Kamen. Die TECHNOPARK KAMEN GmbH lädt zusammen mit dem Fachbereich Kultur der Stadt Kamen zur Eröffnung der 33. Ausstellung am 09. März 2017 in die Galerie im Technopark ein. Ausgestellt werden großformatige Holzschnitte von Karin Hilbers.
Dr. Karin Hilbers, geb. 1950 in Nordenham, studierte zunächst Kunst, Biologie und Chemie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und promovierte 1982 zum Dr. rer. nat. Sie war als Studienrätin an Gymnasien in Schleswig-Holstein tätig und entschloss sich dann für das Kunststudium und die künstlerische Laufbahn. Als Künstlerin hat sie inzwischen an vielen Einzel-/Partner- und Gruppenausstellungen teilgenommen und sich einen Namen gemacht.
In ihren komplexen und detailreichen Arbeiten greift sie gesellschaftsrelevante Fragen auf, aber auch Zeichen aus den Naturwissenschaften sind zu erkennen. So setzt sich die Künstlerin z.B. in ihrer Arbeit „lautes Erwachen aus stillem Strahlen“, die zu einer Holzschnittserie mit dem Titel „der lange Abschied vom Uran 235“ gehört, kritisch mit der Endlagerung radioaktiver Abfallstoffe auseinander. Der ausgedehnte Transport radioaktiver Frachten auf unseren Wasserstraßen wird in der Arbeit „immer eine Reise wert“ thematisiert.
Karin Hilbers erzählt, dass die Ideen für die Arbeit „Löcher im Himmel“ bei der Betrachtung des Himmels über Jasdorf entstanden: „Von meinem Atelierfenster aus habe ich einen weiten Blick über die Landschaft. An klaren Tagen zeigt der Himmel ein Muster von Kondensstreifen, die von den zahlreichen an der Ostseeküste entlang fliegenden Flugzeugen hinterlassen werden. Je nach Grundstimmung mäanderten die Gedanken dabei von einem „Himmel voller Geigen“, der doch immer wieder Löcher aufweist, zu der durch den Flugbetrieb geförderten Aufwärmung der Erdatmosphäre oder zu dem uns überspannenden Informationsfilter, in dem wir jedoch Löcher finden können, über die uns auch fremde Einflüsse erreichen werden.“
Karin Hilbers arbeitet in der Technik des Holz- und Linolschnitts. Ihre Holz- oder Linolschnitte druckt sie in vielen Arbeitsschritten auf Leinwand. Großformatige Farbholzschnitte werden durch Überarbeitung zu Unikaten, so wird das kulturgeschichtlich alte Druckverfahren des Holzschnitts von ihr spielerisch experimentell erweitert. Manchmal druckt sie Spuren, wie z.B. Reifenspuren im Straßenbelag auch direkt ab. Einige Arbeiten zeigen das Muster von Straßenpflaster, das durch Abreiben mit weißer Farbe eingefärbter Pflastersteine auf vorher grundierte Leinwandbahnen entstand. Ihre Themen entnimmt Karin Hilbers ihrer direkten oder der Medien-Umwelt, wobei sie die Inhalte, die sie emotional stark beschäftigen, am besten durch den manchmal wochenlangen Herstellungsprozess ihrer Arbeiten tragen. Aber auch Aspekte der Geschichte und Zeichen und Diagramme aus den Naturwissenschaften finden sich in ihren komplexen und detailreichen Arbeiten, die sich häufig mit gesellschaftsrelevanten Fragen auseinander setzen. Die gesamte Aussage einer Arbeit erschließt sich manchmal erst bei genauerer Betrachtung. Die Arbeit „lautes Erwachen aus stillem Strahlen“ gehört wie auch die Arbeit „vom Wirbel zur Turbulenz“ zur Holzschnittserie „Der lange Abschied vom Uran 235“ und zeigt u.a. ein Modell des Uranatoms 235, das in Atomkraftwerken verwendet wird und ein gelbes Kreuz, das wir häufig im Wendland finden als Zeichen für den Widerstand gegen das geplante Endlager für radioaktiven Müll in Gorleben. Der ausgedehnte Transport radioaktiver Frachten auf unseren Wasserstraßen, häufig auf Kanälen und durch dicht besiedelte Gebiete wird thematisiert in der Arbeit „immer eine Reise wert “. Ein „Frauenbild“ bietet einige Möglichkeiten der Interpretation, ebenso vielleicht das immer wieder veränderte „Männerbild“.
Galerie im Technopark, Ausstellung 33, 09.03. – 04.05.2017, Löcher im Himmel, Druckgrafik, Karin Hilbers