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PillCam bringt Hellmig-Klinik auf dem Weg zum Darmzentrum weiter

am . Veröffentlicht in Gesundheit

hellmig darmspiegelung119Der Leiter der neuen Klinik für Gastroenterologie Dr. Kai Wiemer hält große Stücke auf die am Kamener Hellmig-Krankenhaus neu "eingeführte" PillCam. Foto: Alex Grün für KamenWeb.de

von Alex Grün

hellmig darmspiegelung2 119Bilder aus dem Inneren des menschlichen Körpers: Impressionen aus dem Dünndarm. Fotos: Klinikum WestfalenKamen. Auf dem Weg zur Etablierung eines Darmzentrums ist das Kamener Hellmig-Krankenhaus in den letzten zwei Wochen ein großes Stück weiter gekommen. Das Stichwort lautet: PillCam.

Mit dieser Mini-Kamera von der Größe eines Bonbons kann man eine Reise durch den eigenen Körper unternehmen, ohne es durch unangenehme bis schmerzhafte Sondeneinführungen zu spüren. Was sich noch vor zehn bis zwanzig Jahren wie die Vision eines Hollywood-Produzenten anhörte, ist dank der rasant fortschreitenden Entwicklung der visuellen Technik mittlerweile Realität. Einmal heruntergeschluckt, liefert die Kapsel Innenansichten des Dünndarms, die der Leiter der neuen Abteilung für Gastroenterologie im Kamener Krankenhaus, Dr. Kai Wiemer, jetzt zur Diagnose von Darmerkrankungen einsetzt. Was für ihn jahrelange praktische Erfahrung aus seiner früheren Tätigkeit in Herten ist, ist für das angestammte Kamener Team des Klinikums Westfalen weitgehend Neuland. Mit einem Gürtel versehen, der die Signale aus dem Inneren des Körpers auf einen Bildschirm überträgt, kann der Patient bei vollem Bewusstsein eine sieben- bis achtstündige Tour durch seinen eigenen Körper unternehmen. Diese wird auf einer Zeitachse nachvollzogen. Werden Unregelmäßigkeiten wie Blutungen oder Geschwulste erkannt, kann durch sie ermittelt werden, in welchem Abschnitt des immerhin fünf bis sechs Meter langen Dünndarms das Problem besteht - Faszination Körper trifft auf Faszination Technik. "Allein wegen seiner Länge kann man den Dünndarm mit einer herkömmlichen Spiegelung nur schwer einsehen", erklärt Wiemer. Eine solche Untersuchung müsse meist von zwei Seiten erfolgen und dauere häufig mehrere Stunden. Die Kamerakapsel biete hier eine gute Alternative. hellmig darmspiegelung3 119Bonbongroß ist die Kapsel mit der Mini-Kamera. Nach Gebrauch wird das 500 Euro teure Gerät "per Porzellan-Express" verschickt.Zum Einsatz kommt die Technik etwa bei Patienten, die aus unbekannter Ursache Blut verlieren. Bleiben Magen- und Darmspiegelung ergebnislos, ist oft der Dünndarm der "Übeltäter". Der wird mit dem "Mini-U-Boot" auf Geschwüre, Polypen oder auch Parasitenbefall untersucht und anschließend gezielt behandelt. Dadurch erübrige sich in einigen Fällen eine Endoskopie, so dass direkt operiert werden kann - oder es zeigt sich, dass der Dünndarm in Ordnung ist. Inzwischen gilt die 500 teure Kapsel als Goldstandard bei der Untersuchung des Dünndarms. Dennoch ist sie nicht in allen Fällen das erste Mittel der Wahl. Denn auch die kleine Kapsel kann auf ihrem Weg durch den Darm hängen bleiben und muss dann operativ entfernt werden. "Wenn der Verdacht auf Verengung, so genannte Stenosen, besteht, schicken wir vorab eine Kapsel ohne technisches Innenleben durch den Darm, die sich nach einer Weile von selbst auflöst", erklärt der Kamener Chef-Gastroenterologe. Wenn diese den Dünndarm problemlos durchlaufe, komme die PillCam zum Einsatz, die anschließend übrigens als Einwegprodukt den selben Weg wie das Verdaubare sucht und findet. Das Kamener Team der Gastroenterologie, das sich aktuell um eine Verdichtung seines interdisziplinären Netzwerks mit weiteren Fachärzten und Spezialisten bemüht, will mit der neuen Technik eine Lücke in den örtlichen Diagnoseangeboten schließen. Mit gleicher Technik gibt es bei entsprechender Indikation auch spezielle Kapseluntersuchungen für Morbus-Chron-Patienten und bestimmte Dickdarmkapseluntersuchungen, die aber nur selten zum Einsatz kommen. "Irgendwann", so Chefarzt Wiemer, "wird es auch möglich sein, mittels ähnlicher Kapseln Proben, etwa aus der Schleimhaut, zu entnehmen - ähnlich wie bei einer Marssonde". Das sei zwar noch Zukunftsmusik, doch diese Zukunft sei angesichts der rasend schnellen Entwicklung in der Mikrotechnik nicht mehr allzu weit entfernt.