Erweiterter Brandschutzbedarfsplan stellt Feuerwehr vor vielfältige Herausforderungen

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kommunalpolitik

Jede Menge Handlungsbedarf sieht Sicherheitsberater Christian Böddeker bei der Feuerwehr, um den Ansprüchen des fortgeschriebenen städtischen Brandschutzbedarfsplans zu genügen. Foto: ArchivJede Menge Handlungsbedarf sieht Sicherheitsberater Christian Böddeker bei der Feuerwehr, um den Ansprüchen des fortgeschriebenen städtischen Brandschutzbedarfsplans zu genügen. Foto: Archiv

Kamen. (AG) Der Entwurf für die Fortschreibung des städtischen Brandschutzbedarfsplans wurde jetzt im Stadtrat vorgestellt. Für die Erreichung der Zielpläne kommt in nächster Zeit einiges auf die Stadt zu.

An allen Standorten der Kamener Feuerwehr bestehen bauliche und funktionale Mängel, so dass bauliche Handlungsbedarfe mit unterschiedlichen Prioritäten bestehen, sagte Christian Böddeker von der mit der Planung beauftragten Sicherheitsberatungsfirma Lülf aus Viersen. Der Standort am Mersch ist aufgrund seiner schlecht zugänglichen Lage mitten im Wohngebiet schon seit langer Zeit in der Kritik, jetzt wird konkret über einen Umzug nachgedacht, dafür kommen verschiedene Standorte in Betracht, deren Grundstücke sich teilweise in städtischem Besitz befinden. In die engere Wahl komme aus Sicht der Planer der angedachte Standort am Buschweg als zukünftiger Standort für eine Feuer- und Rettungswache. Dieser sei grundsätzlich geeignet, erstens weil damit die planerische Gebietsabdeckung durch die hauptamtliche Wache verbessert werde, zweitens, weil die andere Alternative in der Henry-Everling-Straße nicht in städtischem Besitz ist.

Das Problem sei dabei die Gewährleistung der Gebietsabdeckung mit den notwendigen Funktionsstärken gemäß der Planvorgaben, nach denen bei einem Brand der Planungsklasse 3 innerhalb von acht Minuten, beziehungsweise zehn Minuten bei Brandklasse 2, mindestens neun Funktionsgruppen an der Einsatzstelle eintreffen müssen. Dieses Kriterium sei am neuen Standort durchaus erfüllt. Die notwendige personelle Aufstockung der hauptamtlichen Wache solle in zwei Stufen erfolgen, erläuterte Böddeker. Er empfiehlt mit Blick auf die wachsenden Herausforderungen der Brandschutzbedarfspläne eine Aufstockung von sechs auf acht Einsatzkräfte, die rund um die Uhr die wesentlichen Grundfunktionen gewährleisten können. Allerdings seien die Rahmenbedingungen so, dass die Kamener Feuerwehr nur 80 Prozent der Ziele des Bedarfsplans erreiche, vorgeschrieben seien 90 Prozent - "dafür ist nicht mangelnde Motivation die Ursache, sondern die Begleitumstände", erklärt der Sicherheitsberater.

Einen großen baulichen Handlungsbedarf sehen die Planer am Heeren-Werver Feuerwehrhaus in der Mittelstraße, das zwar von der Lage gut aufgestellt, aber sehr ertüchtigungsbedürftig ist. Als Alternativstandort für einen Neubau wurde die Werver Mark ins Visier genommen, von beiden Standorten aus ist die Einhaltung der vorgeschriebenen Anfahrtszeiten möglich, so Fachmann Böddeker. Handlungsbedarf für die Aufrechterhaltung des jetzigen Feuerwehrsystems sehe er auch im Bereich der freiwilligen Blauröcke, so Böddeke. Die Freiwilligenabteilung der Kamener Feuerwehr besteht aus sieben Einheiten mit insgesamt 230 Kräften im aktiven Einsatzdienst. Durch ein umfangreiches Maßnahmenpaket sollten Ehrenamt und Nachwuchsarbeit gestärkt werden, die aus seiner Sicht zu kurz kämen, so Böddeker. Für die Kamener Feuerwehr gelte weiterhin der Leitsatz: "Soviel Ehrenamt wie möglich, soviel Hauptberuflichkeit wie nötig" - die Funktionsvorhaltung hauptamtlicher Kräfte müsse auf jeden Fall gewährleistet sein, um die Ehrenamtlichen nicht zu überfordern, sagt Böddeke.

Zu wünschen übrig lasse auch der Fahrzeugbestand, der leider stark überaltert sei, weil viele notwendige Investitionen in den Fuhrpark zu lange vor sich her geschoben worden seien, sagt Böddeker. So stünden jetzt dringende Ersatzbeschaffungen an, "da kommt einiges auf Sie zu", kündigt Böddeker im Rat an. Für die Feuerwehr gibt es mit der Einbringung des fortgeschriebenen Brandschutzbedarfsplans also einiges zu tun. Wichtig sei, so Bürgermeisterin Elke Kappen, dass für den Plan auch langfristig Gültigkeit besteht, so dass der städtische Brandschutz für mehrere Jahre sichergestellt ist. Der Entwurf für den fortgeschriebenen Brandschutzbedarfsplan wird auch der Feuerwehr in den kommenden Tagen vorgelegt.

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