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Kamen Backstage: Hinter den Toren der Glückauf-Kaserne

am . Veröffentlicht in Kamen Backstage

Kamen Backstage: Hinter den Toren der Glückauf-Kaserne (C) Julian Eckert für KamenWeb.devon Julian Eckert | Fotostrecke >>>
Unna. Es gibt in Kamen und Umgebung viele Türen und Tore, die normalerweise verschlossen und der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Normalerweise. In unserer neuen Serie ‚Kamen Backstage‘ werfen wir einen Blick dahinter. Den ersten Teil macht die Glückauf-Kaserne in Unna-Königsborn.

Jeder kennt sie von außen: Drei Gebäude, die deutsche Flagge und ein weißes Tor. Genau das kann man von der Glückauf-Kaserne von außen sehen. Wie der Alltag hinter dem Tor und die Aufgaben der Soldaten aussehen, weiß hingegen fast niemand.

1,63 Euro kostet das Frühstück, das jeden Tag in der Mannschaftskantine angeboten wird. Bis 7 Uhr muss es jedoch aufgegessen sein, denn dann ist Dienstbeginn. „Nach dem Antreten vor der Kompanie geht danach jeder Soldat seiner Tätigkeit im eigenen Fachbereich nach“,erzählt Thorsten Roche, Hauptmann und Presseoffizier der Kaserne. „1242 Soldatenhat das Logistikbataillon 7 insgesamt, 850 davon sind hier stationiert, darunter 95 Frauen“, so Roche. „Die Aufgaben unseres Logistikbatallion 7 sind einerseits die Versorgung mit Ersatzteilen und Munition, sowie der Transport dieser - und andererseits die Instandsetzung von beschädigten Fahrzeugen und Waffen. Die verschiedenen Arbeitsbereiche erfordern jeweils auch verschiedene Ausbildungen“, so Roche weiter. Etwa 50 Prozent der in Unna stationierten Soldaten seien im technischen Bereich speziell ausgebildet, die andere Hälfte im kaufmännischen und IT-Bereich.  „Aktuell sind zwei Unnaer Soldaten im Einsatz: Einer als Ausbilder in Mali, der andere als Technik-Experte in einer ISAF-Mission. Im bisherigen Jahr 2014 waren 16 Soldaten in Afghanistan und 115 im Kosovo“. Für solche Einsätze werden die Soldaten u.a. auf der Kaserneneigenen Hindernisbahnoder in dem einem Einsatzort nachgefundenen Übungsdorf vorbereitet.

Ausbildung und Studium bei der Bundeswehr
„Jeder junge Soldat, der sich bei der Bundeswehr verpflichtet erhält zunächst eine Grundausbildung im truppendienstlichen Teil und kann anschließend eine fachliche Ausbildung machen oder sogar Studieren“, erklärt Roche. „Das besondere hierbei ist, dass man bei der Bundeswehr von Anfang an volles Gehalt verdient: Ein unverheirateter Gefreiter bekommt ab dem ersten Monat etwa 1200 Euro netto“. In der dreiwöchigen Grundausbildung müsse man u.a. im Wald übernachten, sich Tarnfarbe ins Gesicht schmieren und mit der Waffe trainieren, so der Hauptmann weiter. Das führe dazu, dass seit dem Ende der Wehrpflicht „manche nach dieser Ausbildung aufhören – genau wie in zivilen Berufen auch“. Den paradoxesten Grund für das Abbrechen, den Herr Roche je gehört hat, war der, „dass ein Soldat nicht mehr seine Lieblings-TV-Sendung am frühen Nachmittag sehen konnte“. Doch das sei die absolute Ausnahme gewesen. Grundsätzlich zum Positiven geändert habe sich nach dem Ende der Wehrpflicht vor allem der Umgangston untereinander, erzählt Roche. „Und: Läuft der Film ‚Top Gun‘ im Fernsehen, so steigen am nächsten Tag die Bewerbungen für den Beruf des Bundeswehrpiloten rapide an“, sagt er lachend.

Bis zur Mittagspause, während der in der Mannschaftskantine zwischen 160 und 300 Menüs für je 3 Euro ausgegeben werden, fährt die in Unna stationierte Bundeswehrfahrschule mit LKWs und anderen Fahrzeugen über die Straßen im Kreis, die Stabsabteilungen der Verwaltung kümmern sich um organisatorische und personaltechnische Angelegenheiten. Und in den vielen Arbeitshallen schrauben Mechaniker, Mechatroniker oder Maschinenbauer an Panzern oder anderen Fahrzeugen aus dem gesamten Bundesgebiet, die repariert werden müssen, oder bei denen die Inspektion nötig ist. Ein Panzer kann im Gelände übrigens bis zu 35 km/h schnell fahren und braucht dabei zwischen 300 und 350 Liter Sprit auf 100 Kilometern, getankt wird an der kaserneneigenen Tankstelle. Der Abschlepppanzer „Büffel“ schafft sogar bis zu 80 km/h.

Freizeitgestaltung in der Kaserne
Mit Spielzeugautos, die nicht ganz so schnell fahren, können Kinder im Eltern-Kind-Zimmer spielen. Ist ein Elternteil in einem mehrmonatigen Einsatz, kann eine Kinderbetreuung oder auchdie Unterstützung bei bürokratischen Arbeiten angeboten werden, oder Auskünfte über das Wohlergehen des Partners im Einsatz erteiltwerden; dies managed das Familienbetreuungszentrum in der Kaserne.
„Außerdem haben wir haben zwei Sporthallen, einen Sportplatz, ein Beach-Volleyballfeld, einen Fitnessraum, viele Aufenthaltsräume, zwei Kantinenund ein gehobeneres Offiziercasino, sowie ein Freizeitbüro mit Büchern, DVDs und Spielen zur Ausleihe“, zählt Thorsten Roche auf. „Für alle auf dem Kasernengelände lebenden Soldaten gibt es also auch nach dem Feierabend um 16:15 Uhr noch viele Angebote“.

Feierabend zu dieser Zeit hat auch die Frau mit dem wohl außergewöhnlichsten Beruf in der Kaserne: Susanne Schart ist Evangelische Militärpfarrerin. Auf dem Gelände der Kaserne gibt es eine eigene Kirche, eigene Gottesdienste und Seelsorge. „467 Soldaten gehören der Evangelischen Kirche an, 406 der Katholischen. Außerdem gibt es 31 Muslime und 9 Orthodoxe“, sagt Hauptmann Roche. Die kaserneneigene Kirche werde aber von allen Religionsgruppen gerne genutzt und sei stets gut besucht.
Auf großes Interesse stoßen auch die öffentlichen Veranstaltungen der Kaserne: Beim letzten „Girls Day“ waren 120 Mädchen zu Besuch, pro Jahr werden etwa 60 Schülerpraktikanten angenommen und beim letzten Tag der offenen Tür waren über 7000 Besucher dabei.

Und auch wir konnten hinter das sonst geschlossene Tor der Glückauf-Kaserne blicken. Sehen Sie sich unsere Fotostrecke an und freuen Sie sich auf den nächsten Teil unserer Serie ‚Kamen Backstage‘.

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