Ateliers standen wieder offen: Großes Interesse an Kamens Kunstszene
von Alex Grün
Kamen. Kamens bildende Künstler präsentierten am Wochenende alle Facetten ihres kreativen Schaffens - und das sind so viele, dass man sie kaum alle aufzählen kann.
In diesem Jahr feierte das "Offene Atelier" sein zehnjähriges Bestehen, also seine fünfte Ausgabe. An 15 verschiedenen Orten in der Stadt gab es großteils neben der üblichen Werkschau auch Einblicke in die Ateliers und Werkstätten der Künstler. Gästeführerin Andrea Woter, die sich für eine Kunst-Tour durch die City zur Verfügung stellte, nahm ihre Teilnehmer am Wochenende zuerst mit in die Galerie "Zeitlos" am Markt. Inhaberin Gaby Arnemann ist zufrieden mit der Resonanz, mehr als 60 Besucher wären in die Galerie gekommen, und viele davon seien gleich an den humoristischen 3D-Bildern von Volker Kühn hängen geblieben, die so etwas wie eine Blickfang-Garantie haben. Weiter ging es zur Goldschmiede Telgmann, wo Inhaber Gregor Telgmann persönlich seine Gäste in die Geheimnisse der Schmuckherstellung einweihte und seine Werkzeug- und Materialschränke öffnete. So konnten die Besucher den Weg von der Zeichenskizze über die Bearbeitung mit Locheisen und Drahtwalze bis hin zum fertigen Schmuckstück nachvollziehen. Viel Prominenz gab es bei Petra Zapatero in der Westenmauer. Robert de Niro, Helmut Schmidt, Mr. Bean oder Amy Winehouse, sie alle haben etwas gemeinsam: Sie wurden von Petra Zapatero portraitiert. Auch die Gesichter von Inge Meysel, Albert Einstein, Jean Reno oder Klaus Kinski blicken die Besucher aus der "Promi-Ecke" des Ateliers an, darunter in Form von Schnellportraits, die teilweise innerhalb von nur einer halben Stunde entstehen. Erst nehme sie den Gesichtsausdruck intensiv in sich auf, dann werde gemalt, beschreibt Künstlerin Zapatero ihre Vorgehensweise. Gleich mehrere Künstler aus den Reihen der Künstlergruppe Schieferturm waren in der Diesterwegschule vertreten. Anna Wolfrath, Karin Seim und Iryna Jeger, die sich krankheitsbedingt von Ehemann Michael vertreten ließ, präsentierten dort Werke aus den Bereichen Realismus, abstrakte Kunst und Bildhauerei. Die drei Künstlerinnen wiesen die rund 50 Besucher, die sich am Wochenende bei ihnen sehen ließen, auch auf ihre eigene satiristische Ausstellung unter dem Titel "Is das Kunst, oder kann das wech?!" hin, die am Samstag, 29. Juni, mit einer Vernissage im Atelier des Künstlerbundes Schieferturm in der Hammer Straße 21 eröffnet wird und zu der auch eine wortgewaltige Mundart-Komikerin erwartet wird. Restlos von der Veranstaltung begeistert war auch Reimund Kasper. Und zwar nicht aufgrund des regen Zulaufs - rund 150 Besucher hatten im Laufe des Wochenendes den Weg zur Kasperschen Villa gefunden - sondern vor allem wegen des jungen Publikums. Etwa die Hälfte der Besucher sei zwischen 18 und 40 Jahre alt gewesen, was im Vergleich zu früheren Veranstaltung ungewöhnlich jung sei. "Offenbar interessieren sich die nächsten Generationen doch mehr für diese Dinge, als viele glauben", sagt Kasper, der zurzeit selbst im Rahmen eines Goya-Projektes mit jungen Künstlern aus Amerika und der Schweiz zusammenarbeitet, dessen Ergebnisse demnächst in gemeinsamen Ausstellung in Florida und Basel vorgestellt werden sollen. Hochzufrieden waren auch die etwas außerhalb gelegenen Kunstschaffenden in den Stadtteilen. Eva Simmet, die in ihr Heerener Atelier eingeladen hatte, freute sich, dass sie bei dem herrlichen Sommerwetter auch ihren Gartenbereich mit in ihre Ausstellung einbeziehen konnte. Genau das tat auch Petra Eckardt bei sich in Methler. Auch dort, sagt sie, habe man sich nicht über fehlendes Interesse beschweren können. Das konnten auch die Gästeführer nicht. Rund 25 Kunstinteressierte schlossen sich den von Manfred Böse geführten Radtouren und den von Andrea Woter geleiteten Rundgängen durch die City-Ateliers an. Es seien auch einige Teilnehmer von weiter außerhalb dabei gewesen, etwa aus Ostwestfalen, berichtet Andrea Woter. Die seien immer darüber erstaunt, welchen künstlerischen "Artenreichtum" Kamen zu bieten habe, was wohl am Malocher-Image des Ruhrgebiets im Allgemeinen liege. Dafür, dass sich dieses Klischee wandelt, haben die "Offenen Ateliers" an diesem Wochenende einmal mehr gesorgt.