von Christoph Volkmer
Die Wahl zum 18. Deutschen Bundestag findet am Sonntag, dem 22. September 2013, statt. KamenWeb.de stellt einige der heimischen Kandidaten näher vor. Dafür haben die Politiker freundlicherweise 15 Fragen beantwortet. Heute mit Malte Spitz, Bündnis 90 / Die Grünen
1. Wie lange sind Sie bereits politisch aktiv?
Ich bin seit 2001 Mitglied der grünen Partei und habe mich zu Beginn in der Grünen Jugend engagiert. Seit 2006 bin ich Mitglied im sechsköpfigen grünen Bundesvorstand.
2. Warum sind Sie Politiker/in geworden?
Ich war schon zu meiner Realschulzeit als Schulsprecher aktiv. Nach einem USA-Aufenthalt und dem ersten Jahr unter George W. Bush habe ich mich noch stärker für Demokratie und Bürgerrechte eingesetzt. Dann war es nur noch ein kleiner Schritt in die grüne Partei.
3. Wenn Sie sich noch einmal entscheiden könnten, sich politisch zu engagieren oder nicht, würden Sie es wieder tun und warum (nicht)?
Ich würde es wieder tun, weil ich kein Mensch bin, der ruhig auf dem Sofa sitzen bleiben kann, wenn es um Ungerechtigkeiten und Eingriffe in unsere Freiheit geht.
4. Welche Vorbilder haben Sie und warum?
Klassische Vorbilder habe ich nicht. Es gibt viele Menschen die mich geprägt haben, aus der Familie aber auch aus der Politik.
5. Was macht Ihnen bei Ihrer Arbeit als Politiker/in am meisten Freude?
Die direkte Diskussion mit interessierten Menschen macht mir viel Spaß, weil es der Politik ihren Sinn gibt: Eigene Positionen werden hinterfragt und man kann für seine Herzensanliegen werben. Zudem macht mir die konzeptionelle Arbeit als auch die internationale Arbeit sehr viel Freude.
6. Was ärgert und belastet Sie in Ihrer Arbeit als Politiker/in am meisten?
Der Stress ist schon eine Belastung, gerade wenn man sieben Tage am Stück unterwegs ist und man wenig Zeit für die Familie hat. Und natürlich regt man sich auch öfters auf. Aktuell fast jeden Tag über die Lügengeschichten der schwarz-gelben Bundesregierung rund um die Überwachung unseres Lebens durch Geheimdienste.
7. Was war in Ihrer politischen Tätigkeit das Wichtigste, das Sie erreicht haben?
Durch die Veröffentlichung meiner Vorratsdaten, konnte ich viele Menschen sensibilisieren und aufklären. Das war mir sehr wichtig. Gerade international wurde vielen Menschen erstmals deutlich, wie weitreichend Überwachung heute sein kann.
8. Was möchten Sie in Zukunft unbedingt noch erreichen?
Am 22. September möchte ich erstmals Bundestagsabgeordneter werden. Deshalb bitte ich um die Zweistimme für Grün. Politisch habe ich noch ganz viele Ziele. Mir ist es wichtig den digitalen Wandels politisch zu gestalten, für mehr Gerechtigkeit, Offenheit, Freiheit und Nachhaltigkeit. Zudem streite ich für das Ende der Vorratsdatenspeicherung in ganz Europa.
9. Trägt Ihre Familie Ihr politisches Engagement mit?
Ja, absolut. Meine Frau ist selbst Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und kennt die Erfordernisse, die die politische Arbeit manchmal an einen stellt. Wir beide sprechen alles miteinander ab und teilen die Betreuung unseres Sohnes und alle Aufgaben gleichberechtigt auf.
10. Besonders bei jungen Menschen ist die Politikverdrossenheit groß. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe dafür und was wollen Sie dagegen tun?
Viele junge Menschen sind politisch interessiert, gehen aber nicht zwingend wählen. Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Nicht-Wählen und der eigenen Lebenssituation. Je prekärer diese ist, desto weniger Interesse besteht an der Teilnahme an einer Wahl. Dieser Zusammenhang lässt sich nur aufbrechen, indem wir neue Wege gehen und ernsthaft anfangen, diejenigen zu unterstützen, die die schlechteren Startbedingungen ins Leben haben. Dies ist unser Kernziel - zum Beispiel in unserer Bildungspolitik - und auch Ziel unserer Politik für starke soziale Strukturen - von Schwimmbädern, bis zu einem flächendeckenden und guten ÖPNV für alle Menschen. Es ist ein Skandal das wir junge Menschen so wenig unterstützen in unserer Gesellschaft.
11. Was müssten die Parteien Ihrer Meinung nach tun, um verlorengegangenes Vertrauen wiederzugewinnen?
Es ist nicht nur ein Problem von Parteien, sondern unserer gesamten demokratischen Gesellschaft. Trotzdem muss sicherlich jede Partei für sich beantworten, wie sie für unsere Demokratie eintreten kann um sie zu stärken. Wir Grünen haben von allen Parteien dauerhaft die höchsten Glaubwürdigkeitswerte und versuchen unsere politischen Ziele auch als Partei zu leben. Partizipation und Transparenz sind für uns keine Floskel, sondern werden gelebt. Wir wählen unsere SpitzenkandidatInnen basisdemokratisch und alle Parteimitglieder durften mitbestimmen was unsere neun Schwerpunkte im Wahlkampf sind. Die Kritik uns gegenüber ist nach meiner Wahrnehmung weniger eine Vertrauensfrage, sondern häufiger eine Ablehnung der gesellschaftlichen Änderungen, um die wir werben.
12. Der Schuldenberg bei Bund, Ländern und Gemeinden wächst und wächst, gleichzeitig werden Steuern in Milliardenhöhe hinterzogen. Wie gehen Sie mit Ihrer eigenen Steuererklärung um?
Ich lasse mich bei meiner Steuererklärung professionell unterstützen, um keine Fehler zu machen. Ich werde als Abgeordneter auch meine Einkünfte umfänglich transparent machen. Schon jetzt findet man dazu entsprechende Informationen auf meiner Website: http://malte-spitz.de/malte/transparenz/
13. Wenn Sie einmal einen Tag ausspannen möchten - wohin im Kreis Unna führt dann Ihr Weg?
Ich fahre dann einfach gerne mit dem Fahrrad oder besuche ein nettes Café. Der Kreis Unna hat deutlich mehr zu bieten, als manche glauben. Und wenn es passt, schaue ich mir ein Spiel der Borussia im Westfalenstadion an.
14. Wenn Sie die Wahl hätten, einen Top-Star oder eine Gruppe aus der Entertainment-Szene bei ihrem nächsten Parteifest auftreten zu lassen, wen würden Sie aussuchen und warum?
Wir veranstalten am Freitag 20. September um 19 Uhr ein kleines Fest vor der Wahl in Unna, wo Friedemann Weise auftritt. Es muss nicht immer ein Top-Star sein, um gut unterhalten zu werden. Davon kann sich jede und jeder an dem Abend überzeugen.
15. Wie wird Ihr Tagesablauf am 22. September 2013 aussehen?
Da ich an Wahltagen immer furchtbar aufgeregt bin, habe ich ihn mir voll mit Arbeit gepackt. Ich bin bei den Grünen verantwortlich für das Europawahlprogramm und werde an dem Tag eine Sitzung der Schreibgruppe leiten. Ab nachmittags finden wir uns dann als Bundesvorstand zusammen um entsprechend ab 18 Uhr die Wahl gemeinsam auszuwerten und natürlich das beste grüne Wahlergebnis zu feiern.
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