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Artenschutzgutachten für den Schulgarten im Rathaus vorgestellt - Zielkonflikt bleibt bestehen

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kommunalpolitik

schulgarten223KWDer Schulgarten des Gymnasiums war wieder einmal so ziemlich das einzige Thema in der gemeinsamen Sitzung von Schul- und Sportausschuss und Umwelt- und Klimaausschuss. Foto: Archiv

von Alex Grün

Kamen. In einer gemeinsamen Sitzung des Schul- und Sportausschusses und des Umwelt- und Klimaausschusses des Rates der Stadt Kamen stellte Biologe Klaus-Jürgen Conze vom Planungsbüro LökPlan die Ergebnisse des von der Stadt in Auftrag gegebenen Artenschutzgutachtens zur Sanierung des städtischen Gymnasiums vor. Die Zukunft des dortigen Schulgartens sorgte auch diesmal wieder für Publikum, rund 20 Kamener Bürger nahmen, teilweise aktiv, an der Debatte teil - weit weniger, als noch im Februar, als das Thema erstmals auf breiter Basis diskutiert wurde, aber immerhin.

Eigentlich ist die Messe schon gelesen, weil sich die beiden großen Ratsfraktionen bereits auf die bestehenden Sanierungspläne geeinigt haben, trotzdem wurde auf Druck zahlreicher Kamener Umweltakteure der Garten noch einmal gutachterlich unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Erstens: Es wird gezwungenermaßen biodiverse Substanz verloren gehen, aber nicht unbedingt unwiederbringlich. Zweitens: Die Umpflanzung der ansässigen Arten würde die Stadt einen Betrag im mittleren fünfstelligen Bereich kosten. Drittens: Die schnelle Sanierung der Lehranstalt muss - "ökologisches Kleinod", wie Fachmann Conze den Schulgarten nennt - hin oder her, im Vordergrund der Planung stehen. Viertens: Der Schulgarten braucht, in welcher Form auch immer, Personal, das aus der Schulgemeinschaft kommt. Denn sonst wird es mit der Unterhaltung einer solchen Anlage schwierig.

Ein Zielkonflikt bleibt das Thema allemal, allerdings kein artenschutztechnischer. Denn nach umfangreichen Untersuchungen mit Horchkästen und anderen technischen Mitteln habe Conze festgestellt, dass keinerlei planungsrelevanten Arten wie etwa Zwergfledermaus oder Mauersegler gefährdet wären, was mit umfangreichen Untersuchungen mittels Horchboxen und anderen technischen Mitteln festgestellt wurde. Die meisten Bäume müssten zwar im Zuge der Sanierung dran glauben, aber viele Pflanzenarten könnten problemlos, statt auf dem 200-Quadratmeter-Gelände auf mehrere andere, wenn auch kleinere Flächen angesiedelt werden - die dann aber auch bewirtschaftet werden müssten. Denn Hans-Joachim Haupt, der den Wildgarten bis vor sieben Jahren noch als Bio-Pauker am Gymnasium hegte und pflegte und dies ehrenamtlich immer noch tut, wird diesen Job auch nicht bis in alle Ewigkeit machen können. Die Einrichtung von Schulgärten auf mehreren kleinen Flächen rund um das Hauptgebäude wäre als Ersatz durchaus machbar, allerdings müssten diese Gärten in die Gesamtplanung integriert werden - und nicht nur räumlich, sondern auch personell. Die Errichtung von mobilen Hochbeeten auf der Nordseite des Sportplatzes etwa sei eine denkbare Möglichkeit. Diese müssten aber auch gepflegt werden. Also sollte vor einer Überplanung die Bereitschaft innerhalb der Schulgemeinschaft geprüft werden, die Flächen entsprechend als Schulgarten zu bewirtschaften. SPD-Fraktionschef Daniel Heidler äußerte sich in der Debatte zuversichtlich, was das Engagement angeht: "Ein Schulgarten muss gelebt werden und Spaß machen, dann klappt's auch", ist Heidler überzeugt. Grünen-Fraktionsvorsitzende Anke Dörlemann ist weniger begeistert. Aus Sicht ihrer Fraktion war das vorgestellte Gutachten zu sehr an die ohnehin schon beschlossene Planung angelehnt. Man sei es auf der anderen Seite den Schülern schuldig, "dass wir mit der Planung endlich zu Potte kommen", nachdem man die Planung fast über ein Jahr lang habe auf Eis liegen lassen, konterte Heidler.

Die Überformung des Schulgartens wäre zwangsläufig mit dem Verlust der meisten Bäume verbunden, schon die dringend notwendige Entfernung der Waschbetonplatten auf der Nordseite lässt keine Option offen, die nicht mit immensen Kosten verbunden wäre, betonte Biologe Conze-. Außerdem ist jetzt Tempo angesagt, die Bauarbeiten werden in den laufenden Schulbetrieb eingebunden, und das auch noch mit einer zusätzlichen Stufe nach der Umstellung von G8 auf G9. Auch die energetische Sanierung müsse schnellstmöglich angegangen werden, wie Bürgermeisterin Elke Kappen mit Blick auf die städtischen Energiekosten anmerkte. Aber die ganze Sache sei eben auch eine Chance, einen Schulgarten, der dieser Bezeichnung gerecht wird, in das neue Schulgebäude so zu integrieren, dass sowohl die Artenvielfalt sich regenerieren und weiterentwickeln kann, als auch das Objekt sozusagen als "Grünes Klassenzimmer" genutzt werden kann. Es komme ganz auf die Bereitschaft der Schulgemeinschaft an, die Biodiversität im Schulgarten zu erhalten, zu erneuern und zu erweitern, so Biologe Conze. Jetzt werden die Ratsfraktionen das Gutachten in ihre Klausurtagungen mitnehmen und erneut beraten - obwohl das Ergebnis ohnehin schon feststeht.

Archiv: Bildung oder Biotop? Geteilte Meinungen zum Schulgarten des Gymnasiums