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Die windigste Stadt der Welt…

am . Veröffentlicht in Marie´s Kiwi Blog

Die windigste Stadt der Welt… (C) Marie FuhrJa, ich weiß, in Kamen war es die letzten Monate meistens schön warm und sonnig, während ich hier am Ende der Welt im Regen gesessen habe. Eigentlich wollte ich ja jetzt um diese Jahreszeit die Kamener mit schönen Frühlingsbildern neidisch machen und einen Vorgeschmack auf den warmen und sonnigen neuseeländischen Sommer geben. Allerdings habe ich die Rechnung da ohne den Wind gemacht…
Eigentlich ist hier seit September offiziell Frühling. Wir hatten zwar auch schon ein paar echt schöne Tage in Wellington, doch seit dem letzten Wochenende ist das Wetter einfach nur eine absolute Katastrophe. Ich habe ja schon mal erwähnt dass Wellington wegen der Lage zur Meerenge als windigste Stadt der Welt gilt und auch „Windy Welly“ heißt, aber „Stormy Welly“ würde es momentan eher treffen. Meine Gasteltern hatten mich in den ersten Wochen zwar schon vorgewarnt, dass der Frühling die windigste Jahreszeit sei, aber ich habe das natürlich wieder nicht zu ernst genommen. Windstill ist es hier ja eigentlich nie, aber so wie der Wind in den letzten Tagen an unserem Haus und den Bäumen rüttelt, hätte man in Deutschland schon drei mal eine Orkanmeldung rausgegeben. Aber die Kiwis hier nehmen das ganz gelassen, es gehört eben zu dieser Stadt. Meine schlimmste Erfahrung, die ich bisher mit dem Wind machen durfte, hatte ich am Sonntag, als ich zusammen mit sieben Freunden einen Ausflug nach Eastbourne gemacht habe.
Die windigste Stadt der Welt… (C) Marie FuhrWellington liegt ganz im Osten einer Bucht an der Südküste der Nordinsel. Wenn man einmal 30 Minuten um die Bucht herum und ganz in den Westen fährt, ist man in Eastbourne. Dort gibt es einen wunderschönen Leuchtturm an der Küste, der den Schiffen früher die Einfahrt in die Bucht erleichterte. Diesen Leuchtturm hatten wir uns als Ziel für unseren Tagesausflug ausgesucht. Als wir mittags in Wellington losfuhren, spielte das Wetter noch einigermaßen mit. Wir hatten etwas Sonnenschein im Wechsel mit Wolken und den leichten Wind, der so typisch für Wellington ist. In Eastbourne angekommen fanden wir heraus, dass der einzige Weg zum Leuchtturm über einen 8km langen Küstenweg führte, auf dem keine Autos fahren durften. Das übliche „Ich hab aber keine Lust 2 Stunden hin und 2 Stunden zurück zu wandern“ machte sich unter uns breit. Plötzlich kam jemand auf die Idee: „Hey, lasst uns doch Mountainbikes ausleihen!“ Es gab tatsächlich eine kleine Hütte an unserem Parkplatz, wo man Mountainbikes für ein paar Stunden ausleihen konnte. Während viele von uns das für eine gute Idee hielten, schrillten bei mir sofort die Alarmglocken. Meine letzte Mountainbiketour war 2013 in Spanien gewesen und ich konnte die Schmerze an meinem ganzen Körper von damals praktisch wieder aufflammen spüren. Zudem nahm der Wind immer mehr zu. Aber als der Mann vom Verleih uns auch noch ein „2 für 1“ Angebot für die Fahrräder machte und sagte, dass wir bis zum Leuchtturm mit den Fahrrädern nur eine halbe Stunde brauchen würden, war ich überstimmt und musste mich, ob es mir passte oder nicht, auch auf ein Rad schwingen.
Die windigste Stadt der Welt… (C) Marie FuhrDer Hinweg machte dann aber sogar echt Spaß, der Weg direkt am Strand entlang, mit hohen Bergen auf der anderen Seite war wunderschön und die halbe Stunde ging wirklich schnell um. Der Anblick des Leuchtturms auf dem Berg war schließlich wirklich beeindruckend und ich freute mich, dass ich mitgekommen war. Allerdings graute es mir schon vor dem Rückweg, denn auf dem Hinweg hatten wir den Wind die ganze Zeit im Rücken gehabt und dieser wurde jetzt auch noch immer stärker. Wir legten die Fahrräder an den Wegrand und machten uns auf den Weg zum Leuchtturm, den wir in 15 Minuten zu Fuß über einen kleinen Pfad zurück gelegt hatten. Oben war es kaum auszuhalten. Wenn man sich nicht mit dem Rücken fest an den Leuchtturm presste, riss einen der Wind von den Füßen, so stürmisch war es. Obwohl wir uns mit aller Kraft anzuschreien versuchten, verstanden wir kaum was die anderen sagten und so entschieden wir nach einer Minute, dass wir den schönen Blick auf die Meerenge unmöglich so genießen konnten. Wir stolperten also zurück den Berg runter und stellten fest, dass es hier unten an der Küste sogar noch einen zweiten kleinen Leuchtturm gab. Aber auch hier konnten wir nicht bleiben, denn vom Land her zogen dunkle Wolken auf und der Wind wurde immer stärker, weswegen wir uns schnell auf den Rückweg machten. Und dieser Rückweg war der Horror.
Das Gefühl noch 7,5 km bis zum warmen Auto vor sich zu haben, während man um sein Leben trampelt, der Wind aber so stark ist, dass man entweder alle paar Meter vom Rad fällt oder sogar rückwärts rollt, machte mich absolut fertig. Der Wind von vorne war so stark, dass an vielen Stellen nur noch das Absteigen in Frage kam. Das mit den Fährrädern war eben eine echt blöde Idee gewesen und die Gischt die uns nun ununterbrochen ins Gesicht schlug machte es auch nicht besser. Nach einer Stunde waren wir endlich am Auto angekommen, total durchgeschwitzt und einfach nur noch mit den Nerven am Ende. Die Radtouren an der Nordsee an einem stürmischen Tag sind eine Freude gegen einen Tag im entfesselten Wind in Wellington. Aber positiv wie die Neuseeländer sind heißt es hier: Wir kämpfen mit dem Wind, nicht gegen ihn. Um dieses Motto zu teilen bin ich dann wohl bisher doch noch zu Deutsch…

Roadtrip zum Mount Taranaki

am . Veröffentlicht in Marie´s Kiwi Blog

Roadtrip zum Mount Taranaki Natürlich bin ich nicht nur zum Arbeiten nach Neuseeland gekommen, sondern auch um dieses wunderschöne Land zu sehen. Die Südinsel wird mit zwei Freunden im Sommer (also Januar) bereist und die Nordinsel erkunde ich hauptsächlich an Wochenendausflügen. Am letzten Wochenende bin ich mit einigen Freunden zum Mount Taranaki gefahren.
MFKIWI150915 2Der Taranaki ist ein ca. 2500m hoher Vulkan, der ganz im Westen der Nordinsel Neuseelands liegt und das letzte Mal vor etwa 150 Jahren ausgebrochen ist. Es gibt eine schöne Maorilegende zu dem Taranaki und den anderen zentral gelegenen Vulkanen, die ich ja bereits bei meinem Skitrip besucht habe. Die Legende besagt, dass Taranaki einst ebenfalls unter den anderen Vulkanen im Landesinneren lebte. Doch dann entflammte ein Streit zwischen ihm und dem Vulkan Tongariro um die Liebe zu der mit grünem Wald überwachsenen Pihanga. Taranaki wurde schließlich von Tongariro in den Westen verdrängt und lebt seitdem dort einsam, beobachtet jedoch noch immer die anderen 200km entfernten Vulkane.
Am Samstagmorgen machten sich also zwölf Leute in zwei Autos auf den vier Stunden Trip zum Berg. Ich war mit drei Freundinnen aus meinem Vorort in einem gemieteten Auto, während sich die anderen acht in einem Van gequetscht hatten. Nach einer langen Fahrt, vorbei an endlosem Grün und vielen Schafen, tauchte schließlich der Taranaki in Sichtweite auf. Wir waren alle unglaublich beeindruckt von diesem völlig einsamen Berg, der Mitten aus dem Nichts und dem grünen Land ragte. Die ersten Höhenmeter legten wir noch mit dem Auto zurück, bis wir auf einen Parkplatz kamen, von dem aus wir zu Fuß weiter mussten. Im Vorfeld wollten wir „unbedingt bis zur Schneegrenze laufen“. Das Ganze war allerdings gar nicht nötig, denn bereits auf dem Parkplatz auf etwa 500 Höhenmetern lag bereits ziemlich viel Schnee. Ein paar meiner Freunde und ich blickten besorgt auf unsere Schuhe herunter. Nike Free waren bei dem Schnee natürlich nicht die beste Idee, aber irgendwie hatte keiner bereits hier mit der Menge an Schnee gerechnet. Na ja, zum umkehren war es jetzt eh zu spät, denn wir wollten unbedingt wandern gehen. Lukas, der den Trip hauptsächlich organisiert hatte, suchte eine Route für uns heraus und ging dann vor. Wir liefen durch dichtes Grün, mit moosbewachsenen Bäumen und überquerten kleine Flüsse. Ständiger Begleiter war zunächst das Schmelzwasser und danach der immer höher werdende Schnee. Nach etwa einer halben Stunde hatten wir unser erstes Ziel erreicht: ein etwa 40m hoher Wasserfall, der sich die Felswand herunterstürzte. Von dort aus konnte man auch den wunderschönen Blick über das Tal bis auf den Ozean genießen. Dann ging es weiter auf eine 1 ½ Stunden Etappe bis auf ein Plateau. Der Weg dahin war der reinste Horror. Im Schnee vor uns waren keine Fußspuren mehr zu sehen und der Weg war oftmals von vielen Pflanzen überwuchert, wodurch wir glaubten, dass diesen Weg seit Wochen niemand mehr benutzt hatte. Das kalte Schmelzwasser in unseren Schuhen machte die Sache natürlich auch nicht besser. Als wir endlich oben angekommen waren, wurden wir von einem eisigen Wind empfangen, aber auch mit einem atemberaubenden Ausblick in das Landesinnere auf die anderen Vulkane belohnt. Nachdem jeder sein Foto bekommen hatte, machten wir uns auf den eiskalten, zweistündigen Rückweg zu unseren Autos, die wir nach der Ankunft wie eine Sauna aufheizten. Wir konnten es kaum erwarten endlich heiß zu duschen und so machten wir uns sofort auf den Weg in den etwa 45 Minuten entfernten Küstenort New Plymouth, wo wir unser Hostel gebucht hatten. Nachdem sich alle etwas ausgeruht hatten, gingen wir erst in ein Restaurant und danach zurück ins Hostel, wo wir bis spät in die Nacht Tabu mit ein paar Kanadiern und einem Amerikaner spielten.
Roadtrip zum Mount TaranakiAm nächsten Morgen fühlte ich mich besser als ich es nach diesem Tiefschneewandern gedacht hätte. Wir fuhren in einen Supermarkt, um uns unser Frühstück zu kaufen, was wir dann in der Sonne am Strand aßen. Danach wollten wir unbedingt zum Black Beach, einem Strand, der vom Vulkan mit schwarzem Sand bedeckt war, was unfassbar schön aussah. Die nächsten Stunden verbrachten wir bei strahlendem Sonnenschein im Botanischen Garten in New Plymouth, der uns mal wieder zeigte, wie wunderschön die neuseeländische Natur doch ist. Am frühen Nachmittag wollten wir uns dann auf den Rückweg nach Wellington machen, aber nicht ohne einen Stopp an einem berühmten See einzulegen. Am Lake Mangamahoe hat man das perfekte Panorama. Den wunderschönen See im Vordergrund, in dessen Wasser sich der riesige mit Schnee bedeckte Taranaki spiegelt. Es war definitiv der schönste Anblick den wir auf dieser Tour, die sowieso schon voll mit schönen Anblicken war, gehabt hatten.
Erschöpft, aber glücklich kamen wir dann 4 ½ Stunden später wieder in Wellington an. Dieses Wochenende in einem der schönsten Teile der Nordinsel hatte sich auf jeden Fall gelohnt.

Wellington – The coolest little capital in the world

am . Veröffentlicht in Marie´s Kiwi Blog

Wellington – The coolest little capital in the world (C) Marie FuhrEs sind jetzt ziemlich genau acht Wochen seitdem ich Deutschland verlassen habe und in Wellington wohne. In diesen zwei Monaten habe ich schon Einiges über meine neue Heimatstadt gelernt und viel gesehen, denn die Hauptstadt Neuseelands hat einiges zu bieten.
Wellington ist nach Auckland (über 1 Mio. Einwohner) mit 450.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Neuseelands. Dadurch dass die Stadt am südlichsten Ende der Nordinsel liegt, ist es hier praktisch niemals windstill, denn der Wind wird in der Meerenge Cook Strait zwischen den beiden Hauptinseln Neuseelands wie in einem Kanal beschleunigt. Obwohl die Stadt geschützt in einer Bucht liegt, hat sie den Spitznamen „Windy Wellington“ mehr als verdient. Man spricht aber auch vom San Fransisco des Südens, da Wellington der kalifonischen Stadt mit seinen vielen Hügeln topographisch sehr ähnelt.
Im Hafen von Wellington legen nicht nur Frachtschiffe an, sondern auch die Fähren, die in drei Stunden von Wellington nach Picton auf die Südinsel fahren. Das Nahverkehrsnetz ist in Wellington zwar sehr gut aufgestellt, was die Quantität von Nahverkehrszügen und Bussen betrifft, allerdings muss man bei letzteren fast immer mit 10 bis 15 Minuten Verspätung rechnen, was mich als eine „pünktliche Deutsche“ ziemlich nervt. Die Busse könnten sich wirklich mal was von unserer VKU abgucken.
Wellington ist zwar sehr multikulturell geprägt was einige Stadtteile und die Gastronomieszene betrifft, allerdings rechen sich 80 % der Bevölkerung den europäischen Kulturen zu. Trotzdem ist Wellington ein absolutes Kulturzentrum mit vielen Museen, wie dem Nationalmuseum Te Papa oder Kulturfesten an fast jedem Wochenende.
Seit 2001 steht in Wellington das Westpac Stadium, was bei Rugbyspielen der All Black, dem Nationalteam Neuseelands, mit 36.000 Zuschauern immer ausverkauft ist. Die Kiwis nennen es auch cake tin, weil es von außen sehr an die Form einer Keksdose erinnert.
Ansonsten ist Wellington nicht nur Regierungssitz mit dem Parlament (was wegen seines Aussehens auch „Bienenstock“ genannt wird), sondern auch Finanzzentrum. In der City sieht man meist gestresste Anzugträger und Frauen in High Heels, die sich in ihrer Pause schnell einen Kaffee To Go holen.
Das Nachtleben ist fantastisch. Nichts gegen die Kamener Kneipenszene, aber am Courtenay Place lässt sich wirklich die perfekte Nacht verbringen. Es reiht sich eine Bar an die andere und überall kann man super tanzen oder es gibt Live-Musik. Kein Wunder dass meine Freunde und ich fast jeden Freitag- und Samstagabend unterwegs sind.
Wellington genießt man am besten von den vielen Aussichtspunkten auf den Bergen rund um die Stadt oder an den Stränden, von wo man bei gutem Wetter bis zur 90km entfernten Südinsel blicken kann.
Kurzum: Wellington ist wirklich die coolste kleine Hauptstadt der Welt und ich habe mich absolut in diese Stadt verliebt, auch wenn ich ja eigentlich kein Großstadtkind bin und Kamen manchmal vermisse.

Was sonst gerade so hier los ist?
Vor ein paar Tagen wurden vier Vorschläge für Neuseelands neue Flagge vorgestellt. Ja, die haben hier wirklich vor ihre Flagge zu ändern, weil sie der australischen zu sehr ähnelt. Auch wenn das teilweise auf Kritik in der Bevölkerung stößt, finde ich die Idee gar nicht so schlecht, da die beiden Flaggen bis auf einen Stern wirklich fast identisch aussehen. Außerdem identifizieren sich die Menschen hier kaum mit ihrer Flagge. Bei Nationalspielen der All Blacks tragen beispielsweise alle Zuschauer schwarze Trikots und man sieht die Flagge praktisch überhaupt nicht im Stadion und auch während des Ersten Weltkriegs kämpften die Soldaten für eine Flagge mit dem neuseeländischen Farn darauf und nicht für die Nationalflagge. Außerdem finden viele dass es an der Zeit ist, den Union Jack von der Flagge zu verbannen. Auch wenn das alles einen großen Berg Steuergelder kosten wird, gibt es also durchaus Gründe die Flaggenänderung durchzuziehen. Im November gibt es eine Vorentscheidung welche der vier Flaggen gegen die aktuelle Flagge ins Rennen geht und im März wird dann endgültig in einer Volksabstimmung über die Flagge Neuseelands entschieden. Vielleicht wird ja während ich hier bin Geschichte geschrieben. Hier hat die Regierung die Alternativen vorgestellt: https://www.govt.nz/browse/engaging-with-government/the-nz-flag-your-chance-to-decide/the-four-alternatives
Vor zwei Tagen gab es außerdem in unserer Nachbarstadt einen Terroranschlag. Ein Mann holte in einem Fast Food Restaurant auf einmal ein Gewehr heraus und schoss in die Luft. Als er schließlich einen Polizeihund erschoss, wurde er von der Polizei mit Schüssen getötet. Seitdem herrscht hier ziemliche Unsicherheit, da Neuseeland eigentlich eine der niedrigsten Kriminalitätsraten weltweit hat.
Am Wochenende geht es mit elf Freunden zum Mount Taranaki, einem einsamen Vulkan an der Westküste der Nordinsel, etwa vier Autostunden von Wellington entfernt. Das wird sicher ein tolles Wochenende, ein Bericht folgt.

Auf den Spuren von Frodo und Sam

am . Veröffentlicht in Marie´s Kiwi Blog

Auf den Spuren von Frodo und Sam (C) Marie FuhrAuf den Spuren von Frodo und Sam (C) Marie FuhrNeuseeland ist ja bekanntlich nicht nur das Land der Schafe, sondern auch der Drehort für Mittelerde. Für mich als Herr der Ringe und Hobbit Fan war daher klar, dass ich unbedingt die Originaldrehorte sehen wollte. Also buchte ich mit meiner Au Pair Freundin Josi eine "Wellington Movie Tour". Eine kleine Warnung vorweg: Wer weder "Der Herr der Ringe", noch den "Hobbit" gesehen hat, wird sich wahrscheinlich bei 80% dieses Posts fragen, wovon hier eigentlich die Rede ist, wenn ich über Bruchtal oder Aragorn rede.
Die Tour startete am Samstag um 10 Uhr. Nachdem Josi und ich kurz im Mc Donalds am Hauptbahnhof eine Kleinigkeit gefrühstückt hatten, holte uns ein Van ab. Unser Tour Guide hieß Ted und außer ihm war noch eine Frau aus Australien und eine Mann aus Kanada mit an Board. Den ersten Teil der Tour, die den ganzen Tag dauern sollte, verbrachten wir im Hutt Valley, was etwa eine halbe Stunde von Wellington entfernt ist. Unser erster Stopp war ein Steinbruch. Er war nicht besonders groß und mit Gras überwuchert. Kurzum: es sah nicht sonderlich spektakulär aus. Hier allerdings, so verriet uns Ted, wurden sowohl die Szenen für Helms Klamm, als auch Minas Tirith gedreht. Er zeigte uns einige Bilder, auf denen man die Burgen sehen konnte, die die Filmcrew in die Felswand gebaut hatte. Heute allerdings war von dem einzigen Set nichts mehr übrig.
Unser nächster Halt war da schon interessanter. Wir kamen an einem Fluss an, wo die Szene gedreht wurde, in der Aragorn von seinem Pferd am Flussufer gefunden wird. Es handelte sich um einen wunderschönen kleinen Strand am Fluss und anhand der Bilder, die uns wieder gezeigt wurden, konnte man sehen, dass die Felsformationen aus Film und Wirklichkeit tatsächlich übereinstimmten. Nachdem wir in einem Park waren, in dem die Außenszenen von Isengard gedreht wurden, fuhren wir zum Highlight der Tour. Der Filmort von Bruchtal liegt mitten in einem Wald, der von einem Fluss durchzogen ist. Ted beschrieb uns genau die Stellen, wo die Schauspieler vor 17 Jahren gestanden hatten und zeigte uns wieder einige Bäume oder Felsen, die auch im Film zu sehen sind und heute noch dort stehen. Schließlich zog er Pfeil und Bogen aus seinem Rucksack. „So, wer will jetzt Legolas nachspielen?“ Natürlich musste ich es mal wieder sein, die sofort rief: „Ja klar, ich!“ Genau dort auf den Baumwurzeln zu stehen, wo Orlando Bloom als Legolas für ein Filmplakat, das Ted mir vor die Nase hielt, gestanden hatte, noch dazu mit Pfeil und Bogen fand ich als Freak natürlich super. Als Ted dann allerdings sagte, ich solle meine Mütze abnehmen, die Jacke ausziehen und dann auch noch Elbenohren und einen grünen Umhang aus seiner Tasche zog, verflog meine Euphorie. „Nein, das zieh ich nicht an!“, sagte ich. Ich machte mich ja so schon zum Affen, aber auch noch mit Spitzohren? Josi konnte sich vor Lachen kaum noch halten, als Ted mir ohne weiter zu diskutieren das Kostüm überzog. Schließlich stand ich mit Pfeil und Bogen, einem Umhang und spitzen Elbenohren auf den Wurzeln und versuchte möglichst Legolas-Like in Josis Kamera zu gucken. Das Lachen von Josi, Ted und dem Kanadier machte die Sache ebenso unangenehm wie die Tatsache, dass die Australierin meine gesamte Verwandlung, sowie mein Elben-Gepose für Snapchat mitgefilmt hatte, um die verrückte Deutsche mit ihren Followern zu teilen. „Australia loves you!“, schrie sie. Für alle die dieses Bild jetzt unbedingt sehen wollen: Sorry, aber es reicht ja wenn ganz Australien schon über „German Legolas“ lacht.
Nach dieser Performance wollte natürlich niemand mehr aus unserer Gruppe Legolas spielen und so machten wir uns auf eine kleine Wanderung durch den Wald. Wir kamen an einem Tor vorbei, was von den Dreharbeiten noch zurückgeblieben war und waren von der Natur beeindruckt, als wir durch den Wald liefen und auf einer Hängebrücke den Fluss überquerten.
Ted hatte uns ein paar Sandwiches und Cookies von Subway zum Mittag geholt, die wir bei einem kleinen Picknick im Wald aßen.
Dann ging es zurück nach Wellington. Auf dem Weg dorthin schauten wir auf einem kleinen Fernseher ein paar Filmausschnitte von Drehorten, die wir bereits besichtigt hatten. Wir sammelten für den zweiten Teil der Tour noch ein paar Engländer und Italiener ein und dann ging es zum Mount Victoria, der Drehort für Frodos und Sams Weg nach Bree war. Auch hier spielten wir wieder einige Szenen nach und genossen die Aussicht auf Wellington.
Als Abschluss ging es in die Weta Caves, einem kleinen Museum. Dieses gehört zu Weta Workshops, der Produktionsfirma für die Specialeffekte von Herr der Ringe und dem Hobbit. Außerdem bekamen wir einen Einblick in der Herstellung der Rüstungen, Schwerter oder den  Gesichtszügen der Orks. Wir waren alle beeindruckt wie viel Arbeit in den ganzen Prozessen steckte.
Schließlich setzte uns Ted wieder in Wellington ab und zurück in meinem Bett gab es für mich nur eine Möglichkeit diesen Tag nach einer achtstündigen Mittelerde-Tour richtig abzuschließen: Herr der Ringe gucken natürlich!

Warum es ein Au Pair nicht immer einfach hat

am . Veröffentlicht in Marie´s Kiwi Blog

Foto: Marie FuhrNach den ersten 4 Wochen in meiner Familie hat sich langsam eine kleine Routine in meinen Alltag etabliert. Morgens nach dem Aufstehen alles für Charlies Schultag vorbereiten, Charlie und meine Mum in die Stadt fahren, Hausarbeiten erledigen, dann den Nachmittag mit Charlie verbringen und schließlich Abendessen kochen. Doch leider läuft nicht immer alles nach Plan…
Das kann schon morgens anfangen, wenn man vergessen hat in den letzten Tagen mal einen Blick auf die Tankanzeige zu werfen und plötzlich feststellt, dass bereits die Reservelampe leuchtet. Erster Gedanke: Seit wann leuchtet sie?!? Natürlich war ich au dem Weg in die Stadt an diesem Morgen ziemlich nervös. An jeder roten Ampel vor der man hält dieser Gedanke: Bitte fahr an Auto, bitte fahr an. Das Gefühl endlich an der Tankstelle angekommen zu sein war auf jeden Fall sehr erlösend. Gut, wenn man dann auch auf der richtigen Seite mit dem Tankdeckel halten würde und nicht eine Frau an der Zapfsäule gegenüber fragen müsste wie man hier den Tankdeckel aufbekommt…
Eine andere Sache ist das typische Phänomen von Kindern, die einige Sachen für die Schule vergessen. An einem Morgen ist es vielleicht der Hockeyschläger und die passende Hose, die noch zu Hause liegen, an einem anderen Tag kann es auch mal der Mundschutz für Hockey sein, der in einem anderen Auto vergessen wurde, das sich gerade zwei Stunden entfernt befindet. Also heißt es zuerst Charlie pünktlich bei der Schule absetzten, den 15minütigen Weg zurück nach Hause fahren und die Sachen holen, oder zur nächsten Pharmacy fahren, wo man hier überall einen Mundschutz kaufen kann, allerdings eine halbe Stunde davor warten muss bis sie dann mal um 9 Uhr öffnet.
Das nächste Problem des Alltags ist das Parken. Parken in Wellington ist generell eine absolute Katastrophe. Kaum Platz und dazu noch furchtbar teuer. Aber einen Parkplatz vor Charlies Schule zu finden, um sie wieder abzuholen, ist ein wahrer Albtraum. Kurze Schilderung der Situation: Die Schule ist um 15 Uhr aus. Vor dem Schulgebäude befinden sich ca. 30 Parkplätze parallel zur Hauptstraße und 20 weitere in einer kleinen Seitenstraße. Das ist schon mal nicht viel wenn man bedenkt, dass eigentlich keine der Schülerinnen ihren Heimweg zu Fuß antritt, sondern alle von Mama, Papa, der Oma oder eben dem Au Pair abgeholt werden. Hinzu kommt nun aber noch, dass ca. 15 der 30 Parkplätze an der Hauptstraße nur von Anwohnern genutzt werden dürfen und die meisten der restlichen Parkplätze an Haupt- und Seitenstraße sind nur 5 Minuten Parkplätze sind. Es bleiben also insgesamt ca. 10 Parkplätze übrig, auf denen man dann maximal 2 Stunden stehen bleiben darf. Für mich bedeutet das daher jeden Tag etwa 45 Minuten vor Schulschluss mit dem Auto an der Schule vorzufahren und einen Parkplatz zu suchen, was selbst dann manchmal 15 Minuten dauern kann. Es herrscht dort wirkliche ein regelrechter Krieg um die Parkplätze. Wenn man zu den Verlieren gehört und mit Mühe und Not nur einen 5 Minuten Parkplatz abbekommen hat, sind die Menschen vom Ordnungsdienst in den neongelben Jacken deine größten Feinde. Sie tauchen immer aus dem Nichts auf und sind knallhart was die Parkzeit angeht. Bisher habe ich zum Glück noch keinen Strafzettel bekommen, aber mal gucken wie lange das anhält. Das Auto eines anderen Au Pairs wurde nebenbei bemerkt letzten Monat vor der Schule abgeschleppt… Falls jetzt die Frage aufkommt, warum man nicht einfach kurz nach Schulschluss an der Schule vorfährt, die Kinder einsammelt und nach Hause fährt: Man fährt nicht nach Hause, denn alle Kinder wollen nach der Schule unbedingt noch auf dem Spielplatz im Park neben der Schule zusammen spielen. Also beginnt jeden Tag der Kampf erneut…
Das Parkproblem hatte ich diese Woche allerdings nicht, denn Charlie darf erstmal nicht in die Schule gehen. Windpocken! Ich hatte sie glücklicherweise schon mit 5, aber für Charlie war diese Woche ganz schön hart und auch für mich, denn ein neunjähriges Mädchen den ganzen Tag zu Hause zu beschäftigen kann ganz schön anstrengend sein… Noch dazu wenn man immer vor den Narben warnen muss, die entstehen wenn man sich kratzt.
Wie man sieht ist der Alltag hier alles andere als eintönig und langweilig und wer glaubt dass man als Au Pair ja nur auf der Couch chillt, liegt etwas falsch. Also meistens.