Die 15000 Quadratmeter große Fläche zwischen Heerener Holz und Pröbstingholz in Heeren soll in einen Bürgerwald umgestaltet werden. Foto: Stadt
Kamen. (AG) Die Verwaltung berichtete dem Umwelt- und Klimaausschuss auf dessen letzter Sitzung über die Entwicklung des geplanten Bürgerwaldes in Heeren-Werve. Dabei entsponn sich eine lebhafte Debatte über die Sinnhaftigkeit solcher Projekte - die Landwirte haben offenbar eine ganz eigene Meinung zu dem Thema.
Nachdem das Bürgerwaldkonzept erst in Südkamen, dann in Methler auf großes Interesse gestoßen war, soll jetzt auch Kamens östlicher Stadtteil einen Bürgerwald bekommen. Die 15000 Quadratmeter große Fläche zwischen Heerener Holz im Norden und Pröbstingholz im Süden Heeren-Werves soll künftiger Standort von 300 neuen Bäumen, aufgrund der Bodenbeschaffenheit meist Eichen und Buchen, werden - zum Preis von 170 Euro pro Baum. Die Fläche reiche für sechs Jahre, erklärte Matthias Breuer, Fachbereichsleiter Planen, Bauen, Umwelt bei der Stadt Kamen. Das sei deshalb der Fall, weil der Heerener Bürgerwald sich bei der Neubepflanzung im Jahresturnus mit seinem Methleraner Pendant abwechseln soll, das noch nicht vollständig bepflanzt ist. Die Fläche solle somit in den nächsten sechs Jahren für insgesamt sechs Pflanzfeste in Heeren und Methler, jeweils im November, ausreichen, erläuterte Breuer. Die Standorte der Bäume würden vorgegeben, in der kommenden Woche wird der Rat über die entsprechenden Richtlinien abstimmen. Eines stehe für die Stadt aber schon jetzt fest: Wegen der Bodenbeschaffenheit am Standort Heeren kommen hier andere Baumarten als in Südkamen oder Methler zum Einsatz. Die Stadt Kamen wird die Baumstandorte von sich aus so wählen, dass die hohe Baumart zentraler steht und von den mittelwüchsigen Arten umrandet wird, weshalb auf die Anlage eines Saumes mit separaten Waldrandarten verzichtet werden kann.
Ein bereits lange gehegter Wunsch vieler Kamener wird mit der Maßnahme weiterverfolgt, nämlich ein Lückenschluss zwischen Heerener Holz und Pröbstingholz zu einer einheitlichen, großen Waldfläche. Der SPD-Ortsverein Heeren arbeite bereits seit vielen Jahren an einer Realisierung eines solchen Lückenschlusses, merkte SPD-Ratsherr Gökcen Kuru im Ausschuss an. Verbindung ja, aber "keine klassische Aufforstung", schränkte Erster Beigeordneter Dr. Uwe Liedtke ein, denn das Gelände sei aufgrund seiner Bodenbeschaffenheit für eine solche nicht geeignet.
Während der Ausschuss sich weitestgehend über die positiven Auswirkungen des Projekts "Bürgerwald" einig war, äußerte Hans-Heinrich Wortmann, seines Zeichens Landwirt aus Methler und sachkundiger Bürger der CDU-Ausschussfraktion seinerseits Bedenken in Bezug auf den Nutzen von Bürgerwäldern. Gegen das anstehende Projekt in Heeren-Werve habe er nichts, da er selbst nicht betroffen sei. Auch räumte er ein, dass der Kreis Unna nach offiziellen Angaben eine der waldärmsten, wenn nicht gar die waldärmste Region in Nordrhein-Westfalen sei, aber: Die Felder, die auf den hervorragend geeigneten, da hoch gelegenen Humusbodenschichten der Hellwegbörde bewirtschaftet würden, dienten einerseits der gar nicht mehr so selbstverständlichen Ernährungssicherung einer ganzen Region. Wälder sicherten nicht die erforderliche Nahrungsgrundlage, denn außer Pilzen und Eicheln wachse dort nicht viel, so Wortmann. "Wald soll dahin, wo Wald hingehört", brachte Wortmann seine Sicht kurz und knapp auf den Punkt. Darüber hinaus könnten nach Wortmanns Informationen landwirtschaftliche Felder mehr Treibhausgase absorbieren, als Wälder. Insofern sei es nicht unbedingt von Vorteil, aus Klimaschutzgründen immer neue Wälder zu schaffen, so Wortmann.
Eine gute Nachricht hatte Erster Beigeordneter Liedtke zum Abschluss der Debatte immerhin noch parat: Die "Rote Laterne" als waldärmste Kreiskörperschaft in NRW habe der Kreis Unna entgegen Wortmanns Informationen mittlerweile an den Kreis Herford übergeben, so Liedtke.