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Mandatsniederlegung von Doris Baumeister sorgt für grünes Stühlerücken in Rat, Ausschüssen und Zweckverbänden

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kommunalpolitik

ratssaal2020KWvon Alex Grün

Kamen. Diese Frau hinterlässt eine ordentliche Lücke: durch die Mandatsniederlegung und damit auch die sämtlicher Rats-, Ausschuss- und Gesellschafter-versammlungsmitgliedschaften von Bündnisgrünen-Ratsfrau Doris Baumeister ergeben sich Umbesetzungen im Rat und in acht Ratsausschüssen, im Integrations- und im Gleichsstellungsbeirat sowie in den Verbandsversammlungen der Zweckverbände der Sparkasse Unna-Kamen sowie der VHS.

Sogar Fraktionskollegen waren überrascht vom plötzlichen Rücktritt Baumeisters von allen ratsgebundenen Ämtern, die Baumeister am 17. März zusammen mit ihrem Mandat niederlegte. Der Rat stimmte am Donnerstag den dadurch notwenigen Umbesetzungen und dem entsprechenden grünen Stühlerücken einstimmig zu. Baumeisters Nachfolgerin als stellvertretendes Mitglied im Wirtschaftsausschuss ist Anke Schneider. Manuela Laßen wird die stellvertretende Mitgliedschaft Baumeisters im Haupt- und Finanzausschuss sowie im Jugendhilfeausschuss übernehmen. Anke Dörlemann wird Baumeisters stellvertretende Mitgliedschaft im Partnerschaftsausschuss übernehmen, woraufhin Anke Schneider wiederum ihr Amt als ordentliches Mitglied dieses Ausschusses mit Svenja Wenzel tauscht und deren Stellvertreterin wird. Ebenfalls von Anke Dörlemann übernommen wird die stellvertretende Mitgliedschaft im Rechnungsprüfungsausschuss. Anke Schneider springt für die Aussteigerin als ordentliches Mitglied im Kulturausschuss ein und übergibt ihre bisherige Stellvertreterschaft in diesem Amt an Tanja Wronski ab. Auch im Sozialausschuss hinterlässt Doris Baumeister als stellvertretendes Mitglied eine Lücke, die künftig von Marian Madeja ausgefüllt werden soll. Im Gleichstellungsbeirat wird dies als ordentliches Mitglied demnächst Manuela Laßen, die ihr betreffendes Stellvertreteramt an Anke Dörlemann weitergibt. Sandra Heinrichsen wird als stellvertretendes Mitglied im Integrationsrat für Baumeister einspringen. Michael Brauckmann wird die Demissionarin als ordentliches Mitglied im VHS-Zweckverband ersetzen und wird seinerseits als stellvertretendes Mitglied von Anke Dörlemann ersetzt. Auch im Mobilitäts- und Straßenverkehrsausschuss gibt es Umbesetzungen seitens der Grünen-Fraktion. Anke Schneider löst Marian Madeja als ordentliches Mitglied ab und Sylke Heiber übernimmt den Posten als sachkundige Bürgerin von Anke Schneider, während Marian Madeja die stellvertretende Mitgliedschaft von Sylke Heiber übernimmt.

Auch die CDU ließ über zwei Umbesetzungen abstimmen: Neu als stellvertretendes Mitglied im Schul- und Sportausschuss folgt Katharina Rost auf Martin Niessner. Dieser wiederum ersetzt Kai Demmich als stellvertretendes Mitglied im Wirtschaftsausschuss.

Archiv: Anke Schneider: "Grünen-Urgestein" kehrt zurück in den Rat der Stadt Kamen

"Treffbar" im Ernstings-Leerstand in der Weststraße wird am 1. Mai eröffnet

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kommunalpolitik

leerstandErnsting1121KWDer Ernsting's-Leerstand in der Weststraße soll am Sonntag, 1. Mai, als städtische "Treffbar" eröffnet werden. Foto: Archiv

von Alex Grün

Kamen. Der geplante Bürgertreff im Leerstand in der Weststraße wirft seine Schatten voraus: am 1. Mai soll dort Einweihung gefeiert werden. Das teilte die Stadt Kamen am Donnerstag im Stadtrat mit. Getauft wurde die Einrichtung auf den Namen "Treffbar" - in Anlehnung an die "Machbar" auf dem Willy-Brandt-Platz.

Alles neu macht der Mai - vielleicht gilt der Spruch auch in Bezug auf die Belebung der Kamener Fußgängerzone. Die Stadt Kamen hat Ende letzten Jahres im Zuge ihrer Bemühungen um die Wiederbelebung von Dauerleerständen in der City das ehemalige Ladenlokal in der Weststraße 79 im Rahmen einer Landesförderung angemietet. Eigentlich sollte das Ladenlokal, das ebenso als informationeller Treffpunkt für Senioren wie als Angebot zur Kurzzeit-Kleinkinderbetreuung für shoppende Familien eingerichtet wird, schon längst eröffnet haben, aber Corona machte der Stadt einen Strich durch die Rechnung. In wenigen Wochen wird der neue Baustein im "Sofortprogramm Innenstadt" endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Teenagergruppen können sich hier genauso treffen, wie Senioren, auch Stillmöglichkeiten sollen geschaffen werden. Vereine und Gruppen können künftig online die Räumlichkeit für Feiern oder sonstige Versammlungen anmieten, auch Sprechzeiten mit Streetworkern sind hier angedacht. Die Stadt macht darauf aufmerksam, dass es in der "Treffbar" kein nennenswertes gastronomisches Angebot geben werde, das den umliegenden Cafés oder Bäckereien Konkurrenz mache. Eine solche befürchtete das Team des Zentrums "Familienbande" in der Bahnhofstraße, nachdem die Stadt ihre Pläne in der Weststraße öffentlich machte.

Noch vor der kommenden Sommerpause will die Stadt in die Planung für die künftige Gestaltung der Mühlbachtrasse in Heeren einsteigen. Ein Gutachten des Kreises Unna liege jetzt vor, welches besage, dass eine Öffnung des Weges aus naturschutz- und wasserrechtlicher Sicht unter bestimmten Umständen möglich sei. Vorher müssten Stadt, Lippeverband und Kreis einen gemeinsamen Konsens für das Areal herstellen, erklärt Erster Beigeordneter Dr. Uwe Liedtke. Im Klartext: ein gemeinsames Konzept muss erstellt werden. Dafür werde die Verwaltung zeitnah mit dem Landschaftsverband in Kontakt treten, so Liedtke. Auch die Naturschutzverbände würden in die Planungen miteinbezogen, versicherte Liedtke auf Anfrage der Grünen-Fraktion.

Die Versorgungslage auf den Intensivstationen im Kreis Unna sei trotz Corona stabil, teilte Bürgermeisterin Elke Kappen dem Rat mit. In den Kitas und Schulen sei die Lage hingegen zunehmend angespannt. Am Donnerstagabend habe es an den Kamener Kitas 21 aktuelle Fälle gegeben, betroffen waren darunter 13 Erzieher. An den Schulen gebe es aktuell 137 Fälle, die 32 Kontaktpersonen mit in Quarantäne ziehen. 14 der betroffenen Personen seien Lehrkräfte. Der Umfang der Unterrichtsausfälle, so Kappen, sei derzeit dramatisch.

Noch in diesem Monat freigeschaltet werden soll das neue Online-Serviceportal der Stadt Kamen, wie die Verwaltung im Rat mitteilte. Auch künftig solle das digitale Angebot an Verwaltungsdienstleistungen weiter entwickelt werden. Man gehe seitens der Stadt davon aus, dass es eingangs an der ein oder anderen Stelle haken wird, gesteht Kämmerer Ralf Tost ein. Diese Schwachstellen bittet Bürgermeisterin Kappen umgehend zu melden, damit der Online-Service laufend weiteroptimiert werden könne.

Auf die Anfrage von CDU-Ratsherr Heinrich Kissing nach der Möglichkeit der Installation von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der neuen Logistikgebäude an der B233 gab es von Erstem Beigeordneten Liedtke eine Antwort, die wenig Hoffnung macht: bereits vor dem Bau der gigantischen Hallen habe man den Investor P3 auf die Möglichkeit von Dachbegrünungen angesprochen. "Zu teuer", habe es geheißen, weil die Statik der Gebäude anders - sprich: stabiler - hätte ausgerichtet werden müssen. Die Mehrkosten dafür hätten auf die Mieter, darunter den Logistikriesen Arvato, umgelegt werden müssen. Das gleiche Problem werde es bei PV-Anlagen voraussichtlich auch geben, so Liedtke. Hinzu komme, dass weder P3 noch die anliegenden Betriebe PV-Strom brauchen. Dennoch wolle man seitens der Stadt erneute Versuche starten, den Eigentümer vielleicht doch noch von klimafreundlichen Möglichkeiten zu überzeugen. Die Energiekrise im Zuge des Ukraine-Krieges übe demnächst vielleicht doch genug Druck aus, um ein Umdenken zu bewirken, äußerte Bürgermeisterin Kappen vage Hoffnungen.

Satzungsentwurf für Umgang mit Straßennamen im Rat beschlossen

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kommunalpolitik

von Alex Grün

fritzhaberstr19KWKamen. Bis auf eine Gegenstimme stimmte der Rat der Stadt Kamen dem Entwurf für eine Satzung zur Benennung von Straßen, Wegen und Plätzen im Kamener Stadtgebiet zu. Stein des Anstoßes: der Name Heinrich Lersch.

Im Heerener Dichterviertel wird der Kamener Arbeiterdichter, der 1889 geboren wurde und zu dessen Beerdigung im Jahr 1936 NS-Propagandaminister Joseph Goebbels einen Lorbeerkranz geschickt haben soll, mit der Benennung eines Straßenzuges gewürdigt. Grund genug für die Kamener Fraktion der Partei Die Linke, im November letzten Jahres einen Antrag an den Kulturausschuss zu stellen. Das Schild der Lerschstraße solle mit einem Hinweisschuld versehen werden, welches auf die Nazi-Vergangenheit des heimischen Literaten aufmerksam macht. Denn Lersch sei ab 1933 fanatischer Anhänger der Nazis gewesen, habe sich in die Preußische Akademie der Künste einberufen lassen und das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterzeichnet, so die Linke. Die Anregung für das Hinweisschild sei, so Fraktionsvorsitzender Klaus Dieter Grosch, bereits bei der Beratung des Bürgerhaushaltes geäußert worden. Vor dem Hintergrund des öffentlichen Interesses bat der Rat der Stadt Kamen die Verwaltung um den Entwurf einer entsprechenden Satzung, um "für das Benennungsverfahren sachliche, nachvollziehbare und kritische Maßstäbe zu definieren" - so heißt es in der Beschlussvorlage. Dabei heraus gekommen ist ein acht Paragraphen starkes Textwerk, in dem § 3, Absatz 5, und § 4, Absatz 2, wohl die entscheidenden seien, bemerkte Bürgermeisterin Elke Kappen im Rat. Dort heißt es: "Die Benennung nach einer Persönlichkeit setzt voraus, dass deren geschichtliche Würdigung, Persönlichkeit und Verhalten durch demokratische Gesinnung und Haltung geprägt war und diese Persönlichkeit nicht durch Missachtung von Menschen- und Grundrechten in Erscheinung getreten ist". Außerdem sollen Straßen notfalls umbenannt werden, "wenn nach neuen - unter Beteiligung des Stadtarchivs - historischen Bewertungen Straßen den Namen nach erheblich geschichtlich belasteten Akteuren bzw. Ereignissen tragen". Er sei froh, dass eine gemeinsame Lösung gefunden worden sei, erklärte Grosch und kündigte die Zustimmung seiner Fraktion an. Das gleiche tat SPD-Fraktionsvorsitzender Daniel Heidler, der gleichzeitig darauf hinwies, dass "Leitplanken uns nicht vor Fehlern bewahren". Achtsamkeit und Sorgsamkeit im Umgang mit der örtlichen Geschichte müssten in den Händen des Rates liegen. Man müsse dabei Augenmaß bewahren, denn eine übertriebene Kritik an Namen von Einrichtungen der Öffentlichkeit sei auch nicht unbedingt zielführend, so Heidler. Bis auf eine Gegenstimme seitens der AfD wurde der Entwurf für die neue Satzung beschlossen.

Archiv: Fritz-Haber-Straße soll ihren Namen behalten

Einzelhandelskonzept jetzt amtlich: einstimmiger Beschluss im Rat

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KamenLuftkwDas Einzelhandelskonzept der Stadt Kamen, das besonders wichtig für die Entwicklung der Innenstadt ist, wurde im Rat einstimmig beschlossen. Foto: Archivvon Alex Grün

Kamen. Einstimmig segnete der Rat der Stadt Kamen am Donnerstag das vor dreieinhalb Jahren in Auftrag gegebene städtische Einzelhandelskonzept ab. Bei der weiteren Bauleitplanung der Stadt Kamen soll es künftig im Sinne des Baugesetzbuchs als Leitfaden dienen.

Jetzt ist es amtlich: die Stadt hat ein eigenes Einzelhandelskonzept, das jetzt, nach einer Novelle des NRW-Einzelhandelserlasses im letzten Jahr, in der aktualisierten Fassung vorliegt. 2018 ging es los: Im September wurde das Planungsbüro Junker & Kruse mit der Ausarbeitung der schließlich 210 Seiten umfassenden Analyse beauftragt. Im September 2019 wurden in einer Sitzung des Lenkungskreises die ersten Ergebnisse aus der Angebots- und Nachfrageanalyse vorgestellt und Zielvorstellungen formuliert. Eine Woche später wurde der erste Entwurf in einer gemeinsamen Sitzung des Wirtschafts- und des Straßenverkehrsausschusses vorgestellt. Es folgten Stellungnahmen seitens des am mehreren Standorten vertretenen Discounters LIDL, des Regionalverbands Ruhr, des Handelsverbands NRW und der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund, die im Konzept Berücksichtigung fanden. Nachdem zum 31. Dezember 2021 ein neuer Einzelhandelserlass des Landes NRW in Kraft trat, musste auch die bis dahin fertige Fassung novelliert werden. Denn in den Erlass ist eine neue Rechtsprechung eingeflochten, die Kommunen und Genehmigungsbehörden im Zuge der Ansiedlung großflächigen Handels zugunsten der Attraktivität der Innenstädte mehr Spielraum einräumen. Nachdem Ende März in der erneut zusammengelegten Sitzung von Planungs- und Wirtschaftsausschuss einstimmig grünes Licht für das Konzept gegeben wurde, tat dies jetzt auch der Rat. Das Einzelhandelskonzept sei ein wichtiger Rahmen, der der Stadt Möglichkeiten aufzeige, die Absicherung der Nahversorgung und den Schutz des Innenstadthandels sowie die Attraktivierung der City gleichermaßen zu berücksichtigen, würdigte SPD-Fraktionsvorsitzender Daniel Heidler das Konzept vor der Abstimmung. Die Vision einer Innenstadt mit hoher Aufenthaltsqualität werde jedoch "immer eine fortwährende Aufgabe sein, das Konzept wird uns nicht vom Nachdenken befreien", appellierte Heidler. CDU-Fraktionsvorsitzender Ralf Eisenhardt sieht im Einzelhandelskonzept eine Chance, den City-Handel durch die Regulierung des Angebots auf der grünen Wiese zu regulieren und als "einen wichtigen Baustein, der in ein Gesamtkonzept muss", so Eisenhardt. Wert werde von seiner Fraktion darauf gelegt, "dass die Formate so angelegt werden, dass die Politik bei der Planung mit am Tisch sitzt", so der Chef der CDU-Ratsfraktion.

Archiv: Ratsvorlage für Einzelhandelskonzept von Planungs- und Wirtschaftsausschuss einstimmig gefasst

Städtisches Einzelhandelskonzept geht im März in die Abstimmungsphase

Städtisches Einzelhandelskonzept in gemeinsamer Sitzung von Wirtschafts- und Planungsauschuss vorgestellt

Kamener Feuerwehr will Psychosoziales Hilfsteam bilden

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kommunalpolitik

feuerwehrdrehleiterKWIm Hauptausschuss wurde jetzt der Brandschutz- und Rettungsbericht 2021 vorgestellt. Foto: ArchivKamen. (AG) Insgesamt 697 Einsätze verzeichneten die neuen Stadtbrandinspektoren Tim Seiffert und Volker Rost für die Freiwillige Feuerwehr Kamen im letzten Jahr. Im Haupt- und Finanzausschuss des Rates der Stadt Kamen wurde jetzt der Brandschutz- und Rettungsbericht 2021 vorgestellt.

Zu Bränden und Explosionen gerufen wurden die Kamener Blauröcke im letzten Jahr 121 Mal, technische Hilfeleistungen wurden in 576 Fällen geleistet. Die Zahl der Fehlalarme lag 2021 bei 83, dabei gab es 35 Falschalarme in Brandmeldeanlagen und 24 blinde Alarme in gutem Glauben, aber auch vier böswillig ausgelöste Alarme, die die Kameraden unnötig auf Trab hielten. 20 blinde Alarme wurden darüber hinaus unnötig von Rauchmeldern ausgelöst. Perspektivisch will man bei der Kamener Feuerwehr in Kooperation mit den Bergkamener Kameraden ein Team zur psychosozialen Unterstützung (PSU) bilden - die aktuellen Ereignisse in der Ukraine bestätigen die Wehrleitungen in ihrem Vorhaben. Angeschafft werden sollen darüber hinaus eine neue Drehleiter und ein neues Hilfeleistungslöschfahrzeug. Auf der Liste der Vorhaben in nächster Zeit stehen außerdem die Einführung einer zweiten Alarmierungsart sowie die Erstellung einer neuen Alarm- und Ausrückordnung und einer Optimierung der technischen Ausstattung sowie der Ausbau der Mitgliederbindung. Nach wie vor kann sich die Freiwillige Feuerwehr Kamen über stabile Mitgliederzahlen freuen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der aktiven Mitglieder 2021 um acht Männer und zwei Frauen auf insgesamt 254 Personen gestiegen. Mit 14.984 Einsätzen hatte der Rettungsdienst der Stadt Kamen im letzten Jahr sieben mehr als im Vorjahr zu fahren. Davon waren 11.379 Einsätze rettungsdienstlicher und 3249 notärztlicher Art, dazu kamen 356 Krankentransporte und 3495 Fehlalarmierungen.

Kappen: Stadt für Ukraine-Flüchtlingsstrom gewappnet

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kommunalpolitik

Elke Kappen521SKBürgermeisterin Elke Kappenvon Alex Grün

Kamen. Am 14. März kamen 66 geflüchtete Menschen aus der Ukraine in Kamen an, mittlerweile sind es bereits 277 - mit steigender Tendenz. Solange der russische Angriffskrieg andauert, muss weiter mit einem Anstieg der Flüchtlingszahlen gerechnet werden. Die Stadt Kamen geht von 500 bis 1000 Menschen aus, die in der Sesekestadt ankommen werden und ist, wie Bürgermeisterin Elke Kappen in der Ratssitzung am Donnerstag versicherte, auch dafür gerüstet, weil sie perspektivisch plant.

Dies schafft möglicherweise höhere Kosten für die Unterbringung, als nötig wären, je nachdem wie lange die Menschen noch aus ihrer Heimat vertrieben werden. Der Grund: Es werden Aufnahmekapazitäten geschaffen, die im Moment noch nicht benötigt werden, aber vielleicht in der Zukunft. Verteilt würden die Menschen nach dem Königsteiner Schlüssel, es würde bei der Erstaufnahme aber auch geprüft, ob die Kriegsflüchtlinge Verwandte oder Freunde in der jeweiligen Gegend haben, bei denen sie unterkommen können, was für die Betroffenen natürlich der Optimalfall ist. 205 Geflüchtete werden in Kamen privat beherbergt, 35 von ihnen haben eine Bleibe im ehemaligen Gasthof Kaiserau in der Methleraner Robert-Koch-Straße gefunden, 26 in den beiden Flüchtlingsunterkünften am Mausegatt und elf in der am Schwimmbad. Der Schwerpunkt bei der Unterbringung durch die Stadt liege, ähnlich wie bei der Flüchtlingskrise 2015/16, bei der Anmietung von Wohnungen, so Bürgermeisterin Kappen. 40 Wohneinheiten habe die Stadt bislang angemietet, um den Menschen den Aufenthalt in Sammellagern zu ersparen. Die angepeilte Kapazität für schlimmstenfalls rund 1000 Menschen könnte insgesamt bedeuten, dass - zumindest zeitweise - Miete für ungenutzten Wohnraum bezahlt werden muss. In der ehemaligen Gaststätte Kaiserau etwa, die zunächst für ein Jahr gemietet ist und in die mit Hilfe zahlreicher freiwilliger Helfer bewohnbar gemacht wurde, ist für 50 Leute Platz. Untergebracht sind dort aktuell 35 - was sich mit Blick auf fast 4,5 Millionen Menschen, die gerade insgesamt aus der Ukraine flüchten, natürlich schlagartig ändern kann.

Billig sei das nicht, so Kappen. Doch der Kostenaspekt wird jetzt im Sinne der Menschlichkeit erst einmal ausgeblendet, eine Einstellung, die vom Rat fraktionsübergreifenden Applaus erhielt. Jetzt hofft die Verwaltung, dass Bund und Länder das Konnexitätsprinzip einhalten und die Kommunen, die, so Kappen, für die Unterbringung von 90 Prozent der Geflüchteten sorgten, mit den Kosten nicht alleine lassen werden. Schätzungen in anderen Städten gingen von hochgerechnet täglich 25 Euro pro geflüchteter Person aus. Bisher hätten weder Bund noch Land auf die Frage der Stadt nach der Finanzierung der Leerstände geantwortet, wie die Bürgermeisterin bedauerte.

Man werde die Kosten im Haushalt isolieren, ähnlich wie mit den Zusatzaufwendungen im Zuge der Corona-Krise, "aber ob die Stadt sie eins zu eins erstattet bekommt, bleibt abzuwarten", so Kappen. Aber auch, wenn nicht: Schlimmer wäre aus Sicht der Stadt, im Fall der Fälle keine Vorsorge getroffen zu haben, obwohl die Notwendigkeit absehbar gewesen wäre. Kappen: "Wir werfen alles in die Waagschale, damit die Menschen, die nach Kamen kommen, nicht vor der Tür stehen gelassen werden" - auch wenn es notfalls, wie in anderen Kommunen, die von Containern und Sporthallen sein müssen, was man seitens der Stadt möglichst zu vermeiden versucht.

Nicht nur in Sachen Unterkunft trifft die Stadt derzeit alle erdenklichen Maßnahmen, um den Flüchtlingsstrom in geordnete Bahnen zu lenken. Unter den in 277 Kamen beherbergten ukrainischen Geflüchteten - die Zahlen ändern sich laufen - finden sich 186 Frauen und 91 Männer aller Altersschichten, von unter sechs bis über 65 Jahren. Die mit Abstand größte Altersgruppe bilden die 18- bis 65-Jährigen. Die Menschen werden nach ihrer Ankunft von der Ausländerbehörde des Kreises mit einer sogenannten Fiktionsbescheinigung ausgestattet, die ein vorläufiges Aufenthaltsrecht und eine Arbeitserlaubnis gewährleistet, bevor die offizielle Registrierung abgeschlossen wird. Gleich bei der ersten Kontaktaufnahme im Rathaus werde angeboten, Unterkunft zur Verfügung zu stellen und die Anmeldungen bei den Krankenkassen zu organisieren, so Beigeordnete Hanna Schulze. Die Verwaltung stehe auch in Kontakt mit Bundesagentur für Arbeit und Jobcenter, um die Menschen möglichst zügig in Beschäftigung zu bringen, so Schulze. Viele Firmen, berichtet Kappen, hätten sich bereits bei der Stadt gemeldet und Jobs und Ausbildungen angeboten. Viele der Ankömmlinge hätten gute Qualifikationen und wollten für ihren Unterhalt arbeiten. Bei der VHS sind bereits zwei Sprachkurse mitsamt Betreuung speziell für die ukrainischen Flüchtlinge eingerichtet worden. Gemeinsam mit örtlichen Vereinen und Wohlfahrtsverbänden werden Waschmaschinen, Kühlschränke, Staubsauger, Kinderbetten, Herde, Backöfen und Elektrokleingeräte gesammelt, um die Wohnungen mit dem Nötigsten auszustatten. Das städtische Spenden-Portal "Kamen hilft" werde gut angenommen, so die Verwaltung.

Wenn die Mitarbeiter des Bauhofs die Spenden bei den Haushalten abholen oder bei der Einrichtungen der Wohnungen helfen, könne schon einmal die ein oder andere Arbeit liegen bleiben, wirbt Kappen für Verständnis. "Aber wenn sie Hilfe leisten, können sie nicht gleichzeitig Hecken schneiden", sagt sie.

Die Lage in Kamens polnischer Partnerstadt Sulecin sei weitaus dramatischer, berichtete Bürgermeisterin auf der Ratssitzung. Die gerade einmal 10.000 Einwohner starke Stadt im Westen Polens habe bereits 1000 Menschen aufgenommen. Das würde für eine Stadt in der Größe Kamens eine Anzahl von 4500 aufgenommenen Flüchtlingen entsprechen. Um zur Versorgung der Flüchtlingsunterkunft in Sulecin beizutragen, habe die Stadt mit der ostdeutschen Partnerstadt Beeskow, die nur 1,5 Fahrstunden von der Unterkunft in Sulecin entfernt ist, eine Art Versorgungsbrücke eingerichtet. Die Beeskower, erklärt Kappen, melden, was in Sulecin gebraucht wird. Das werde entsprechend gezielt an Spenden gesammelt und über Beeskow nach Polen gebracht, was Zeit und weite Wege spare. Ein schönes Zeichen in einer hässlichen Zeit: Denn die Aktion beweist, dass die Kamener Städtepartnerschaften nicht nur zum gemeinsamen Feiern von Volksfesten da sind, sondern dass auch in Zeiten der Not konkret zusammengearbeitet wird.

Archiv: Hotel-Restaurant wird städtische Flüchtlingsunterkunft

Hohe Spendenbereitschaft auf Hilfsaktion für Partnerstadt