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Backstage bei der Autobahnpolizei Kamen: Für unser aller Sicherheit

am . Veröffentlicht in Kamen Backstage

von Julian Eckert | Fotostrecke >>>

KamenBackstage816 JE 23Kamen. Die Autobahnpolizeiwache Kamen: im Rahmen unserer Serie „Kamen Backstage“ konnten wir den Arbeitsalltag der etwa 65 Polizistinnen und Polizisten an der Unnaer Straße kennenlernen. Das Einsatzgebiet erstreckt sich von Hamm bis nach Lichtendorf, von Oelde bis Henrichenburg und Unna-Ost bis zum Ortseingang Dortmund Stadt.

In dem markanten Gebäude an der Unnaer Straße ist nicht nur die Autobahnpolizei beheimatet, auch der Verkehrsdienst der Autobahnpolizei sowie ein Einsatztrupp und Personenschützer haben hier ihren Platz, rund 150 Beschäftigte sind es insgesamt. Die Beamten der Autobahnwache arbeiten im 3-Schicht-System. „Je nach Einsatzlage werden mehr oder weniger Kollegen eingeteilt“, erklärt Manfred Blunk, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter der Wache. „Über die Jahre hinweg konnten wir Einsatzspitzen feststellen und haben einen Funktionsbesatzungsplan zum Personaleinsatz aufgestellt. Wir sind die Autobahnwache mit den meisten Einsätzen und heben uns da deutlich von anderen Standorten ab. An Montagen, vor Brücken- oder Feiertagen ist auf den Autobahnen immer mehr los“, so Blunk. Was einen Polizeibeamten während seines Arbeitstages erwartet, sei nicht absehbar. „Nur, wenn Schreibarbeiten oder ähnliches vom Vortag zu erledigen sind, wissen die Kollegen, was sie erwartet.“ Ansonsten hängt alles von der aktuellen Einsatzlage ab.

„Besonders berührend und belastend sind Einsätze, bei denen das Leben am seidenen Faden hängt“, erzählt Blunk. Er habe miterlebt, wie sich ein Vater von seinem Sohn nach einem schweren Unfall noch im Auto verabschieden musste und kurz darauf verstarb. Der Unfall ereignete sich, weil ein LKW-Fahrer ein Stauende übersehen hatte. Aus derartigen Erlebnissen und Erfahrungen nimmt Manfred Blunk die Motivation, insbesondere Stauenden so schnell und effektiv wie möglich abzusichern. Eine Warnbake zum Überstülpen, die in Signalfarben vor einem Stauende warnt - ein eigener Landesvorschlag des Kamener Beamten - steht in Blunks Büro. Besonderes Unverständnis hat er für Autofahrer übrig, die „nur mal eben kurz auf das Handy schauen, telefonieren oder während der Fahrt Nachrichten tippen oder das Navi bedienen“. Polizisten, die schreckliche Unfälle miterlebt haben, sähen darin aber gerade nicht das „nur mal eben, sondern eine Gefahr, die schnell tödlich enden kann“, sagt Blunk und erzählt von einem tragischen Unfall in der Nähe von Hamburg, wobei eine komplette Familie durch die Unachtsamkeit eines anderen ausgelöscht worden ist. Damit seine Kollegen möglichst sicher arbeiten können, hat Manfred Blunk in der Kamener Wache das dauerhafte Tragen von signalgelben Warnwesten auf Streife verpflichtend eingeführt. Gerade die Eigensicherung liege ihm besonders am Herzen. „Ich möchte nicht eines Nachts den Anruf erhalten, dass Kollegen vor mir schwer verletzt oder gar getötet worden sind“, sagt er.

Der nicht vorhersehbare Arbeitsalltag erfordere zum Teil auch individuelle und pragmatische Lösungen. Blunk erinnert sich an einen Fall, bei dem ein Verkehrsteilnehmer fast seinen Flug in Düsseldorf verpasste, weil er ein Rad inklusive der Radmuttern verlor. „Wir entschieden, dass der Fahrer von allen anderen drei Rädern jeweils eine Mutter abnehmen solle und damit das Ersatzrad befestigen sollte - eine Notlösung“, betont Blunk. Zum Dank erreichte ihn einige Zeit später eine Postkarte aus dem Urlaubsort des Verkehrsteilnehmers, auf der er seinen Dank ausdrückte. Auch in anderen Situationen scheint Manfred Blunk ein Pragmatiker zu sein, stets auf der Suche nach der optimalen Lösung: „Das Phänomen der Gaffer, die Unfallstellen fotografieren oder Filmen existiert schon länger, jedoch hat es im Smartphone-Zeitalter extrem zugenommen“. Dies habe er nicht hinnehmen wollen, schließlich sei es durch von Gaffern verursachten Stau auf der Gegenfahrbahn auch schon zu Unfällen gekommen. „Jeder Unfall ist schlimm, am schlimmsten sind jedoch die vermeidbaren; das sind die meisten!“, sagt Blunk. Als man kürzlich bei einem Unfall auf der A2 personell gut aufgestellt war, hätten Beamten die Gaffer fotografiert, die mit ihrem Handy fotografiert oder gefilmt haben. Das Fehlverhalten wurde später zur Anzeige gebracht. „Das Fotografieren oder Filmen einer Unfallstelle ist eine Ordnungswidrigkeit und wird bei Vorsatz mit 120 Euro zuzüglich Verwaltungsgebühr geahndet“, so Blunk. Als er nach Beendigung des Einsatzes jedoch erfahren musste, dass ausländische Verkehrsteilnehmer aufgrund des finanziell unwirtschaftlichen Ermittlungsverfahrens durch die Bußgeldstelle nicht belangt wurden, suchte er nach einer Lösung. „Für mich ist es egal, welche Nationalität der Fahrer hat - alle sind vor dem Gesetz gleich“, resümiert der Hauptkommissar. Bei darauffolgenden Einsätzen ließ Blunk daher durch Kollegen einen Teil der Autobahn nach dem Unfallort absperren und ausländische Gaffer herauswinken. Diese wurden sofort zur Kasse gebeten. Die Resonanz auf diese Vorreiterrolle der Kamener Autobahnwache war durchweg positiv: „Nicht eine kritische Rückmeldung habe ich erhalten“, freut sich Blunk. Durch diese Verfahrensweise erhofft er sich, dass Bilder von Unfallstellen öffentlich geächtet werden und kein Gaffer mehr Anerkennung für angefertigte Bilder oder Videos erhalten.

Auf Streife fahren die Kamener Autobahn-Beamten mit dem 5-er BMW. Im Gegensatz zu den städtischen Polizeiwachen, die über den 3-er BMW verfügen, brauche man als Autobahnpolizist mehr Platz im Kofferraum zum Transportieren der vielen Gerätschaften. Diese sind durch viel Absicherungsmaterial geprägt, mindestens 6 Weitwarnleuchten sind in jedem Fahrzeug vorhanden. Dazu kommen Baken, Stauschilder, Feuerlöscher und ein Abschleppseil. „Alle unsere Fahrzeuge verfügen über eine Anhängerkupplung, so können wir in gefährlichen Situationen Pannenfahrzeuge schnell aus dem Gefahrenbereich herausziehen“, erklärt Blunk. Für die Funktionstüchtigkeit aller Fahrzeuge und die Einhaltung von HU-Terminen ist in der Kamener Wache Frau Schröer zuständig. „Unsere Schirrmeisterin ist neben den Fahrzeugen auch für die Führungs- und Einsatzmittel wie Atemalkoholgeräte, die Radarmessgeräte, die Provida-Fahrzeuge zur Geschwindigkeitsmessung und alle weiteren Messgeräte zuständig“, erklärt Blunk. In einer sogenannten Lebensakte werde für jedes Gerät gerichtssicher festgehalten, wann es gewartet, repariert oder ausgetauscht wurde.

Aktuell seien in der Kamener Autobahnwache erstmalig 6 Praktikantinnen und Praktikanten tätig, die sich bereits in dem Studiengang zum Polizisten befinden und als dritter Mann/Frau auf Streife eingesetzt werden , erklärt Manfred Blunk: „Wir sind immer auf der Suche nach jungen, motivierten, sportlichen Menschen.“ Wer darüber nachdenke, den spannenden, vielseitigen, anspruchsvollen Beruf zu erlernen, könne sich auf der Webseite www.genau-mein-fall.de über die Einstellungsvoraussetzungen informieren und auch direkt online bewerben. „Unser Beruf hat viele Facetten: vom Streifenpolizist über die Autobahnwache bis hin zu Technikern, Kriminalisten oder der Öffentlichkeitsarbeit - für mich gibt es keinen besseren Beruf!“

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