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Backstage bei Bayer Bergkamen

am . Veröffentlicht in Kamen Backstage

Standort Bergkamen (Quelle: Bayer AG)Standort Bergkamen (Quelle: Bayer AG)von Julian Eckert | Fotostrecke >>>

Kamen. Der dritte Teil unserer Serie „Kamen Backstage“ führt uns ins Bayer-Werk Bergkamen. 1.500 Mitarbeiter sorgen hier rund um die Uhr für gut ein Zehntel des weltweiten Konzernumsatzes.

Von außen ist nicht viel zu sehen vom großen Grundstück der der Bayer HealthCare AG in Bergkamen. Doch die beträchtliche Grundstücksgröße von 110 Hektar lässt zumindest erahnen, dass hier für den gesamten Globus produziert wird. „Tatsächlich ist es so, dass die in Bergkamen produzierten Wirkstoffe in jeden Kontinent der Welt exportiert werden“, erzählt Pressesprecher Martin Pape.
Pro Jahr stellen mehr als  600 in der Produktion arbeitende Mitarbeiter im 5-Schicht-Betrieb etwa 1.500 TonnenKontrastmittel für Röntgen- oder MRT-Untersuchungen und 80 Tonnen Steroidhormone her. Letztere werden als Wirkstoffe in Verhütungsmitteln, wie Yasmin, Mirena, Diane oder Qlaira – also „der Pille“ – verwendet. „Insgesamt stellen wir in Bergkamen über 60 verschiedene pharmazeutische Wirkstoffe her“, sagt Pape. Der hiesige Standort sei für diese Wirkstoffe der einzige Bayer-Produktionsstandort weltweit.

 

Mit Verhütungsmitteln konnte der Bayer-Konzern im letzten Jahr einen Umsatz von mehr als 1,5 Mrd. Euro einfahren, zum Vergleich: Mit der gesamten Aspirin-Familie wurden rund 450 Mio. Euro Umsatz erzielt.
Dies sei nicht zuletzt auf die Beschäftigten zurückzuführen. Tobias Bunge ist einer davon. Der 32-jährige Familienvater ist Chemikant im Werk Bergkamen. „In der Frühschicht beginnt um 5 Uhr das Anziehen der persönlichen Schutzausrüstung“, erzählt er. Dazu gehörten neben Hose und Jacke auch spezielle Schuhe, eine Schutzbrille, ein Helm und je nach Arbeitsschritt auch verschiedene Handschuhe. „Wir haben ein speziell auf die zu erledigenden Arbeiten abgestimmtes Handschuhkonzept, um sicherzustellen, dass wir bei jedem Handgriff optimal geschützt sind“, sagt er. In der Produktion gebe es sehr komplexe Produktionsstufen mit unterschiedlicher Dauer: „Manche Substanzen müssen zwei Stunden reagieren, andere 24 Stunden“. Doch bis die Reaktion beendet ist, ist viel zu tun.
„Die Inhaltsstoffe können flüssig, fest aber auch gasförmig sein“, sagt Chemikant Bunge. Zunächst müssen sie in ein Rührwerk gegeben werden, ggf. kommen danach weitere Stoffe dazu. Ist die Reaktion abgeschlossen, gelangt das Gemisch in die Zentrifuge. Dort wird der eigentliche Wirkstoff von den weiteren Inhaltsstoffen getrennt. Diese werden in der Regel aufbereitet und wiederverwendet oder bei mehr als 1.000 Grad verbrannt. Durch die hohe Temperatur würden alle Molekülstrukturen zerstört, so dass aus dem Schornstein nur Wasserdampf komme, erklärt Pape.
Nach der dann folgenden Trocknung werden die pulverförmigen, farblosen fertigen Wirkstoffe in Polybeutel abgefüllt, in Trommeln verpackt und zur Weiterverarbeitung transportiert.
„Dafür, dass alles rund läuft, sorgen bei uns pro Schicht 15 Kollegen“, erzählt Bunge.„Unsere Aufgabe im Produktionsprozess ist insbesondere das Kontrollieren und Überwachen.“ Das Berufsbild des Chemikanten habe sich dahingehend stark gewandelt, dass kaum noch schwere körperliche Arbeit anfalle, ergänzt Pape. Gestiegen sei dagegen die Verantwortung der Mitarbeiter. „JedereinzelneArbeitsschritt muss genauestens protokolliert werden. Und jede noch so kleine Abweichung vom vorgegebenen Produktionsprozess erfordert ein sofortiges Eingreifen – bis hin zum Abbruch der Reaktion, “, so Pape. Doch der hohen Verantwortung seien alle Bayer-Mitarbeiter gewachsen. Das würden auch die regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen bestätigen, die stets eine hohe Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber zeigen – wobei sich auch die interessanten Verdienstmöglichkeiten positiv bemerkbar machten, die direkt nach der Ausbildung bei 2.775 Euro brutto zuzüglich Schichtzulagen, Sonntags-, Feiertags- und Nachtzuschlägen, sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld liegen. Grundsätzlich seien die Einkommen bei Bayer im Durchschnitt höher als bei den meisten anderen Betrieben der Branche.
Auch das Auszubildenden-Gehalt sei mit mindestens 836 Euro im ersten bis 1.066 Euro im letzten Ausbildungsjahrdurchaus attraktiv. „In Bergkamen bieten wir zahlreiche Ausbildungsberufe an. Das reicht vom Chemielaborant,Chemikant und Anlagenmechaniker über den Elektroniker für Automatisierungstechnik,  den Fachinformatiker mit Fachrichtung Systemintegration und den Mechatroniker bis hin zum Kaufmann für Büromanagement und der Fachkraft für Lagerlogistik“, führt Pape aus.Um jedes Jahr neue, motivierte Azubis zu gewinnen, sei Bayer auf Berufsmessen in Kamen, Lünen, Bergkamen, Unna und Dortmund vertreten. Zudem würden Schulbesuche durchgeführt und auch der alljährliche „Tag der Chemie“ – so heißt der Tag der offenen Tür in der Ausbildungsabteilung - sei dieses Jahr mit über 1.000 Besuchern wieder auf großes Interesse gestoßen. „Zu uns kommen auch oft Schulklassen, um in unseren Laboren zu experimentieren“, sagt Pape. Die starke Präsenz zeige sich auch im Bewerbungsverfahren: Das Verhältnis Bewerber – Stellen betrage im Durchschnitt aller Ausbildungsberufe etwa zehn zu eins. Trotzdem würde Bayer jede Bewerbung gewissenhaft prüfen „und das Hauptaugenmerk nicht auf den Schulabschluss oder die Noten legen, sondern auf den Menschen selber“, sagt Martin Pape. „Pro Jahr stellen wir 50 Azubis ein. Leider sind in den technischen Berufen immer noch sehr wenige Frauen dabei. Doch auch solche Berufe sind für Frauen interessant“, ermutigt der Pressesprecher interessierte Bewerberinnen.
Der wohl kurioseste Beruf im Bayer-Werk Bergkamen ist der des Glasapparatebauermeister Hans-Joachim Köbke. Er stellt für das Technikum und die Labore spezielle Teile von Destillationskolonnen und anderen Anlagen her, die es auf dem Markt nicht gibt. „Auch die beiden Gesundheitskoordinatoren sind sicher eine Besonderheit für unseren Standort“, sagt Pape. Sie würden die Belegschaft zu Gesundheitsthemen beraten, Kurse und Vorträge organisieren sowie Tipps für eine gesunde Lebensführung geben.
Diese und alle anderen Mitarbeiter des Werkes tragen dazu bei, dass Bayer mit den in Bergkamen hergestellten Wirkstoffen 2013 Erlöse vonmehr als 3,5 Mrd. Euro erzielte, was knapp einem Zehntel des weltweiten Bayer-Umsatzes entsprach. Und: Wenn Sie „die Pille“ vom Weltmarktführer Bayer kaufen, ganz gleich auf welchem Kontinent der Welt, können Sie sicher sein: Der Wirkstoff kommt aus der Heimat, aus Bergkamen.
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Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung der Bayer AG.