frühjahr 2021 zu finden. Da soll er in seinem Schlafzimmer sich und eine Frau ohne deren Wissen beim Sex gefilmt haben, per Handy, das in einem Karton mit Ausschnitt für die Kameralinse versteckt war. Das Bekanntwerden dieses Vorwurfs führte dazu, dass die Ermittler sich K. näher ansahen.
Der saß nun auf der Anklagebank und ließ seinen Verteidiger reden. Zum Fall der angeblich heimlichen Aufnahmen: Die seien einvernehmlich erfolgt, mit einer völlig anderen Frau als derjenigen, die in der Anklageschrift auftaucht. Und zum Fall der Video- und Fotofunde: Es sei wohl so gewesen, dass K. sich die strafbaren Inhalte beim Chatten unwissentlich eingefangen habe - ohne zu bemerken, was da in den Speicher seines iPhones und seines iPads gelangte.
Kann das sein? Möglich ist allemal, dass Dateien ohne Wissen und zum Schaden der Besitzer auf Rechner gelangen. Wie es konkret bei Marvin K. gelaufen ist, soll nun ein Gutachten klären. Das muss erst mal in Auftrag gegeben und erstellt werden. Der Prozess gegen K. ist bis auf weiteres ausgesetzt.
