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Wagenzwang in Supermärkten: Sinnvoll oder Virenschleudern?

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Gesundheit

reweCVkw20Foto: Christoph Volkmer Archiv KamenWeb.devon Alex Grün

Kamen. Die Coronakrise treibt auch beim Einkaufen seltsame Blüten: Viele Kunden wundern sich über Maßnahmen, die zum Schutz der Bevölkerung beitragen sollen.

Die Einzelhandelsketten wollen die Anzahl der Kunden, die sich gleichzeitig im Laden aufhalten, dadurch regulieren, dass jeder, der rein will, einen Einkaufswagen mitnehmen muss. Weniger Wagen, weniger Kunden - so die Logik. Außerdem sollen die Rollkörbe dabei helfen, in der Kassenschlange Abstand zu halten. Also: Pro Kunde ein Einkaufswagen. Und genau da sieht nicht nur Kundin Simone Maidorn aus Bergkamen ein Problem: "Um hineinzukommen, muss jeder Kunde zwangsläufig einen Wagen anfassen, wodurch diese zu rollenden Virenschleudern werden", kritisiert sie. Das Ordnungsamt schreibe diese Maßnahme vor, habe ihr eine darauf angesprochene Norma-Mitarbeiterin erklärt. Auch der Discounter Netto setzt die Maßnahme um: "Die Ausrichtung der zur Verfügung stehenden Zahl der Einkaufwagen an diesem vorgegebenen Verhältnis sowie die Bitte einen Einkaufswagen zu nutzen, ist eine pragmatische Maßnahme, um diese behördlichen Anweisungen umzusetzen", erklärt Christina Stylianou, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Netto. Die Verpflichtung für den Kunden, einen Einkaufswagen zu nutzen, bestehe nur dort, wo dies auch durch eine Verordnung vorgeschrieben sei. "Unsere Kolleginnen und Kollegen desinfizieren regelmäßig und täglich mehrfach die Einkaufswagengriffe", versichert die Netto-Sprecherin. Die Strategie wird auch in den Filialen von Rewe angewandt. Markleiterin Jana Heidrich im Kamen-Quadrat setzt die vom Ordnungsamt angeordneten Maßnahmen seit vorletzter Woche um, wobei die Auswirkungen in Bezug auf Schlangenbildung überschaubar seien, wie sie sagt. 80 Wagen stelle man derzeit zur Verfügung, genauso viele Kunden dürften logischerweise auch ins Geschäft - womit man den Regeln von Gesundheitsministerium und Europäischer Union in Bezug auf die Quadratmeterzahl Rechnung trage. "Wir kommen damit klar", sagt Jana Heidrich und versichert, dass die Wagen regelmäßig desinfiziert werden. "Alles schön und gut", sagt Kundin Simone Maidorn, aber: Erstens sei das Risiko, sich durch eine Schmierinfektion anzustecken, viel zu hoch. Aus ihrer Sicht müssten die Wagengriffe schon nach jedem Gebrauch desinfiziert werden - "und dass das läuft, bezweifle ich", sagt sie. Benötige man nur wenig, sei das Mitbringen einer eigenen Tasche wesentlich hygienischer. Außerdem komme man mit einem Einkaufswagen wesentlich langsamer durch die Gänge - ein Vorgang, der ja eigentlich beschleunigt werden solle. Wahrscheinlich haben beide Seiten ein Stück weit recht, deshalb ist für jeden Kunden letztlich Selbstverantwortung angesagt. Heißt: Am Eingang der Supermärkte das angebotene Desinfektionsmittel und die zur Verfügung gestellten Handschuhe benutzen, und die Einkaufswagen im Zweifel selbst desinifizieren - spätestens dann kann man sich in Sachen Schmierinfektion am Einkaufswagen halbwegs auf der sicheren Seite fühlen. Die Berührung mit den Waren selbst ist natürlich wieder eine andere Sache...