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Grüne und Linke wollen Jazz-Frühschoppen nicht mehr auf Hof Kalthoff: Besitzerverein wird in "rechter Ecke" verortet

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kommunalpolitik

Rawsome818cvDer Jazz-Frühschoppen auf dem ehemaligen Hof Kalthoff in Wasserkurl erfreute sich auch 2018 großer Beliebtheit, als hier die Formation "Rawsome Delight" auftrat (Foto). Foto: Christoph Volkmer / Archiv KamenWeb.de

von Alex Grün

Kamen. Normalerweise gibt es bei der Abstimmung über die Jazz- und Blues-Veranstaltungen im Rahmen der SummerLife-Reihe im Kulturausschuss des Rates der Stadt Kamen weder Gegenstimmen, noch Enthaltungen. Auf der letzten Sitzung war das Stimmergebnis nicht ganz so eindeutig. Der Grund: einige Ausschussmitglieder sehen den Veranstaltungsort des Jazz-Frühschoppens in die "rechte Ecke" gerückt.

Die kulturpolitische Sprecherin der Bündnis90/Grüne-Fraktion Anke Schneider machte die Mitglieder des Ausschusses darauf aufmerksam, dass der neue Besitzer der ehemaligen Hofanlage Kalthoff in Wasserkurl aus ideologischer Sicht "grenzwertig" sei, so Schneider. Der Jazz-Frühschoppen des Fachbereichs Kultur der Stadt Kamen auf dem Methleraner Gelände hat sich in den letzten 31 Jahren als feste Livemusik-Größe etabliert - wobei die Besucherzahlen in den letzten Jahren etwas rückläufig gewesen seien, wie Beigeordnete und Wirtschaftsförderin Ingelore Peppmeier berichtet. In diesem Jahr soll den Frühschoppen-Besuchern am 4. September die Seatown Seven Hot Jazzband mit New-Orleans-Jazz, frühem Swing und Hot Jazz einheizen.

Dagegen spreche an sich gar nichts, räumte Schneider im Ausschuss ein. Was ihr und ihrer Fraktion jedoch "Bauchschmerzen" bereite, seien die Eigentumsverhältnisse um den Veranstaltungsort: den ehemaligen Hof Kalthoff, der jetzt "Sprachhof Wasserkurl" heißt. Hintergrund: erworben wurde der ehemalige Landwirtschaftsbetrieb im Sommer letzten Jahres nach langer Zeit des Leerstands vom Verein Deutsche Sprache (VDS), da dieser an seinem vorherigen Standort an Platzmangel litt. Der VDS, ein gemeinnütziger, eingetragener Verein mit Sitz in Dortmund versteht sich als deutscher Sprachverein mit dem Ziel von Erhalt und Förderung des Deutschen als eigenständiger Kultursprache. Er wurde 1997 als Verein zur Wahrung der Deutschen Sprache (VWDS) gegründet und zählt nach eigenen Angaben aktuell 36.000 Mitglieder, darunter zahlreiche namhafte Schriftsteller, Journalisten, Wissenschaftler und Diplomaten. Gründer und Vorsitzender des Vereins ist Walter Krämer. Der Ökonom und Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik ist bekannt für seine Anti-Gender-Haltung und seine Ablehnung gegenüber den Medien, was seinem Verein von Journalisten und Sprachwissenschaftlern das zweifelhafte Attribut "Sprach-Pegida" einbrachte. Ratsfrau Schneider befürchtet, "eine solche Bewegung durch eine Zusammenarbeit mit der Stadt hoffähig zu machen". Daher sei das Problem nicht die Veranstaltung an sich, man wünsche sich seitens ihrer Fraktion nur einen anderen Ort dafür, daher werde sich ihre Fraktion bei der Abstimmung diesmal enthalten. Auch Linken-Sachkundiger Klaus Goehrke schloss sich mit einer Enthaltung und der Bemerkung, er habe selbst schon einmal schlechte Erfahrungen mit dem VDS gemacht, an. Was er damit genau meinte, ließ Goehrke offen.

Man müsse vorsichtig mit solchen Kategorisierungen in Richtung rechts sein, räumte CDU-Fraktionsvorsitzender Ralf Eisenhardt ein. Angesichts der allgemein feststellbaren sprachlichen Verwahrlosung könne es aus seiner Sicht eigentlich nicht schaden, sich für den Erhalt seiner Heimatsprache einzusetzen, so Eisenhardt. Natürlich müsse man aber entsprechende Konsequenzen ziehen, sollten sich solcherlei Verdachte erhärten. SPD-Fraktionschef und Ausschussvorsitzender Daniel Heidler versicherte, dass das Thema in die Fraktionen mitgenommen und im Auge behalten werde. Die Blues-Time am 26. August mit der Band "Hot 'n' Nasty" bei der Heerener Feuerwehr wurde indessen wie immer einstimmig abgenickt. Das Veranstaltungsgelände bereitete dabei niemandem Bauchschmerzen, denn: "Die Feuerwehr finden wir schließlich alle toll", schloss Heidler das Thema lachend ab.