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SPD-Fraktion wirft Blick in die Historie der Wasserversorgung - letzter Kamener Brunnen soll neue Panzerglasscheibe bekommen

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kommunalpolitik

: Die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Kamen traf sich zu ihrer Sommerpausensitzung und nahm das Thema "Wasserversorgung" unter die Lupe. Foto: AG: Die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Kamen traf sich zu ihrer Sommerpausensitzung und nahm das Thema "Wasserversorgung" unter die Lupe. Foto: AG

Kamen. (AG) Mit einem Antragsbeschluss zum Thema Wasserversorgung endete die "Sommerfraktion" der Kamener Rats-SPD, die erstmals nach der Coronakrise wieder zu einem Sonderthema stattfand. Die parlamentarische Sommerpause wurde von der Fraktion genutzt, um dieses wichtige Thema - passend zur Verabschiedung des aktuellen Wasserkonzeptes für die Stadt Kamen in der letzten Ratssitzung - unter die Lupe zu nehmen.

Referent Heinrich Behrens informierte als Bildungsbeauftragter der Kamener SPD-Fraktion über die Geschichte der kommunalen Wasserversorgung in Kamen, die im Jahr 1888 mit dem Anschluss der Sesekestadt an das Unnaer Versorgungsnetz, das ein Jahr zuvor von der Gelsenwasser AG errichtet wurde, ihren Anfang nahm. Vorher, so Behrens, sei die Wasserversorgung eine reine Privatangelegenheit gewesen, insgesamt 180 Brunnen hätten damals den Bedarf der Streusiedlungen sichergestellt, praktisch jedes der damals noch knapp 400 Häuser hatte seinen eigenen Brunnen. Durch die Mergelschichten im Boden der einstigen Ackerbürgerstadt reinigte sich das Grundwasser sozusagen von selbst - auch wenn bei Hochwasser in der Seseke schon einmal Abwässer, etwa aus den stinkenden Betrieben der zahlreichen Kamener Gerbereien, die es zu der Zeit noch gab und die hier rund 40 Schustereien mit Leder versorgten, mit hineingerieten. Für Mensch und Vieh sei immer genug Wasser dagewesen, so Behrens. Anders als etwa die Städte Gelsenkirchen, Hamburg oder Wien, wo um die Jahrhundertwende aufgrund des verseuchten Trinkwassers eine Typhus-Epidemie mit Hunderten von Todesopfern wütete, sei Kamen glimpflich aus dieser Zeit herausgekommen. Doch die Stadt wuchs: um 1900 hatte sich die Einwohnerzahl, die zur Mitte des 19. Jahrhunderts noch bei rund 3000 lag, im Zuge der Industrialisierung innerhalb kurzer Zeit auf etwa 10.000 Bürger mehr als verdreifacht, wodurch der Wasserbedarf genauso schnell stieg. Erschwerend hinzu kam der enorme Wasserbedarf der Zechen und deren Zulieferindustrie. 1913 wurde daher die Sesekegenossenschaft gegründet, dem Vorgänger des Lippeverbands, und damit der erste Schritt in Richtung Kanalisation im Bereich der Seseke samt Vorfluter für die Einleitung von Abwässern aus Bergbau, Haushalten, Handwerk und Gewerbe getan. 1986 wurde die mittlerweile abgeschlossene Sesekerenaturierung, einhergehend mit dem Bau und Ausbau weiterer moderner Klärwerke in Angriff genommen. 1995 wurden die Gemeinschaftsstadtwerke Kamen/Bergkamen/Bönen gegründet, aus der mittlerweile die GSW Wasser plus hervorgegangen sind.

Das kürzlich vom Rat genehmigte Wasserversorgungskonzept zeige auf, dass sich die Kamener um ihr kühles Nass wenig Sorgen machen müssten, so Behrens. Die Reservoires, die das 211 Kilometer lange Versorgungsnetz speisten, und aus denen jeder Bürger durchschnittlich 122 Liter am Tag verbrauche, würden den seit Jahren konstanten Jahresbedarf des Versorgungsgebiets von 2,2 Millionen Kubikmetern Wasser pro Jahr zuverlässig decken, was nicht zuletzt dem hohen Grundwasserpegel und der Nähe zu den höher gelegenen Quellen des Sauerlands zu verdanken sei - allerdings, so Behrens mit Blick auf den Klimawandel, könne sich das auch ändern. Was die Qualität des heimischen Trinkwasser angeht, hat Behrens indessen gute Nachrichten: mit einem Nitratwert von 13,6 mg/l und einem PH-Wert von 7,92 habe das Trinkwasser in Kamen eine Härte von 1,34, was gegenüber anderen Städten wie etwa Münster (Härtegrad 13,6) bemerkenswert niedrig ist. Zum Abschluss der Sommer-Fraktionssitzung unternahmen die Teilnehmer noch eine Besichtigungstour zum letzten noch bestehenden Brunnen in der Sesekestadt: dem auf 7,50 Meter getäuften Sodbrunnen an der Ecke Kämerstraße/Westenzäune, der seit vielen Jahren ein trauriges Dasein fristet. Denn die Panzerglasscheibe, mit dem der Schacht, der 1987 im Zuge des Abrisses einer Industrieanlage wiederentdeckt, restauriert, und zwei Jahre später mit dem ersten Kamener Brunnenfest gefeiert wurde, abgedeckt ist, ist so beschädigt, dass man keinen Blick mehr in die Tiefe werfen kann - was bei der damaligen Erneuerung eigentlich vorgesehen war. Die SPD-Fraktion stimmte daher einstimmig für einen Antrag auf die Anschaffung eines neuen Fensters für den letzten noch erhaltenen Brunnen Kamens ab, und Beigeordnete Ingelore Peppmeier, die sich der Vortragsveranstaltung und der kleinen Exkursion zur Kämerstraße anschloss, sicherte jetzt schon ihre Unterstützung für dieses Vorhaben zu, mit dem sich der entsprechende Fachausschuss demnächst beschäftigen wird.